Überleben im Winter: Für Eichhörnchen zählt jetzt jede Nuss!

Wer die Tiere im Herbst unterstützen möchte, kann bereits mit einfachen Mitteln viel bewirken.

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Symbolbild | Foto: NABU / Kathy Büscher

Region. Jetzt wird es ernst: Die letzten warmen Tage sind gezählt und die Natur stellt sich langsam auf den Winter ein. Während einige Tiere bereits in ihre Winterquartiere verschwinden, beginnt für das Europäische Eichhörnchen eine besonders arbeitsreiche Zeit. Denn die kleinen Kletterkünstler halten keinen Winterschlaf, sondern sind auch in der kalten Jahreszeit immer wieder aktiv – vorausgesetzt, ihre Vorratskammern sind gut gefüllt. Der NABU Niedersachsen erklärt in einer Pressemitteilung, wie wir ihnen dabei helfen können, gut durch den Winter zu kommen.



„Eichhörnchen beginnen im Herbst damit, sich Vorräte anzulegen“, berichtet Lamin Neffati, Pressesprecher des NABU Niedersachsen. „Sie sammeln eifrig Nüsse, Samen und Kerne und vergraben sie an verschiedenen Orten, um im Winter darauf zurückgreifen zu können.“ Dabei verlassen sie sich auf ihren ausgezeichneten Geruchssinn – doch nicht jedes Versteck wird später wiedergefunden. Genau das ist übrigens ein Glücksfall für unsere Wälder: Aus vergessenen Vorräten wachsen neue Bäume. „So tragen Eichhörnchen ganz nebenbei zur Verjüngung unserer Wälder bei“, freut sich Neffati.

Mit einfachen Mitteln viel bewirken


Wer die Tiere im Herbst unterstützen möchte, kann bereits mit einfachen Mitteln viel bewirken. Am hilfreichsten ist es, den eigenen Garten naturnah zu gestalten: Heimische Gehölze wie Haselnuss, Walnuss oder Buche bieten nicht nur natürliche Nahrung, sondern auch Versteckmöglichkeiten für die Vorräte. Auch Wasserstellen sind wichtig, sollten aber täglich gereinigt werden, um die Übertragung von Krankheiten zu verhindern.

Besonders praktisch ist ein Eichhörnchen-Futterautomat. Ähnlich einem Vogelhäuschen, aber mit einer durchsichtigen Frontscheibe und einer kleinen Klappe, ermöglicht er den Tieren, sich gezielt mit Nahrung zu versorgen. „Manchmal lassen sich Eichhörnchen dabei beobachten, wie sie in so einem Automaten sitzen, umgeben von lauter Nüssen, als wären sie in einem Schlaraffenland“, ergänzt Bärbel Rogoschik, Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums in Leiferde, schmunzelnd. Befüllt werden sollte der Automat mit energiereicher Nahrung wie Hasel- und Walnüssen, Sonnenblumenkernen oder Haferflocken.

Gefahren im Garten erkennen


Doch nicht nur das Futter sei entscheidend für das Überleben im Winter. Auch der Schutz vor Gefahren spielt eine zentrale Rolle. Besonders in urbanen Gebieten kann der Alltag für ein Eichhörnchen gefährlich werden: Straßenverkehr, freilaufende Haustiere oder offene Regentonnen werden oft zur tödlichen Falle. „Gärten sollten aus Sicht eines Eichhörnchens betrachtet werden“, empfiehlt Rogoschik. „Liegt irgendwo ein Rohr, in dem ein Tier stecken bleiben kann? Gibt es offene Wasserbehälter oder gar Leimringe an Bäumen?“ Letztere sind zwar zum Schutz vor Insekten gedacht, können aber Eichhörnchen das Leben kosten, wenn sie darin kleben bleiben.

Auch bei der Gartenpflege gilt: Rücksicht ist besser als Eile. Wer im Winter Bäume fällen möchte, sollte diese vorher sorgfältig mit einem Fernglas auf bewohnte Kobel absuchen. „Ein herunterstürzendes Nest kann für ein darin schlafendes Eichhörnchen lebensgefährlich sein“, warnt Rogoschik.

Kobel mit zwei Ausgängen


Eichhörnchen nutzen für ihren Winterkobel oft Astgabeln in großen Bäumen, gelegentlich aber auch verlassene Nistkästen oder Baumhöhlen. Der Bau wird liebevoll ausgepolstert, manchmal bis zur Größe eines Medizinballs, damit er ausreichend Schutz vor Kälte bietet. Zwei Ausgänge sorgen dafür, dass das Tier im Ernstfall schnell flüchten kann.

Besonders wichtig: Ein ruhiger Garten im Winter hilft dem Eichhörnchen, sich an seine Vorratsverstecke zu erinnern. „Wer im Garten ständig umgräbt, Sträucher entfernt oder große Veränderungen vornimmt, macht es dem Tier schwer, seine Futterverstecke wiederzufinden“, erklärt Rogoschik.

Wenn Hilfe nötig ist


Was aber tun, wenn ein Eichhörnchen verletzt oder krank wirkt? „Gesunde Tiere lassen sich nicht einfangen“, so die Wildtier-Expertin. „Ein apathisches, schwaches oder taumelndes Tier sollte möglichst stressfrei in eine Auffangstation wie das NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde oder zu einem Tierarzt gebracht werden.“ Dabei helfen dicke Lederhandschuhe und eine verdunkelte Transportbox – denn Eichhörnchen sind sehr empfindlich gegenüber Stress.

Neffati fügt hinzu: „Noch ist das Europäische Eichhörnchen nicht gefährdet. Aber das kann sich ändern. Wer ihnen jetzt hilft, schützt nicht nur eine Art, sondern auch ein Stück unserer heimischen Naturvielfalt.“

Wer dem Eichhörnchen helfen möchte, kann beim NABU Niedersachsen ein Info-Paket mit der Broschüre „Gartenlust“ und einer Farbbroschüre mit Tipps zum Eichhörnchenschutz anfordern. Es ist gegen Einsendung von fünf Euro in Briefmarken unter dem Stichwort „Eichhörnchen“ erhältlich, NABU Niedersachsen, Alleestraße 36, 30167 Hannover.

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