Umweltminister will Obergrenze für Wölfe - NABU strikt dagegen

„Die einzige sinnvolle Lösung im Umgang mit dem Wolf ist und bleibt flächendeckender Herdenschutz“, meint der NABU.

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(Symbolbild) | Foto: pixabay

Niedersachsen. Basierend auf der vom Landvolk Niedersachsen veröffentlichten Umfrage zum Wolf, die bereits am 5. Juli 2021 an das zuständige Umweltministerium übergeben worden ist, und auf den neuesten Zahlen zur Schadensstatistik der „Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf“ (DBBW) bekräftigte Umweltminister Olaf Lies kürzlich erneut seinen Plan, in Niedersachsen eine Obergrenze für den Wolfsbestand und damit gezielte Abschüsse der geschützten Art einzuführen. Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen, kritisiert das Festhalten des Ministers an den Abschussplänen in einer Pressemitteilung.


„Zu den Aufgaben eines Umweltministers gehört auch der Schutz von Wildtieren und ihren Lebensräumen“, meint Buschmann. Die offizielle Nutztierrissstatistik Niedersachsens belegt, dass Schadensfälle vor allem dort auftreten, wo kein entsprechender Herdenschutz durchgeführt wurde: Im Jahr 2020 wurden insgesamt 358 Fälle als mögliche Wolfsübergriffe gemeldet. In 226 Fällen wurde ein Wolf als Verursacher nachgewiesen. Dabei kamen 1.083 Tiere zu Tode, 181 wurden verletzt und 80 als vermisst gemeldet. 49 Fälle sind noch in Bearbeitung. Damit weisen gerade einmal 12 Prozent dieser 226 Fälle nach offiziellen Angaben überhaupt einen Herdenschutz auf und 836 Tiere waren ungeschützt, als sie vom Wolf gerissen wurden. Der NABU fordert seit längerem, diesen Zustand schleunigst in Form von mehr und vor allem geeigneten Herdenschutz und mit Förderung durch die Politik zu ändern.

Herdenschutz erfolgt schleppend


Im Gegenteil aber wurden Entschädigungszahlungen und Herdenschutzmaßnahmen nur sehr langsam vom Land geleistet. Viele Weidetierhalter hatten somit kaum die Möglichkeit, ihre Nutztiere wirkungsvoll vor dem Wolf zu schützen. Erst im letzten Jahr stiegen die Entschädigungszahlungen enorm an, wie das Portal t-online nach eigenen Recherchen zusammengefasst hat: Mitte 2020 wurden etwa 188.000 Euro ausgezahlt, für das Jahr 2021 sind es bisher bereits 558.000 Euro. Dr. Buschmann dazu: „Endlich werden auch in Niedersachsen die notwendigen finanziellen Mittel bereitgestellt, um betroffene Weidetierhalter zu entschädigen und zu unterstützen. Weitere finanzielle Mittel bleiben notwendig, damit Herdenschutz fachgerecht umgesetzt werden kann. Gleichzeitig aber werden weiter Abschüsse gefordert, anstatt den Herdenschutz erst einmal wirken zu lassen und in weiteren Regionen, die bisher kaum Herdenschutz vorweisen, konsequent weiterzutreiben.“

Entschädigungszahlen sinken bundesweit


Außerdem macht t-online darauf aufmerksam, dass die Entschädigungszahlungen bundesweit sogar sinken. „Dies zeigt, dass Herdenschutz langfristig effizient wirkt und sich für Weidetierhaltungen und Wolf auszahlt“, so Dr. Buschmann. „Gleichzeitig könne diese Entwicklung deutlicher zur Akzeptanz des Wolfes beitragen als Abschüsse“, ist er sich sicher: Nutztierrisse steigen erster Linie in den Gebieten, in denen sich die Weidetierhalter noch nicht auf den Wolf eingestellt haben. In Gegenden, in denen der Wolf länger präsent ist und in denen bereits seit längerem Herdenschutz betrieben wird, gehen die Risszahlen dagegen zurück. Der Abschuss von Wölfen verringert die Zahl an Nutztierrissen dagegen nachweislich nicht. Nach wie vor sind weniger als zwei Prozent der Nahrungstiere der heimischen Wölfe Nutztiere.

„Die einzige sinnvolle Lösung im Umgang mit dem Wolf ist und bleibt flächendeckender Herdenschutz“, bekräftigt Dr. Buschmann. „Auch ein von Minister Lies angekündigtes neues Gutachten werde daran nichts ändern, die bisherigen Zahlen und Statistiken sprechen für sich“, so der NABU-Landesvorsitzende.


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