Braunschweig. Der Arbeitgeberverband Region Braunschweig (AGV) hat in dieser Woche in einem Pressegespräch eine wirtschaftliche Standortbestimmung vorgenommen. Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Region Braunschweig, Lars Alt fand dabei deutliche Worte: „Wir befinden uns aktuell in der längsten wirtschaftlichen Schwächephase seit Gründung der Bundesrepublik." Der AGV berichtet in einer Pressemitteilung.
Anstatt bessere Rahmenbedingungen zu setzen, ducke sich der Staat einfach weg. „In einem Land, das Weltmeister bei der Bürokratie, der Steuerlast, den Energie- und Personalkosten und den Sozialabgaben ist, kann bald auch der findigste Unternehmer nicht mehr wirtschaften. Unsere Unternehmen sind intakt, der Staat ist es nicht“, betonte Lars Alt. Im Haus der Wirtschaft in Braunschweig ging der AGV-Hauptgeschäftsführer auf die Herausforderungen für die Mitgliedsunternehmen im neuen Jahr 2025 ein.
Metall- und Elektroindustrie besonders betroffen
Die Metall- und Elektroindustrie, eine der zentralen Säulen der niedersächsischen Wirtschaft, ist besonders betroffen, führte Lars Alt in seinem Vortrag zur gesamtwirtschaftlichen Situation aus. Die Krise in der Automobilindustrie als Schlüsselbranche in unserer Region wirke sich unmittelbar auf das gesamte wirtschaftliche Umfeld aus. Die Region Braunschweig-Wolfsburg spüre die Wirtschaftskrise dieses Mal zuerst.
„Wir sehen trotz der Demografie einen Anstieg der Arbeitslosigkeit, fast ein Drittel der Betriebe der Metall- und Elektroindustrie planen im Jahr 2025 mit Kurzarbeit und als Verband haben wir fast einen historischen Höchststand bei den Prozesszahlen. Was muss noch passieren, damit in Berlin und Hannover der Schlafwagen verlassen wird?“, meint Alt. „Wir fordern nach der Bundestagswahl eine Reduzierung der Unternehmenssteuern auf mindestens 25 Prozent, die Begrenzung der Sozialabgaben bei 40 Prozent und ein sofortiges Bürokratiemoratorium“, erklärte Alt.
"Vom Staat drangsaliert"
Derzeit führe der Arbeitgeberverband Region Braunschweig eine eigene Konjunkturumfrage unter seinen Mitgliedsunternehmen durch, die der Verband bei seiner Mitgliederversammlung im Mai 2025 präsentiert. Erste Rückmeldungen bestätigen den ökonomischen Abwärtstrend. „Viele Unternehmen wollen in Ruhe wirtschaften, stattdessen fühlen sie sich vom Staat mit immer neuen Auflagen nur noch drangsaliert. Auch bleibe „den Beschäftigten in kaum einem anderen Land so wenig von ihrem erwirtschafteten Einkommen wie in Deutschland“, führt Alt weiter aus.
„Mit Angeboten wie dem AGV-Feuerwehrpaket, das unter anderem Beratung zum Arbeitsrecht, zu kritischen Bankgesprächen oder zum Kurzarbeitergeld einschließt, versuchen wir betroffene Unternehmen so früh wie möglich zu unterstützen“, so Alt. „Wir sehen nicht, dass der Ernst der Lage bisher erkannt wurde. Statt die Wettbewerbsfähigkeit mit einer entschlossenen Reform der sozialen Sicherungs- und des Steuersystems zu erhöhen, werden weiterhin Scheindebatten, wie zuletzt zum Karenztag, geführt“.
"Brauchen neuen Rückenwind"
Trotz allem schloss Alt nicht nur pessimistisch: „In unserem Land und in unserer Region ist alles da: Ein leistungsfähiger und anpassungsfähiger Mittelstand, kluge Köpfe und exzellente Forschungsinfrastruktur. Wir brauchen nun neuen Rückenwind aus Berlin und Hannover. Mit den richtigen Weichenstellungen können wir die derzeitige Schwächephase überwinden und die Grundlage für nachhaltiges Wachstum schaffen.“
Der AGV vertritt 1.100 Unternehmen in Braunschweig, Wolfsburg, Salzgitter und den Landkreisen Gifhorn, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel.
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