Verbraucherschutz im Wandel: Reisen und Veranstaltungen durch Corona im Fokus

Die Beratungsschwerpunkte haben sich in der Corona-Pandemie für die Verbraucherzentrale drastisch geändert. Viele Anbieter würden "zunehmend dreister" gegenüber ihren Kunden auftreten.

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(Symbolbild) | Foto: Pixabay

Region. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen ist in der Krise stark gefragt: Allein am Telefon finden pro Woche bis zu 700 Beratungen statt, wie die Verbraucherzentrale Niedersachsen in einer Pressemitteilung berichtet. Die Nachfrage sei sogar noch höher, könne aber mangels Personal nicht bedient werden. Inhaltlich stehe das Thema Reiserecht derzeit an erster Stelle. Im Streit mit Unternehmen der Reise- und Veranstaltungsbranche gehe es um hohe Summen, die Anbieter teils unrechtmäßig einbehielten. Die Verbraucherzentrale klärt über die rechtliche Situation auf und hilft Kunden, ihre Rechte durchzusetzen.


Jobverlust, Kurzarbeit oder ausbleibende Aufträge – für viele seien die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie gravierend, teils gehe es um die Existenz. „Wenn das Einkommen wegbricht, zählt jeder Euro. Wir stärken Verbrauchern den Rücken und holen viel für sie heraus“, sagte Randolph Fries, Vorsitzender des Vorstandes der Verbraucherzentrale Niedersachsen, bei der heutigen Pressekonferenz in Hannover. Die Krise unterstreiche wie wichtig unabhängige Beratung ist. „Die Verbraucherzentrale ist für zahlreiche verbraucherrechtliche Themen erster und vor allem vertrauenswürdiger Ansprechpartner. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag für den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft“, so Fries.

Bessere finanzielle Ausstattung erforderlich


Dieser Stellenwert spiegele sich allerdings nicht in der finanziellen Ausstattung der Verbraucherzentrale Niedersachsen wider. „Seit Jahren kämpfen wir für eine Erhöhung der institutionellen Förderung. Eine funktionierende, unabhängige Verbraucherberatung und der Erhalt des Beratungsstellennetzes sind bald nicht mehr möglich“, erklärte Fries. Die finanziellen Defizite werden in der Krise deutlich spürbar. „Unsere Berater telefonieren wie die Weltmeister“, sagte Petra Kristandt, Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Niedersachsen. „Aufgrund fehlender Ressourcen können wir dennoch nicht alle Anfragen bedienen.“


Bis zu 700 Telefonberatungen werden pro Woche zusätzlich zur Vor-Ort-Beratung in den Beratungsstellen geführt. „Das ist eine hohe Zahl, zumal die Sachverhalte oft neu, die Fälle juristisch teils sehr anspruchsvoll sind“, so Kristandt. Viele Beratungen seien nicht in wenigen Minuten abzuhandeln. „Bei uns suchen Verbraucher Rat, die ihre Fragen im Internet nicht klären konnten. Wir betrachten den Einzelfall und suchen individuelle Lösungen.“

Neue Beratungsschwerpunkte – Reise und Veranstaltungen



„Bei den Verbrauchern ist der Frust über das unanständige Geschäftsgebaren inzwischen deutlich zu spüren.“

- Petra Kristandt, Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Niedersachsen.



Standen in 2019 – wie auch in den Vorjahren – Probleme bei Kauf-, Werk- und Dienstleistungsverträgen sowie Fragen rund um Telefon und Internet im Vordergrund, bereiten in der Krise vor allem abgesagte Reisen und Veranstaltungen erheblichen Ärger. Leider, so die Verbraucherzentrale, treten viele Anbieter zunehmend dreister gegenüber ihren Kunden auf. Teils würden falsche Behauptungen aufgestellt oder Verbraucher aufgefordert, ihre Rechte einzuklagen. „Bei den Verbrauchern ist der Frust über das unanständige Geschäftsgebaren inzwischen deutlich zu spüren“, erklärte Kristandt. Und bei allem Verständnis für die Situation der Anbieter – Kundenrechte müssen auch in der Krise gewahrt werden.

Eine erweiterte Bilanz der Verbraucherzentrale Niedersachsen zur Corona-Pandemie und aktuelle Fallbeispiele finden Sie hier.