Braunschweig. Der Verein Braunschweiger Dschungel e.V. hat den Braunschweiger Präventionspreis 2024 erhalten. Ausgezeichnet wurde die Umsetzung des Projekts "Balu und Du" und das ehrenamtliche Engagement zur Förderung von Teilhabe und Zukunftschancen bei Kindern. Das berichtet die Stadt in einer Pressemitteilung am heutigen Freitag.
Der 2021 gegründete Verein setzt das bundesweite Mentoringprogramm, das auch von der Bundesregierung ausgezeichnet wurde, in Braunschweig, Wolfenbüttel und Salzgitter um. Dabei übernehmen junge Erwachsene für mindestens ein Jahr eine individuelle Patenschaft für ein Grundschulkind. Das Projekt ist nach Figuren aus dem "Dschungelbuch" benannt: die Moglis und ihr großer Freund, Balu der Bär. Die Erwachsenen, die "Balus", treffen sich mit ihren "Moglis", den Kindern, einmal wöchentlich im außerschulischen Bereich zur aktiven Freizeitgestaltung. Durch verlässlichen Kontakt und persönliche Zugewandtheit entwickelt sich eine Beziehungsebene und damit ein besonderer Zugang zu dem Kind.
Oberstaatsanwältin sprach sich für Projekt aus
Birgit Seel, Oberstaatsanwältin und Beisitzerin im Präventionsrat, betonte in ihrer Laudatio den präventiven Ansatz des Projekts: "Es ist wenig überraschend, dass auch ich mich als Jugendstaatsanwältin für das Projekt ‚Balu und Du‘ als diesjährigen Preisträger ausgesprochen habe. Aus meinem beruflichen Wirken sind mir hunderte Fälle jugendlicher Straftäterinnen und Straftäter bekannt, deren Leben wahrscheinlich anders verlaufen wäre, wenn sie im Grundschulalter bereits mehr Zuwendung und Unterstützung erhalten hätten." Das Projekt fördere die Kinder und entlaste gleichzeitig die Eltern.
Susanne Kundolf (Leiterin des städtischen Soziallreferats und Vorsitzende des Braunschweiger Präventionsrats), Katharina Gähle (Preisträgerin und pädagogischen Leitung für „Balu und Du“ in Braunschweig) Birgit Seel (Laudatorin, Oberstaatsanwältin und Beisitzerin im Präventionsrat) Foto: Stadt Braunschweig / Daniela Nielsen
Aus der Forschung ist bekannt, wie wichtig eine verlässliche Bezugsperson für die gesunde Entwicklung und Resilienz, also die Widerstandsfähigkeit, eines Kindes ist. Dies gilt insbesondere dann, wenn die eigenen Eltern hierzu, vielleicht auch nur in Teilen und zeitlich begrenzt, nicht in der Lage sind und Unterstützung brauchen.
Zeit und Aufmerksamkeit
Die Ehrenamtlichen schenken den Kindern Zeit und Aufmerksamkeit, so dass diese sich über das eigene Befinden auszutauschen können. Persönlicher Zuspruch hilft, auch widrige Situationen Zuversicht zu wahren, sich etwas zuzutrauen, eigene Ziele zu stecken und diese auch weiter zu verfolgen, wenn es einmal schwierig wird. Das wiederum stärkt das Selbstbewusstsein und das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Vielfach geht es aber auch darum, einfach da zu sein und miteinander Spaß zu haben.
Susanne Kundolf, Vorsitzende des Braunschweiger Präventionsrats, und Birgit Seel überreichten den mit 2.000 Euro dotierten Preis an Katharina Gähle, pädagogische Leiterin für "Balu und Du" in Braunschweig. Sie sieht für sich auch den persönlichen Mehrwert, den sie aus dem ehrenamtlichen Engagement zieht, und wirbt um weitere Unterstützerinnen und Unterstützer: "Es ist eine große Verantwortung und eine großartige Chance einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung eines Kindes zu haben. Eine Freundschaft zwischen Mogli und Balu ist ein Austausch zweier Welten und hinterlässt Eindrücke und Perspektiven in beide Richtungen. Mich begeistert, wie facettenreich dieses Mentorenprogramm ist – herausfordernd, ja, aber auch bunt und voller wertvoller Augenblicke und in jedem Fall für alle Beteiligten bereichernd. Ich freue mich, ein Teil davon sein zu dürfen." Weitere Informationen über das Projekt und den Verein finden sich im Internet unter www.bs-dschungel.de.
Fokus liegt auf Kinder und Jugendliche
Der Präventionspreis wurde im Rahmen des dritten Braunschweiger Präventionstags in den Räumen der Öffentlichen Versicherung vergeben. Die Veranstaltung fand unter dem Titel "Prävention rechnet sich – vorgestellt am Beispiel Häuslicher Gewalt" statt. Deutlich wurde in den Ausführungen, wie Häusliche Gewalt den Alltag der einzelnen Familienmitglieder bestimmt und sich auch auf ihr zukünftiges Leben auswirken kann. Im Weiteren wurden Forschungsergebnisse über die Wirkungsweise von Prävention vorgestellt und deren gesellschaftlichen Mehrwert aufgezeigt.
Der Braunschweiger Präventionsrat setzt sich für eine zielgerichtete kommunale und schulische Prävention auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse ein. Seinen Fokus richtet er dabei auf Kinder, Jugendliche sowie deren Familien und den mit dem Heranwachsen verbundenen Lebensrisiken. In Kooperation mit zahlreichen Partnern wurden Aktionsjahre zu dem Themenfeldern Gewalt, Sucht, Medienschutz und Psychischer Gesundheit durchgeführt. Zudem werden die präventiven Initiativen lokaler Fachstellen und -Arbeitskreise unterstützt. Geschäftsführer ist Thomas Seliger vom Jugendschutz im Fachbereich Kinder, Jugend und Familie. Weitere Infos unter www.braunschweig-hilft.de .
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