Von der Trikotwerbung zum VW-Käfer: Bedeutende Erfindungen aus der Region

Denkt man an bedeutende Erfindungen, so fällt der Blick selten auf die eigene Umgebung. Doch gerade von hier kommen Dinge, die den Alltag für immer veränderten.

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Jägermeister ist wohl Wolfenbüttels größter Exportschlager.
Jägermeister ist wohl Wolfenbüttels größter Exportschlager. | Foto: Thomas Stödter

Region. Ohne sie würden Konzerte schräg klingen. Ohne sie wäre das klassische Trikotsponsoring in Deutschland wahrscheinlich nie losgegangen. Ohne sie hätte die Motorisierung in Südamerika viel später begonnen. Und ohne sie - würde München heute so nicht existieren?



Was zunächst etwas absurd und kurios klingen mag, ist die Realität. Und vor allem: Diese Erfindungen und Entwicklungen stammen allesamt aus unserer Region. Im Folgenden stellen wir fünf davon vor.

1. Von der Bar zum Fußballplatz: Jägermeister


Was heute selbstverständlich ist, begann mit einem Tabubruch – und zwar in Wolfenbüttel. 1973 ließ Jägermeister-Geschäftsführer Günter Mast den Namen seines Kräuterlikörs erstmals auf einem Bundesliga-Trikot platzieren. Wie "The SPORTFIVE Magazine" in einer Ausgabe berichtet, habe sich der für seine damaligen Provokationen bekannte Unternehmer überlegt, mit dem Vereinsnamen „Eintracht Jägermeister“ an den Start zu gehen, um so das Werbelogo clever als Schlupfloch integrieren zu können. Am Ende sei Eintracht Braunschweig zur Geburtsstätte der Trikotwerbung im deutschen Profifußball geworden, was sich Jägermeister damals 100.000 D-Mark kosten ließ, so das Online-Portal "Die Region".

Zwar hätte es der "Welt am Sonntag" zufolge bereits zuvor internationale Beispiele für Werbung auf Trikots gegeben - so soll etwa im Jahr 1953 CA Penarol in Uruguay mit Werbung auf dem Shirt gelaufen sein – doch Jägermeister habe entscheidend dazu beigetragen, dass kommerzielle Trikotwerbung in Deutschland salonfähig wurde. Heute ist die Marke mit dem Hirsch und aufgesetztem Kreuz im Wappen global bekannt. Angelehnt sein soll nach Angaben der "Website von Jägermeister" dieses Logo an Legende des Sankt Hubertus, dem Schutzpatron der Jäger (655-727). Etwas besonders Interessantes wagte übrigens der US-amerikanische YouTuber "Biwit" in einem Video: Darin baute er für seinen PC einen Kühler, der mit Jägermeister gefüllt war!

2. Vom Wirtschaftswunder zum Kultobjekt - Der VW-Käfer


Klein, knuffig und doch sehr praktisch - und vor allem: beständig. Was als nationalsozialistisches Prestigeprojekt im Jahr 1938 geplant war, wurde nach Kriegsende zum Symbol des westdeutschen Wiederaufbaus – und später zur automobilen Ikone weltweit. Der VW Käfer, entwickelt auf Grundlage von Plänen Ferdinand Porsches, wurde ab 1945 unter britischer Leitung in Wolfsburg gebaut. Nach Angaben der "WAZ" sei es der britische Major Ivan Hirst gewesen, der die Produktion überhaupt erst wieder ankurbelte – gegen Widerstände, auch seitens der Alliierten. Mit seinem robusten Design, einfacher Technik und einem günstigen Preis entwickelte sich der Käfer in den Folgejahren zum meistgebauten Auto der Welt, so der NDR.

Bis 2003 seien weltweit über 21,5 Millionen Exemplare vom Band gelaufen. In diesem Jahr habe auch die Produktion in Mexiko geendet, wo der Wagen liebevoll „Vocho“ genannt wird. Dort prägte er nicht nur das Stadtbild, sondern ganze Alltagskulturen. Wie die Tagesschau in einem Beitrag berichtet, galt der Käfer dort über Jahrzehnte hinweg als Taxi-Standard – und sei aus dem Straßenbild einiger Dörfer auch heute kaum wegzudenken. Nach dem Blog "Syflora" wurde der „Vocho“ in Mexiko auch deshalb so geschätzt, weil er leicht zu reparieren war und dies ein Vorteil gewesen sei, der den Wagen gerade in weniger wohlhabenden Regionen beliebt gemacht habe.

Nach Angaben des "Business Insiders" lief im Werk Emden am 19. Januar 1978 nun der letzte bei VW in Deutschland gebaute Käfer vom Band. Der letzte Käfer habe dabei die Nummer 21.529.464 getragen.

3. Der Helfer des Dirigenten - Der Taktstock


Ohne ihn würde im Orchester heute wohl Chaos herrschen. Jeder Ton aus dem Takt, hoch und tief - das geht definitiv schief. Der Taktstock, wie er bis heute in den Händen von Dirigenten geführt wird, geht auf den Braunschweiger Komponisten und Geiger Louis Spohr zurück. Nach Angaben des NDR nutzte Spohr ihn ab 1820 bei Proben in London – als einer der Ersten überhaupt, um ein Ensemble optisch zu führen. Laut dem Portal "Die Region" wurde die Praxis später Standard in Orchestern weltweit zwar stille, aber richtungsweisende Erfindung aus Braunschweig.

4. Ohne einen Braunschweiger gäbe es kein München - Heinrich der Löwe


Kaum zu glauben, aber ohne einen Braunschweiger wäre München heute womöglich nie gegründet worden. Wie das Projekt "Munich Greeter" berichtet, soll Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern, im Jahr 1158 eine Brücke über die Isar zerstört und eine neue errichtet haben – in strategisch günstiger Lage für Handel und Zoll. Direkt daneben entstand das Dorf „Munichen“, Keimzelle der späteren Weltstadt mit Herz.

5. Dose aus Wolfenbüttel


Auch wenn der Blick beim Einkauf auf dieses Verpackungsmittel scheinbar zu schwinden scheint und nur noch beim Camping auftritt, so war es früher ein wichtiger und mehr als beliebter Ort der Aufbewahrung für Gemüse, Fleisch und Soßen. In Wolfenbüttel wurde bereits 1872 eine Innovation geschaffen, die weltweit Geschichte schrieb: die dauerhafte Produktion der Konservendose. Wie wir in unserem früheren Artikel "Made in Wolfenbüttel: Die Dose der Lessingstadt" bereits berichteten, war es Gustav Busch, Bruder des berühmten Dichters Wilhelm Busch, der die damals erste Konservenfabrik der Stadt gründete. Ein besonders seltenes Zeugnis dieser Pionierleistung war bereits im Museum im Schloss Wolfenbüttel zu sehen – eine knapp 150 Jahre alte, original befüllte Konservendose.

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