Von Syrien bis Braunschweig - "Mo" erzählt seine Geschichte

Rund 300 Kilometer des Weges abslovierte der 24-Jährige zu Fuß. Mittlerweile arbeitet er für die Agentur für Arbeit.

Die Grünpflege gehört mit zum Arbeitsalltag von Mohamed El Ahmed.
Die Grünpflege gehört mit zum Arbeitsalltag von Mohamed El Ahmed. | Foto: Agentur für Arbeit

Braunschweig. Seit April ist Mohamed El Ahmed - Spitzname "Mo" - bei der Agentur für Arbeit im Hausmeisterservice beschäftigt. In einer Pressemitteilung der Arbeitsagentur Braunschweig beschreibt er seinen langen Weg von Syrien bis nach Braunschweig. Heute sei er sehr glücklich, auch wenn er noch viele weitere berufliche und private Ziele habe.



Mohamed El Ahmed stammt aus Syrien. Vor rund zehn Jahren ist er vor dem Krieg in die Türkei geflohen. Bereits als 14-Jähriger hat er dort nach seiner Flucht gearbeitet. Zunächst Schafe gehütet und später viele Jobs auf dem Bau gemacht. Diese Erfahrungen kann er nun auch in seinem Arbeitsalltag in Deutschland nutzen.

Reise nach Deutschland


Straßenbauer, Fliesenleger oder auch die Arbeit mit Marmor. Die Jobs in der Türkei waren vielfältig. Doch irgendwann reiften seine Pläne nach Deutschland zu gehen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Über einen Monat und rund 300 Kilometer war er zu Fuß unterwegs, bevor er sich entschloss, in Bulgarien in den Zug zu steigen. „Es war eine sehr anstrengende Zeit. Ich habe teilweise mehrere Tage nicht geschlafen und nachts im Wald habe ich die Wölfe gehört“, erinnert er sich. Der Zug brachte ihn nach Hannover. Im Bahnhof bekam er dann den Hinweis, dass er nach Braunschweig fahren soll und sich dort als Flüchtling registrieren muss. Das war vor rund einem Jahr.

Ankunft in Deutschland


Seit Anfang 2023 ist er nun in der Region. „Als in in Deutschland angekommen bin, habe ich sofort angefangen Deutsch zu lernen. Das ist meine Erfahrung aus der Türkei: Ohne Sprache geht es nicht.“ Doch wie kann eine Sprache gelernt werden, wenn die Plätze in den Integrations- und Sprachkursen monatelang ausgebucht sind? Der 24-Jährige grinst: „Ich habe mir alles selbst beigebracht. Lernvideos und das wichtigste: Ich habe alles auf die deutsche Sprache umgestellt. Mein Handy, meine Apps und alles was möglich ist. Ich muss es ja lernen,“ sagt er nicht ohne Stolz.

Mohamed El Ahmed „Mo“ bei der Arbeit in der Werkstatt.
Mohamed El Ahmed „Mo“ bei der Arbeit in der Werkstatt. Foto: Agentur für Arbeit


Zunächst habe er in Schwülper im Landkreis Gifhorn gewohnt und eine tolle Unterstützung durch die Flüchtlingshilfe der Samtgemeinde erfahren. Dort fährt er auch heute noch wöchentlich mit dem Zug hin. Mittlerweile hat er eine eigene Wohnung in Braunschweig.

„Ich möchte arbeiten“


Eines war ihm sofort klar: „Ich möchte arbeiten! Ich kann nicht zu Hause sein und nichts machen. Das hat mich sehr motiviert Deutsch zu lernen. Ich kann nicht verstehen, wie Menschen nach Deutschland kommen und die Sprache nicht lernen.“. Und dieser hohen Motivation hat er wohl auch zu verdanken, dass ihm ein Angebot im Hausmeisterservice bei der Agentur für Arbeit unterbreitet wurde.

Maik Hillig ist Kollege im Hausmeisterservice und blickt auf die letzten Wochen zurück: „Anfangs war ich mir unsicher. Klappt das mit der Sprache? Was muss ich beachten?“ Heute weiß er, dass alle Gedanken vollkommen unberechtigt waren. „Seinen Spitznamen haben wir gleich am ersten Tag vereinbart: Mo. Er ist bereits jetzt super integriert, möchte viel lernen und ist handwerklich sehr geschickt. Eine Bereicherung für unser Team“, schwärmt er vom neuen Kollegen. Dem schließt sich Mo sofort an: „Ich bin hier super aufgenommen worden. Von meinem Team, von meinen Kollegen aber auch von Deutschland. Danke.“

Die Sicht des Unternehmens


„Arbeitsmarktintegration bedeutet auch gesellschaftliche Integration und finanzielle Unabhängigkeit“, sagt Kerstin Kuechler-Kakoschke, Leiterin der Arbeitsagentur. Sie sei nicht nur Dienstleister, sondern auch Arbeitgeber und daher sei die Entscheidung auch schnell gefallen, bei der offenen Stelle im Hausmeisterservice die Augen nach geflüchteten Menschen offen zu halten. „Wir freuen uns über Herrn El Ahmed in unseren Reihen. Neben den Kollegen im Team unterstützen wir ihn auch als Arbeitgeber weiter und planen beispielsweise einen Platz im berufsbezogenen Deutschkurs. Integration hört nicht mit der Unterschrift auf dem Arbeitsvertrag auf.“

Neben der Arbeit


Seine Familienmitglieder sind in einigen Ländern, aber auch in Süddeutschland, verteilt. „Wir haben jeden Tag Kontakt per Handy“, sagt Mo. „Aber Integration muss auch neben der Arbeit sein. Meine zweite Familie habe ich in einem Braunschweiger Kampfsportclub gefunden. Das macht viel Spaß und ich kann weiter Deutsch lernen“.

Seine Zukunftspäne


„In meiner Heimat ist Krieg. Meine Zukunft sehe ich in Deutschland.“ Der nächste Schritt ist die Fahrschule. „Ich habe schon eine App zur Vorbereitung. Mein Kopf ist schon sehr voll“, sagt Mo grinsend. Seine eigenen Wünsche für die Zukunft kann er noch nicht genau sagen: „Alles kommt mit der Zeit“. Doch ein großes Ziel hat er bereits vor Augen. Er möchte einen deutschen Pass, um seinen langen Weg nach Deutschland abzuschließen, in die ganze Welt reisen zu können aber dann auch immer wieder zurück zu kommen. In das Land, das ihn so gut aufgenommen hat...


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