Vorhofflimmern: Klinikum Gifhorn bietet alternative Behandlung an

Die üblicherweise durchgeführte Blutverdünnung hat diverse Risiken. Stattdessen kann auch ein Verschluss des Vorhofohrs helfen.

Im Herzkatheterlabor des Helios Klinikums Gifhorn wird ein neues Verfahren angewendet.
Im Herzkatheterlabor des Helios Klinikums Gifhorn wird ein neues Verfahren angewendet. | Foto: Helios

Gifhorn. Vorhofflimmern ist mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten eines schweren Schlaganfalls verbunden. Ursächlich hierfür ist die Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) im linken Vorhofohr. Üblicherweise wird deshalb eine Blutverdünnung durchgeführt, die jedoch mit einem erhöhten Risiko für schwere Blutungskomplikationen einhergeht. Eine mögliche Alternative hierzu ist das Einsetzen eines Vorhofohrverschlusses. Dieses Verfahren wird seit dem Frühjahr erfolgreich im Helios Klinikum Gifhorn gemeinsam mit Dr. Christian Wilken-Tergau durchgeführt. Das berichtet Helios in einer Pressemitteilung.



Das Vorhofohr ist eine sackförmige Ausstülpung der linken Herzvorkammer. Beim Vorhofflimmern ziehen sich die Vorhöfe nicht mehr richtig zusammen und das Blut im Vorhofohr bewegt sich kaum noch. Die Folge ist die Bildung von Blutgerinnseln. Wird ein solches Gerinnsel aus dem Herzohr ausgeschwemmt, kann es über den Körperkreislauf in das Gehirn gelangen und dort zu einem Schlaganfall führen.

Hohes Risiko bei Blutverdünnung


Um das zu verhindern, wird heutzutage eine Behandlung mit blutverdünnenden Medikamenten durchgeführt (orale Antikoagulation). Hierbei können jedoch auch schwerwiegende Komplikationen in Form von Blutungen auftreten. Zudem können diese Medikamente bei einigen Begleiterkrankungen nur mit einem sehr hohen Risiko verordnet werden. Alternativ zu dieser medikamentösen Therapie gibt es die Möglichkeit, das linke Vorhofohr, die Hauptquelle für Thromben im Herzen, minimalinvasiv zu verschließen. Dies gilt als sichere und einfache Methode.

Dr. Christian Wilken-Tergau führt einen Vorhofohrverschluss durch.
Dr. Christian Wilken-Tergau führt einen Vorhofohrverschluss durch. Foto: Helios


Seit etwa einem Jahr arbeitet Dr. Christian Wilken-Tergau als niedergelassener Arzt in Celle, nachdem er die letzten neun Jahre als Ärztlicher Leiter des Herzkatheterlabors im AKH Celle tätig war. Seit diesem Jahr behandelt er strukturelle Herzkrankheiten unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Team des Herzkatheterlabors im Helios Klinikum Gifhorn. „Wir freuen uns, Dr. Wilken-Tergau als Kooperationspartner gewonnen zu haben, der außerdem der erste zertifizierte Nutzer des Herzohrverschlussverfahrens in Niedersachsen war“, so Prof. Dr. Michael Niehaus, Chefarzt der Medizinischen Klinik I (Kardiologie, Elektrophysiologie, Internistische Intensivmedizin).

Schirmchen aus Polyurethan und Titan


Bei einer Herzkatheteruntersuchung wird ein sogenanntes Vorhofohrverschluss-System unter Ultraschallkontrolle in das linke Vorhofohr implantiert. „Der Vorhofohrverschluss kommt als kleines Netz-Schirmchen aus Polyurethan und Titan in unterschiedlichen Größen. Es entfaltet sich im Vorhofohr und dichtet dieses ab“, erklärt Dr. Christian Wilken-Tergau. „Nach einigen Wochen hat sich über dem implantierten Verschlusssystem körpereigenes Gewebe gebildet, das Vorhofohr ist damit komplett verschlossen und es können sich keine Gerinnsel mehr darin bilden. Dadurch ist das Schlaganfallrisiko ebenso wie bei der medikamentösen Behandlung vermindert.“

Zusätzlich zum Vorhofverschlussverfahren wird durch die Unterstützung von Dr. Wilken-Tergau der Verschluss eines Persistierenden Foramen Ovale (PFO) durchgeführt. Das Foramen ovale ist eine angeborene Öffnung zwischen den beiden Herzvorhöfen, die sich normalerweise nach der Geburt verschließt. Manchmal bleibt es jedoch offen und kann dann auch schon bei jüngeren Menschen zu Schlaganfällen führen. Ein interventioneller Verschluss dieses PFO verringert dieses Risiko zuverlässig.


mehr News aus der Region