Warntag in der Region: Noch immer bleiben Sirenen stumm

Die Bevölkerung soll für Notsignale über unterschiedliche Plattformen sensibilisiert werden. Die Sirenen ertönen aber auch bei diesem Warntag nicht überall.

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Symbolfoto.
Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Region. Am 14. September ist es wieder so weit und der bundesweite Warntag 2023 findet statt. Alle zur Verfügung stehenden Mittel werden genutzt, um die Alarmierung der Bevölkerung zu testen. Während neben den Warn-Apps, Radio- und TV-Durchsagen, Lautsprecherwagen und Co. seit neuestem auch das Cell Broadcast Teil des Warnmixes ist, gibt es bei einem klassischen Signal Probleme.



Der Katastrophenschutz in Deutschland erlebt durch jüngste Entwicklungen aktuell wieder eine Hochzeit. Die zuständigen Behörden arbeiten ihre Notfallpläne aus, mit Cell Broadcast ist eine vollständig neue Technik an den Start gekommen - unabhängig von Smartphone-Modell und Mobilfunkanbieter sollen damit die meisten Menschen eine Warnung auf ihr Gerät bekommen. Hinzu kommen Warn-Apps wie Nina, Katwarn und (neu) BIWAPP.

Hier gibt es Probleme


Doch ein klassisches Warnmittel will sich aktuell noch nicht richtig an die von Naturkatastrophen und Krieg bedrohte Welt anpassen: die Sirene. Schon seit alten Kriegstagen kennt man die schüssel- oder hornförmigen Apparaturen auf den Dächern öffentlicher Gebäude. Mit ihren langen und vor allem lauten Signalen können sie vor Ort viele Menschen erreichen, warnen vor Luftangriff, Umweltkatastrophen und mehr. Doch das System ist alt und nicht mehr an die moderne Warn-Infrastruktur angepasst. So sollen nun nach und nach alle Sirenen modernisiert und an die digitale Welt angeschlossen werden. Das dauert allerdings und kostet viel Geld. Während dies an manchen Orten gut vorangeht, hinken andere Kommunen deutlich hinterher. Hier werden dann also auch zum diesjährigen Warntag die Sirenen schweigen.

Über den Warntag 2023


Federführend für den Warntag ist grundsätzlich das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Dies übernimmt in Zusammenarbeit mit den Innenministerien der Länder die Durchführung, also auch die Auslösung bestimmter Warnmittel. Das Modulare Warnsystem des Bundes (MoWaS) (es löst Warn-Apps und Cell Broadcast aus) erfolgt zentral. Nur lokale Warnmittel werden mit Unterstützung der örtlichen Katastrophenschutzbehörden umgesetzt - wie beispielsweise Lautsprecherwagen und eben Sirenen (wenn einsatzbereit).

Für den 14. September ist eine Auslösung der Warnsysteme wieder für 11 Uhr geplant. Eine Entwarnung soll dann um 11:45 Uhr erfolgen.

So bereitet sich die Region vor


regionalHeute.de hat sich in der Region bei den zuständigen Katastrophenschutzbehörden umgehört, um einen groben Überblick zu erhalten, wie es mit den Sirenen in unseren Städten und Dörfern bestellt ist. Eines vorweg: von einem flächendeckenden Sirenen-Warnnetz sind wir noch weit entfernt.

Bereits im vergangenen Jahr, am 8. Dezember, blieben deswegen zum bundesweiten Warntag vielerorts die Sirenen stumm, während Warn-Apps und das neue Cell Broadcast zufriedenstellend viele Menschen erreichten - so das damalige Fazit der Behörden.

Durch die Zuständigkeit des BBK treffen nicht alle Kommunen in unserer Region eigene Vorkehrungen, da die Alarmierung bundesweit zentral gesteuert wird. Dies ist beispielsweise in Helmstedt der Fall, in Salzgitter sei man dagegen bereits gut aufgestellt, auch Braunschweig arbeitet weiter am eigenen Warnmix. Wolfenbüttel sei bereits dabei eigene Systeme zu planen (wie Lautsprecherwagen). In Peine gab es ebenfalls eine Vorbesprechung mit Fachgruppe Warnen des Landkreises.

Wo sind Sirenen zu hören?


Da der Umbau beziehungsweise Ausbau des Sirenen-Netzes sehr unterschiedlich vorangeht, ist die Abdeckung in der Region ebenfalls eher unregelmäßig.

Braunschweig
In Braunschweig sei man mit der Grobplanung zum neuen Sirenen-Warnsystem bereits fertig, nun sollen mögliche Aufstellungsorte geprüft werden. Allerdings starte die Umsetzung erst noch. Dafür gibt es zusätzlich digitale Informationstafeln und eine Meldung über die Social Media-Kanäle ist geplant.

Wolfenbüttel
Im Landkreis Wolfenbüttel erklingen Sirenen, allerdings nicht überall. Das Netz müsse noch dichter werden und alte Geräte ausgetauscht werden, wie der Landkreis berichtet. Wann das Projekt abgeschlossen werden kann, sei aktuell noch nicht abzuschätzen und auch von der Verfügbarkeit entsprechender Fördermittel des Bundes und des Landes Niedersachsen abhängig.

Wenig abgedeckt seien die Innenstadt von Wolfenbüttel und einige Orte im Landkreis - unter anderem auch in Groß Biewende, wo die Sirene kürzlich einem Brand zum Opfer gefallen sei.

Über Social Media soll auch hier zusätzlich informiert werden.

Salzgitter
Gut aufgestellt sei man in Salzgitter. Hier sei man bereits seit dem ersten Warntag 2020 in der Lage gewesen, die vorhandenen Sirenen auszulösen.

54 stationäre Sirenen seien in diesem Jahr einsatzbereit, diese werden von zwei mobilen Sirenen auf Einsatzfahrzeugen unterstützt.

Bis Ende kommenden Jahres soll die Anzahl auf 62 Sirenenstandorte erhöht werden. Auch hier sei man dafür allerdings auf Fördermittel angewiesen. Der Ausbau solle dann dazu führen, "dass in jedem Stadtteil ein solches Signal deutlich hörbar ist", so Feuerwehrdezernent Eric Neiseke.

Über Social Media und einen Hinweis an die Presse sollen die Menschen zudem informiert werden.

Goslar
Im Landkreis Goslar sind aktuell 105 aktive stationäre Sirenen einsatzbereit, hinzu kommen fünf mobile Anlagen.

Grundsätzlich seien Sirenen flächendeckend vorhanden, die Abdeckung werde aber weiter ausgebaut. Durch weiteren Bedarf (beispielsweise durch neue Wohngebiete) oder wegen der Erneuerung alter Anlagen könnte man kein genaues Abschlussdatum nennen für die laufenden Maßnahmen.

Peine
Auch das Sirenen-Netz im Landkreis Peine muss modifiziert und erneuert werden. Es existieren zwar in den Gemeinden Edemissen, Hohenhameln und Wendeburg noch Sirenenstandorte, diese seien aber nicht an die neue Infrastruktur angekoppelt. So wird es in diesem Jahr noch keine Sirenen-Warnung geben. Der Auftrag zur Errichtung einer neuen Infrastruktur sei allerdings bereits vergeben worden. Mit Abschluss der Maßnahmen sei im Jahr 2026 zu rechnen.

Über Medienkanäle sollen die Menschen auch hier gewarnt werden.

Gifhorn
Im Landkreis Gifhorn gebe es bereits ein sehr enges Sirennetz. Hier heißt es, dass alle in Betrieb befindliche Sirenen auch den Warnton "Bevölkerungswarnung" abspielen werden. Allerdings gebe es wohl auch neue Anlagen, die noch nicht betriebsbereit seien.

Über Social Media, eine Pressemitteilung und die Internetseite der Kreisverwaltung soll es ebenfalls einen Hinweis geben.

Helmstedt
Das Sirenen-Netzwerk im Landkreis Helmstedt bleibt in diesem Jahr stumm. Es befindet sich noch im Aufbau - ein Abschluss der Arbeiten ist für Ende 2025 vorgesehen.

Es werde allerdings im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit einen Hinweis an die Bürger über die üblichen Kanäle geben.

Wolfsburg
In Wolfsburg sei man gut aufgestellt: Mit 52 Sirenen ist das Netzwerk vollständig fertiggestellt. Dabei seien alle Sirenen funktionstüchtig. Erst kürzlich seien die alten Sirenen im Stadtgebiet durch moderne ersetzt worden.

Mit Lautsprecherdurchsagen könnten die Sirenen nun auch gezielt informieren und nicht nur mit dem bekannten Heulton warnen, so die Stadt.

Zudem würde die Stadt über die gängigen Kanäle informieren. "Der Warntag ist für uns wichtig, um Verbesserungspotentiale identifizieren zu können", so die Stadt.

Wolfsburg hat außerdem neue digitale Informationstafeln, auf denen gewarnt werden kann.


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