"Ich weiss nicht mal, wie er starb": ARD zeigt heute Corona-Doku aus Wolfsburg

Die Sendung „Ich weiß nicht mal, wie er starb – Wie ein Pflegeheim zur Corona-Falle wurde“ wird heute um 23.35 Uhr im Ersten gezeigt. Sie behandelt den Corona-Ausbruch im Hanns-Lilje-Heim in Wolfsburg mit 47 Toten.

Die WDR/NDR-Dokumentation „Ich weiß nicht mal, wie er starb – Wie ein Pflegeheim zur Corona-Falle wurde“ ist ab dem 8. Oktober 2020 (19 Uhr) in der ARD-Mediathek abrufbar und läuft am Montag, 12. Oktober 2020, um 23.35 Uhr im Ersten.
Die WDR/NDR-Dokumentation „Ich weiß nicht mal, wie er starb – Wie ein Pflegeheim zur Corona-Falle wurde“ ist ab dem 8. Oktober 2020 (19 Uhr) in der ARD-Mediathek abrufbar und läuft am Montag, 12. Oktober 2020, um 23.35 Uhr im Ersten. | Foto: WDR/Sonja Kättner-Neumann/Arnd Henze

Wolfsburg. Innerhalb weniger Tage infizierten sich in diesem Frühjahr 112 der 160 Bewohner des Wolfsburger Hanns-Lilje-Heims mit Corona, 47 von ihnen starben. Auch viele Pflegekräfte erkrankten an Covid-19. In der Öffentlichkeit entstand das Bild vom „Horrorheim“. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf, anonyme Vorwürfe wurden öffentlich verbreitet. In einer aufwendigen Recherche rekonstruieren Arnd Henze (WDR) und Sonja Kättner-Neumann (NDR) die tragischen Wochen vor Ostern im Hanns-Lilje-Heim. Die WDR/NDR-Dokumentation „Ich weiß nicht mal, wie er starb – Wie ein Pflegeheim zur Corona-Falle wurde“ wird heute um 23.35 Uhr im Ersten gezeigt.


Über mehrere Wochen konnte das Autoren-Team Pflegekräfte im Schichtdienst in den Wohnbereichen der diakonischen Einrichtung für demenziell erkrankte Menschen begleiten. Sie erzählen unter anderem, wie schwierig es für sie war, den Bewohner zu erklären, warum sie plötzlich Schutzanzüge trugen und ihnen verbieten mussten, die Zimmer zu verlassen. Sonja Kättner-Neumann und Arnd Henze sprachen mit Angehörigen von Verstorbenen und von Überlebenden, mit Ärzten und dem Wolfsburger Oberbürgermeister als Leiter des Krisenstabs und mit Medizinethikern.

Die Dokumentation vermittelt einen exklusiven Einblick in die oft widersprüchlichen Erfahrungen der Betroffenen dieser Katastrophe. So entsteht ein Bild, in dem Dankbarkeit für das Engagement der Pflegekräfte und hilflose Wut über das einsame Sterben von Verwandten nebeneinanderstehen. Fehler und Versäumnisse werden benannt, ohne zu verurteilen. Denn wichtiger als die Suche nach Schuldigen ist die Frage: Welche Lehren lassen sich aus den Erfahrungen von Wolfsburg ziehen? Was muss getan werden, damit der Schutz vor dem Virus nicht zum sozialen Tod in Einsamkeit führt?

Noch immer sucht das Heim einen Weg zurück in einen Alltag unter Corona-Bedingungen. Das Betretungsverbot gilt während der Dreharbeiten immer noch, Besuche sind nur unter strengen Hygieneauflagen auf dem Außengelände erlaubt – Einschränkungen, die den Kontakt mit den demenziell Erkrankten für die Angehörigen kaum erträglich machen. Umso größer ist die Sorge vor dem Winter und einer zweiten Welle. „Ein Krieg ist irgendwann vorbei – Corona hört nicht auf“, sagt eine Pflegerin aus Kroatien, die als Kind einst vor dem Krieg in ihrer Heimat nach Niedersachsen geflüchtet war.


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