Wegen Automatensprengungen: Schritt weg vom Bargeld gefordert

Geht es nach der Deutschen Polizeigewerkschaft, sollte Deutschland dem skandinavischen Vorbild folgen und das Bargeld weitgehend abschaffen.

Könnten Geldautomaten gänzlich überflüssig werden? Symbolbild.
Könnten Geldautomaten gänzlich überflüssig werden? Symbolbild. | Foto: Anke Donner

Niedersachsen. Auch in unserer Region ist es mehrfach zu Sprengungen von Geldautomaten gekommen. Häufig gehen diese auch mit erheblichen Schäden am Gebäude einher. Ende Februar wurden bei der Verfolgung der Täter nach einer Sprengung im Landkreis Osnabrück zwei Polizeibeamte verletzt. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) Niedersachsen nimmt dies zum Anlass und fordert Konsequenzen. Eine davon: die Einschränkung von Bargeld in Deutschland.



Sprengungen von Geldautomaten seien lebensgefährlich - für Unbeteiligte, Polizeikräfte und Täter, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der DPolG. "Nacheile, Verfolgung und Festnahme der Täter sind gefährlich und kompliziert - von den explosiven Fahrzeugen mal ganz zu schweigen. Diese Gefahren werden derzeit ausschließlich auf dem Rücken der Kolleginnen und Kollegen ausgetragen. Das geht so nicht weiter, jeder verletzte Kollege ist einer zu viel", betont Christian Albert, DPolG-Vorsitzender im Direktionsverband Osnabrück und selbst bereits an derartigen Einsätzen beteiligt.

Die eingesetzten Beamtinnen und Beamten müssten sich unter hoher Anspannung stets die Frage stellen, ob Verfolgungsfahrten mit hohen Geschwindigkeiten nicht abzubrechen seien, um weitere Gefahren zu vermeiden. Neben den bereits bekannten Maßnahmen, die im europäischen Ausland erfolgreich seien, gebe es aber weitere Möglichkeiten, der Bedrohungen durch Geldautomaten-Sprengungen Herr zu werden.

Banken in der Pflicht


Die DPolG Niedersachsen fordert die Banken auf, ihren Beitrag dazu zu leisten, dass sich Geldautomaten-Sprengungen nicht lohnen. Patrick Seegers, DPolG-Landesvorsitzender sagt dazu: "Wenn wir in unsere Nachbarländer schauen, liegen Lösungen auf dem Tisch. Dänemark hat das Bargeld- und somit Automaten-Angebot drastisch reduziert und somit Tatanreize minimiert, in den Niederlanden sind die wenigen vorhandenen Automaten mit Tinte oder ähnlichen Varianten versehen, die das Geld bei einer Explosion unbrauchbar machen. Wenn sich die deutsche Bankenwirtschaft weiterhin nicht in der Lage sieht, Tatgelegenheiten zu reduzieren, muss das gesetzlich vorgeschrieben werden, wie
es Innenministerin Behrens bereits zur Diskussion gestellt hat."

Seegers führt dazu weiter aus: "Die Banken sind in der Pflicht, ihre Gebäude optimal zu sichern. Dass das mitunter nicht einfach ist, ist uns bewusst, aber notfalls müssen die Banken Sicherheitsdienste beschäftigen oder die Automaten zur Nachtzeit leeren. Untätigkeit gefährdet sowohl Dritte als auch Polizei unmittelbar."

Die Tätergruppierungen stammten meist aus den Niederlanden, entwendeten dort oder im deutschen Grenzbereich hochmotorisierte Fahrzeuge und Kennzeichen, würden dann die Fahrzeuge mit Sprengstoff und Benzin vollladen und gingen in Deutschland auf Raubzug. Eine Strafverfolgung in Zusammenarbeit mit den Niederlanden sei möglich, jedoch würden da, wo ein Täter gefasst wird, zur gleichen Zeit zwei neue nachwachsen. Es gebe also nicht den einen Ansatz, sondern es brauche die Kombination von präventiven und repressiven Maßnahmen aller beteiligten Akteure.

Bargeld reduzieren


Man müsse dazu auch gesamtgesellschaftlich einen Schritt gehen, der bisher in Deutschland noch nicht so sehr Anklang gefunden habe - den Schritt weg vom Bargeld. Bargeldabhebungen an Automaten wären unnötig und es bestünde darüber hinaus die Möglichkeit, Bargeldauszahlungen gänzlich in Supermärkte, Tankstellen etc. zu verlagern. Skandinavien sollte hier Vorbild sein, so die Polizeigewerkschaft.


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