Region. Der Spendenaufruf "Krebs ist ein Arschloch" aus Wolfsburg zieht der Tage Kreise, die wohl die Initiatorin Nina Prügner Zappert nicht für möglich gehalten hätte. Auf einer Spenden-Plattform bat sie um ein wenig Unterstützung, um ihrem Mann Jens bei dessen Operation in München zur Seite stehen zu können. Was dann passierte, ist für die junge Mutter kaum zu glauben. Die Hilfsbereitschaft kennt scheinbar keine Grenzen.
Vor nicht einmal einer Woche sandte Nina Prügner Zappert ihren Hilferuf in die Welt, schrieb, dass ihr Mann Jens an Speiseröhrenkrebs erkrankt sei und sich inzwischen schon Metastasen in den Knochen gebildet haben. In Wolfsburg haben die Ärzte keine Hoffnung mehr für den 40-jährigen Jens Prügner, schrieb die verzweifelte Ehefrau und Mutter von zwei kleinen Kindern. Einziger Lichtblick sei eine Operation in München, sollte die Chemotherapie anschlagen. "Das ist für uns eine enorme Belastung. Alleine die Fahrten nach München und die Unterkunft ist für uns bald nicht mehr zu bewältigen. Ich bitte daher um eine kleine Spende auch wenn es nur ein 1 Euro ist, wir wollen unseren Mann und Papa noch ein wenig behalten. Dass er nicht mehr ganz gesund wird, das wissen wir leider. Aber jeder Tag zählt für uns", schreibt Nina Prügner Zappert in ihrem bewegenden Post und bringt damit eine unglaubliche Welle der Hilfsbereitschaft ins Rollen.
"Ich bin total platt von dieser ganzen Hilfsbereitschaft. Damit haben wir nie gerechnet. Es ist Wahnsinn", sagt Nina Prügner Zappert im Gespräch mit regionalHeute.de und erzählt, wie sie überhaupt auf die Idee eines Spendenaufrufs gekommen ist. "Ich habe im Zug gesessen und habe meiner Freundin geschrieben, dass ich bald einfach gar nicht mehr weiß, wie ich das alles bezahlen soll. Die Fahrten nach München und so, weil wir ja beide derzeit Krankengeld bekommen. Daraufhin hat sie mir den Link geschickt und ich habe es einfach versucht. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass das so ein Ausmaß annimmt. Ich bin so unendlich dankbar", sagt sie vollkommen überwältigt. Über die Spendenseite sind inzwischen mehr als 10.000 Euro eingegangen. Geld, das der Familie hilft, bei Jens Prügner zu sein, wenn er seine OP bekommt.
Jens Prügner ist an einem aggressiven und unheilbaren Krebs erkrankt. Doch er kämpft um jeden Tag. Foto: Familie Prügner
Das größte Geschenk für die junge Mutter ist nun, die Nachricht, dass eine Operation doch in Betracht kommt. Denn nach der Diagnose im Mai und Chemobehandlungen, gab es nur wenig, was man noch tun konnte. "In Wolfsburg haben sie uns gesagt, dass man nicht operieren kann. Alle haben ihn quasi schon aufgegeben und ihn nur noch palliativ behandelt. Ich habe daraufhin glaube ich jede Klinik in Deutschland angerufen und in München war es dann möglich. Am Freitagnachmittag haben wir den Anruf aus München bekommen, dass die Operation dort stattfinden kann", erzählt sie weiter. Am 6. Oktober ist es dann soweit und sie will mit ihrem Mann und ihrer zweijährigen Tochter gemeinsam nach München fahren, um ihren Mann bei der Operation zur Seite stehen zu können. "Es ist eine große und risikoreiche Operation, die mehrere Stunden dauert", sagt sie.
Aufgeben ist keine Option
Die Behandlung wird Jens Prügner am Ende vermutlich leider nicht das Leben retten. Denn Hoffnung auf eine vollständige Heilung gibt es nicht. Aber die Operation wird der Familie noch etwas gemeinsame Zeit verschaffen und nur das zählt, sagt Nina Prügner Zappert. "Man kann nur beten und wir kämpfen bis zum Schluss. Das sage ich auch immer zu meinem Mann", zeigt die Krankenschwester sich kämpferisch.
Benefizkonzert in Wolfenbüttel
Hilfe für die Familie kommt auch in Form eines Benefizkonzertes in Wolfenbüttel. Der Musiker Mark Beerell hat von dem Aufruf gehört und keine Sekunde gezögert. "Ich war selber vor zwei Jahren an Krebs erkrankt und bin mit einem blauen Auge davongekommen. Aber für mich war es selbstverständlich, dass ich da irgendwas mache. Also versuchen wir ein Benefizkonzert zu organisieren, erzählt der Musiker und freut sich, dass es schon jetzt so viele Helfer und Hilfsangebote gibt. Ein Ort für das Konzert ist schon gefunden - das Schmidt Terminal. "Wir haben da nachgefragt und es hat keine fünf Minuten gedauert, da kam die Zusage. Das ist wirklich toll. Auch haben wir schon jemanden für die Technik und viele andere Unterstützer", sagt er begeistert. Stattfinden soll das Konzert am 24. Oktober. Jetzt müsse vor allem ein Konzept eingereicht werden. "In erster Linie hängt es jetzt davon ab, dass das Konzert überhaupt genehmigt wird. Da drücken wir ganz fest die Daumen", erzählt Mark Berrell, der noch nicht verraten möchte, wer an diesem Abend spielen wird. "Es war eigentlich als keines Lagerfeuer-Konzert mit Akustik-Musik geplant. Dass es jetzt solche Ausmaße annimmt, zeigt einfach, wie groß die Hilfsbereitschaft ist."
Damit das Konzert stattfinden kann, fehlen aber auch noch viele, wichtige Dinge. "Wir brauchen unbedingt Bestuhlung für 250 Personen. Das ist schwierig und wir hoffen, dass sich da noch jemand findet, der das leisten kann. Außerdem wäre es toll, wenn wir noch Sponsoren für Speisen und Getränke bekommen", sagt er. Außerdem werden noch Desinfektionsmittel und Masken benötigt, damit auch alles hygienisch ablaufen kann. Weiter hofft Mark Beerell, dass sich noch weitere helfende Hände finden, die beim Auf-und Abbau sowie bei der Durchführung helfen. Wer einen Beitrag leisten möchte, kann sich per Mail an joergf65@web.de oder kontakt@mark-beerell.de melden.
Und eine Bitte hat Mark Beerell noch: "Der Abend steht unter dem Motto "IN MY DREAMS". Dieser Song aus meinem Album soll an diesem Abend Jens und seiner Familie gewidmet werden. Dazu wäre mein Wunsch, dass sich so viele Menschen wie es geht, diesen Song anhören, damit wir ihn an dem Abend alle gemeinsam singen können und damit Jens die besten Genesungswünsche schicken können", appelliert er.
Ob Nina Prügner Zappert an dem Konzert teilnehmen kann, weiß sie noch nicht. "Ich würde gerne dabei sein, aber ich kann es zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Wenn Jens möchte, dass ich da hingehen soll, mache ich das. Aber wir müssen nun erst einmal sehen, wie das alles verläuft. Alles hängt von dieser Operation ab", sagt sie.
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