Bonn. Die Welthungerhilfe hat die Wiederaufnahme von Entwicklungsprojekten in Afghanistan durch die Bundesregierung begrüßt, zugleich aber eine Einbindung aller Hilfsorganisationen bei Entscheidungen über den Umgang mit dem Taliban-Regime gefordert. "Wir stecken in der humanitären Hilfe bisher in einem Dilemma zwischen der Einhaltung humanitärer Prinzipien und der Frage, wie wir mit der Benachteiligung von Frauen durch die Taliban vor Ort umgehen", sagte Vorstandschef Mathias Mogge dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Es stelle sich die Frage, wie sich die politischen Entscheidungen der Bundesregierung ganz konkret in Afghanistan in der täglichen Arbeit einer Organisation wie der Welthungerhilfe umsetzen ließen. "Die Verantwortung und Risiken dürfen nicht allein auf die Hilfsorganisationen verlagert werden", so der Chef der Welthungerhilfe. Mogge sagte, es sei ein "grundsätzlich gutes Zeichen", dass die Bundesregierung die Hilfe für die notleidende Bevölkerung in Afghanistan fortsetzen wolle. Dabei sei entscheidend, dass die Rechte und Bedürfnisse der Frauen wichtige Faktoren bei der Wiederaufnahme der Projektarbeit seien.
Deutschland hatte Ende 2022 einen Großteil der staatlich finanzierten Entwicklungsprojekte in Afghanistan ausgesetzt, nachdem die Taliban ein Arbeitsverbot für Frauen in humanitären Organisationen verhängt hatten. Von dem Stopp sind auch Nichtregierungsorganisationen wie die Welthungerhilfe betroffen, weil sie Steuergelder bekommen. Nun hat das Entwicklungsministerium entschieden, die Hilfen wieder aufzunehmen. Es dürfen aber nur noch Projekte finanziert werden, die Frauen und Mädchen unterstützen.
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