Weltraumschrott: So wahrscheinlich ist es davon getroffen zu werden

Von Regen "getroffen" werden - zur Zeit immer wahrscheinlicher. Vom Blitz? - tragisch, aber nicht unwahrscheinlich. Doch von einem Objekt aus dem All?! Das gab es. Wenn auch nur einmal.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Von einem Stück Weltall getroffen zu werden – das klingt zunächst einmal nach Science-Fiction. Doch genau das ist 1997 einer Frau in den USA passiert. Lottie Williams aus Tulsa, Oklahoma, ist bis heute der einzige dokumentierte Fall eines Menschen, der nachweislich von Weltraummüll getroffen wurde.



Die Wahrscheinlichkeit dafür ist verschwindend gering, doch mit dem rasanten Anstieg der Raumfahrtaktivitäten wächst das Risiko.

Zufall mit kosmischem Ursprung


Am Morgen des 22. Januar 1997 wurde Williams während eines Spaziergangs von einem kleinen, metallischen Objekt an der Schulter getroffen. Sie blieb unverletzt. Doch das etwa handgroße Trümmerteil wurde später als Fragment einer Delta-II-Rakete identifiziert, die 1996 im Rahmen einer NASA-Mission gestartet war. Das Ereignis bleibt bis heute einzigartig: Lottie Williams ist laut den "Guinness World Records" der erste und bislang einzige Mensch, der nachweislich von Weltraumschrott getroffen wurde.

Was ist Weltraumschrott – und wie groß ist die Gefahr?


Weltraummüll umfasst nicht mehr benötigte Objekte im Orbit, etwa ausgebrannte Raketenstufen, ausgediente Satelliten oder Bruchstücke aus Kollisionen. Laut dem "Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt" (DLR) umkreisen circa 29.000 größere Trümmerteile registriert die Erde. Millionen kleiner Objekte – teilweise nur Millimeter groß – fliegen mit enormer Geschwindigkeit durch den Orbit. Sie erreichen dabei Geschwindigkeiten von bis zu etwa 28.000 km/h .

Obwohl der Großteil dieser Objekte in der Atmosphäre verglüht, erreichen immer wieder Trümmer den Boden. Die "NASA" dokumentiert solche Ereignisse genau und betreibt dafür das Orbital Debris Program Office, das sich mit der Überwachung und Vermeidung von Kollisionen im All befasst.

Zurück zur Erde – nicht immer kontrolliert


Laut einem Artikel von "BBC Future" (27. September 2022) kam es allein 2022 zu mehreren unkontrollierten Wiedereintritten großer Objekte: So fiel eine chinesische Langer-Marsch-5B-Rakete über Malaysia ab, während Raketenteile einer SpaceX-Mission in Australien gefunden wurden. Obwohl SpaceX den Wiedereintritt normalerweise kontrolliert gestaltet, zeigen diese Fälle, dass nicht immer alles nach Plan verläuft.

Besonders problematisch sind unsteuerbare Raketenstufen, die ohne gezielte Umlenkung in die Erdatmosphäre eintreten. Die BBC berichtet, dass bei drei Einsätzen der Langer-Marsch-5B-Rakete Teile in der Elfenbeinküste, den Malediven und Indonesien niedergegangen sind – teils in der Nähe bewohnter Gebiete.

Wie wahrscheinlich ist ein Treffer wirklich?


Weiterhin liegt laut "BBC Future" die Wahrscheinlichkeit, dass überhaupt irgendein Mensch weltweit von Weltraumschrott getroffen wird, bei etwa 1 zu 10.000. Für eine individuelle Person – also dich oder mich – sinkt die Wahrscheinlichkeit auf etwa 1 zu einer Billion. Das Risiko für Sachschäden hingegen ist deutlich höher und liegt bei bis zu 1 Prozent pro unkontrolliertem Wiedereintritt bei großen Objekten wie der Langer-Marsch-5B.

Was wird dagegen unternommen?


Das DLR und die ESA entwickeln Technologien, mit denen Weltraummüll aus dem Orbit entfernt oder kontrolliert zum Absturz gebracht werden soll. Dazu zählen Netze, Harpunen und spezielle Manöver zur gezielten Deorbitierung. Ein beliebter Zielort für solche Abstürze ist die "South Pacific Ocean Uninhabited Area" (SPOUA) – ein Bereich im Südpazifik, auch bekannt als Raumfahrzeug-Friedhof.