Deutschland. Lungenfibrose ist eine stille, aber schwerwiegende Krankheit. Die chronische Erkrankung führt zu einer schleichenden, unumkehrbaren Vernarbung des Lungengewebes bis hin zu einer "versteinerten" Lunge. Umso wichtiger sei eine frühe Diagnose. Doch häufig werde die Lungenfibrose erst spät erkannt, weil die Symptome mit anderen Krankheiten wie Asthma oder COPD (chronisch obstruktiver Lungenerkrankung) verwechselt würden. Die Folge ist ein langer Diagnose-Marathon, warnt das Unternehmen Boehringer Ingelheim in einer Pressemitteilung.
Viele Betroffene erhielten ihre Diagnose erst nach Monaten oder sogar Jahren. Es verstreiche wertvolle Zeit, in der die Krankheit unbehandelt fortschreitet und die Prognose immer schlechter wird. Durch die krankhafte Vermehrung und Verhärtung des Bindegewebes, medizinisch als Fibrosierung bezeichnet, wird das Lungengewebe zunehmend steif und verliert seine Elastizität. Die Lunge kann sich nicht mehr ausreichend ausdehnen, was die Aufnahme von Sauerstoff aus der Atemluft erheblich einschränkt.
"Rheumatische Lunge" besonders tückisch
Besonders tückisch sei die sogenannte "rheumatische Lunge". Etwa acht bis zehn Prozent der Menschen mit rheumatoider Arthritis entwickeln eine interstitielle Lungenerkrankung (ILD) - oft lange unbemerkt. Eine ILD kann zu einer Lungenfibrose führen. Die Symptome treten schleichend auf, daher werde die Erkrankung häufig nicht erkannt. Experten gehen davon aus, dass in Deutschland eine erhebliche Zahl von Lungenfibrose-Fällen noch nicht diagnostiziert ist. Die Folgen für die Betroffenen können gravierend sein.
"Die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Lungenfibrose sei oft fragmentiert und nicht interdisziplinär", beklagt Traugott Gruppe, Medizinischer Direktor Deutschland bei Boehringer Ingelheim. Das Pharmaunternehmen forscht seit mehr als 100 Jahren an Therapien für Atemwegs- und Lungenerkrankungen mit dem Ziel, die Sterberaten zu senken.
"Häufig Fehl- oder verzögerte Diagnosen"
"Wir brauchen mehr spezialisierte Lungenzentren mit interdisziplinären Fallkonferenzen, sogenannten ILD Boards, und spezielle Netzwerke, sagt Gruppe. Früherkennung und eine strukturierte Betreuung seien entscheidende Faktoren im Kampf gegen die Krankheit. "Die Realität sieht leider anders aus. Die vor allem anfänglich eher unspezifische Symptome führen in knapp der Hälfte der Fälle häufig zu Fehl- oder verzögerten Diagnosen, und selbst nach einer korrekten Diagnose wird eine adäquate Therapie oft hinausgezögert."
Eine Heilung der Lungenfibrose sei derzeit nicht möglich. Aber wenn die Krankheit engmaschig kontrolliert und rasch behandelt werde, steige die Chance auf eine höhere Lebenserwartung. Ziel der Therapie sei es, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Zum Einsatz kommen antifibrotische Medikamente, die die Gewebeverhärtung bremsen und den Funktionsverlust der Lunge verlangsamen. Ergänzend werden Maßnahmen wie Atemphysiotherapie, Sauerstofftherapie und Bewegungsprogramme empfohlen.
Entwicklung neuer Wirkstoffe
Und es bestehe Hoffnung auf eine bessere Prognose für viele Betroffene, denn die Forschung mache Fortschritte. "In der Entwicklung neuer Wirkstoffe sehen wir eine große Chance, die Lebensqualität und Lebenserwartung von Patientinnen und Patienten mit Lungenfibrose nachhaltig zu verbessern", sagt Gruppe.
Mögliche Symptome einer Lungenerkrankung sollten ernst genommen werden. Mit einem Lungenfibrose-Selbsttest lasse sich herausfinden, ob eine Lungenfibrose dahinterstecken könnte.
Lungenfibrose - kurz erklärt
Bei einer Lungenfibrose vernarbt das Lungengewebe. Das erschwert das Atmen und es gelangt weniger Sauerstoff ins Blut. Alltägliche Aktivitäten wie Treppensteigen oder kurze Spaziergänge werden zur Herausforderung. Atemnot und Sauerstoffmangel führen zu chronischer Müdigkeit und Erschöpfung. Lungenfibrosen entstehen im Kontext sogenannter interstitieller Lungenerkrankungen (ILDs). Es gibt mehr als 200 verschiedene ILDs und mehr als 100 bekannte Ursachen, die eine Lungenfibrose auslösen können.
Die Lungenfibrose zählt zu den seltenen Erkrankungen. In Deutschland sind aktuell mindestens 130.000 Menschen betroffen. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen, weil viele Patientinnen und Patienten zunächst eine falsche Diagnose erhalten. Nach heutigem Kenntnisstand kann die Vernarbung der Lunge nicht rückgängig gemacht werden. Lungenfibrose ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. Aber wenn sie engmaschig kontrolliert und rasch behandelt wird, erhöht sich die Chance auf bessere Therapieerfolge und eine höhere Lebenserwartung.