Genf. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre Empfehlungen zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung erweitert. Es sollte demnach auch zu Hause eine Maske getragen werden, wenn man einen Besucher aus einem anderen Haushalt empfängt und sich nicht sicher ist, ob die Belüftung der eigenen Wohnräume ausreichend ist. Das gelte auch, wenn der Mindestabstand eingehalten werden kann. Die WHO setzt sich in ihren Empfehlungen jedoch auch kritisch mit dem Masketragen auseinander, listet bekannte Risiken und Zweifel an deren Wirksamkeit auf.
Neben regionalen behördlichen Bestimmungen zur konkreten "ausreichenden" Belüftung empfehle die WHO einen Richtwert von zehn Litern Luft pro Sekunde pro Person in geschlossenen Räumen, die ausgetauscht werden sollten - Das ist für Wohnungen und Häuser natürlich schwer zu überprüfen, weshalb beim Empfang von Besuch sicherheitshalber auf eine Maske zurückgegriffen werden sollte, so die WHO.
Visiere bieten keinen Schutz
Die WHO geht in ihrem Empfehlungen auch auf das Tragen von Visieren ein. "Visiere bieten nur ein gewisses Level an Schutz für die Augen und sollten in Bezug auf den Schutz vor Tröpfcheninfektionen nicht als Alternative zu Masken gesehen werden." Auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitssystem sollten Visiere - alleine oder in Kombination mit selbstgefertigten Masken - nur als "letztes Mittel" genutzt werden. Vorteile sehe die WHO bei Visieren allerdings für Personen mit kognitiven Problemen, Atemschwierigkeiten und Gehörlose, die auf Lippenlesen angewiesen sind. Nichtsdestotrotz sollten auch dann nur Visiere genutzt werden, welche die Seiten des Gesichtes abdecken und über das Kinn hinausgehen.
WHO bleibt skeptisch
Neben den Empfehlungen zur richtigen Anwendung der Maske geht die WHO in ihrem Papier auch auf Streitpunkte ein. Die potenziellen Vorteile des verbreiteten Tragens einer Maske lägen vor allem im Vorbeugen der Übertragung von Krankheiten per Tröpfcheninfektion. Das beschränke sich nicht nur auf den Coronavirus, sondern auch auf andere infektiöse Krankheiten wie Tuberkulose oder die Grippe. Ein weiterer positiver Nebeneffekt sei, dass die Maske das Einhalten der anderen Hygieneregeln fördere, sei es Handhygiene oder einfach die Tatsache, dass man sich beim Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung nicht an selbige fassen kann. Die WHO räumt aber auch mögliche negative Effekte ein - darunter Kopfschmerzen und Atemschwierigkeiten, je nachdem, welche Maske benutzt wird. Weiterhin kann es durch längeres Tragen einer Maske zu Hautirritationen oder einer Verschlimmerung von Akne kommen.
Tatsächlich, so heißt es in dem Papier der WHO, gibt es nur widersprüchliche und begrenzte Belege dafür, dass die Verwendung eines Mund-Nasen-Schutzes die Ausbreitung von Atemwegserkrankungen effektiv verhindern kann. Als Beispiel nennt die WHO mehrere Studien, die mit Trägern von Masken und einer Kontrollgruppe ohne jede Maske durchgeführt worden seien. Die Studie fand keine Belege dafür, dass die Ausbreitung von Krankheiten durch das Tragen einer Maske langsamer vonstattengeht. Dem entgegen stünden wiederum andere Studien, die eine Reduktion der Krankheitsübertragung von über 70 Prozent festgestellt hatten. Alle Studien haben nach Ansicht der WHO jedoch Schwächen in ihrer Datengrundlage, da beispielsweise Daten über die individuelle Infektionswahrscheinlichkeit und andere wichtige Punkte fehlen würden.
Gleichzeitig gebe es aber auch Studien aus den Zeiten vor Corona, welche die Schutzwirkungen von Masken bei Grippe- und anderen Coronaviren belegt hätten. Alles in allem sieht die WHO nach wie vor eine eher dünne Beweislage zum Nutzen der Masken. "Trotz der begrenzten Belege zur Effektivität der Masken bei der Eindämmung der Pandemie empfiehlt die Richtlinien-Arbeitsgruppe der WHO das Tragen einer Maske in Verbindung mit den anderen präventiven Maßnahmen", schlussfolgert die WHO.
Das ganze Papier der WHO kann hier nachgelesen werden (Englisch).
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