Niedersachsen. Ist der Boden zu feucht oder zu trocken? Diese Frage stellt bei zunehmenden Wetterextremen nicht nur jeden Gartenbesitzer vor große Herausforderungen, sondern insbesondere die Land- und Forstwirtschaft. Zwar gibt es bundesweite Online-Anwendungen, die zeigen, wie viel Wasser im Boden ist. Doch jetzt stellt das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) mit dem neuen Niedersächsischen Bodenfeuchteinformationsdienst (NIBOFID) tagesaktuell und mit hoher Genauigkeit den Bodenwassergehalt dar. Das berichtet das LBEG in einer Pressemitteilung.
Bedeutung wertvoller Böden
„Damit bieten wir für Niedersachsen eine Anwendung an, auf die viele Menschen gewartet haben dürften, die Flächen bewirtschaften“, sagt LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier. „Gerade nach den extremen Wetterereignissen der vergangenen Jahre ist vielen die Bedeutung unserer wertvollen Böden noch bewusster geworden. Wir müssen schonend mit ihnen umgehen, dürfen sie nicht belasten, wenn sie zu feucht sind, oder müssen sie mit ausreichend Feuchtigkeit versehen, wenn sie zu trocken sind. Doch dazu brauchen wir verlässliche Daten“, so Mühlenmeier. „Umso mehr freue ich mich, dass wir der Allgemeinheit jetzt ein Werkzeug an die Hand geben können, mit dem man diese Daten lokal und tagesgenau erhält“, erklärt der Behördenleiter.
Im NIBIS-Kartenserver kann jetzt jede und jeder die Bodenfeuchte für die zurückliegenden zehn Tage für ganz Niedersachsen einsehen. Die Bodenexperten im LBEG zeigen mit den modellierten Bodenfeuchten im NIBOFID auf, wo die Böden gerade trocken sind und wo es gerade so feucht ist, dass Sickerwasser entsteht. Im Vergleich zu bundesweiten Informationssystemen zur Bodenfeuchte besteche NIBOFID durch die Verwendung hoch aufgelöster regionaler Daten und die Berücksichtigung des Einflusses von Grundwassers für den Boden. Durch die Überprüfung mit lokal gemessenen Daten würde zudem die Qualität der Aussagen untermauert.
Seit 2008 trockene Phase
Um die aktuellen Bodenfeuchtewerte besser einordnen zu können, stellt das LBEG im NIBIS-Kartenserver zudem unter dem Thema Bodenwasservorrat Auswertungen für die Jahre 1961 bis 2020 zur Verfügung. Die Berechnungen zeigen für Ackerflächen insbesondere im vergangenen Jahrzehnt eine Abnahme der Bodenfeuchte – hauptsächlich im Osten und Süden Niedersachsens. Vor allem seit 2008 befindet sich das Land hinsichtlich der Bodenfeuchte in einer trockeneren Phase – besonders ausgeprägt in den Jahren 2018 bis 2020. Insgesamt weisen die Bodenwasservorräte in der Vegetationsperiode in Niedersachsen einen negativen Trend auf.
Der Klimawandel sorge dafür, dass die im Vergleich trockeneren Regionen Niedersachsens noch trockener werden und zudem mehr Regionen von zunehmender Trockenheit betroffen sind. Zur Sicherung der Erträge müssten landwirtschaftliche Flächen mit geringen Bodenfeuchten bewässert werden. Dadurch steige die Nachfrage nach Wasser. Aber auch in anderen Sektoren (Trinkwassergewinnung, Kühlwasser in der Produktion und Energieerzeugung) sorge der Klimawandel für steigende Bedarfe.
Auf Herausforderungen proaktiv reagieren
Im Klimafolgenmonitoringbericht des Niedersächsischen Kompetenzzentrums Klimawandel (NIKO) werden die bisherigen Veränderungen des Bodenwasservorrats in der Vegetationsperiode aufgezeigt. Die Auswertungen dazu hat das LBEG mit dem Bodenwasserhaushaltsmodell BOWAB, auf dem auch NIBOFID basiert, durchgeführt. Daher betont das LBEG die Bedeutung von Anpassungsstrategien, um auf diese Herausforderungen proaktiv reagieren zu können. Dabei geht es um Fragestellungen, wie beispielsweise Ertragseinbußen aufgrund von Wassermangel im Boden vermieden werden können.
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