Hannover. Im vergangenen Jahr sind in Deutschland mindestens 355 Menschen ertrunken. Das waren 56 Todesfälle mehr als im Jahr 2021, teilte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) am Donnerstag in Hannover mit.
Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl an Todesfällen durch Ertrinken damit um knapp 19 Prozent. "Damit verzeichneten wir erstmals seit vier Jahren wieder einen Anstieg an tödlichen Unfällen im Wasser", sagte die Präsidentin der DLRG, Ute Vogt. Gegenüber dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre waren es jedoch 16 Prozent weniger Opfer. "Während des langen warmen Sommers ohne nennenswerte coronabedingte Einschränkungen sind die Menschen wieder mehr in zumeist unbewachten Seen und Flüssen schwimmen gegangen. Damit stieg auch das Risiko für Unfälle", so Vogt.
Insgesamt 308 der erfassten tödlichen Unglücke (rund 87 Prozent) ereigneten sich in Binnengewässern. Allein 147 Personen (2021: 120) ertranken in Seen, 105 (95) in Flüssen, 15 (acht) in Bächen, 22 (elf) in Teichen und 19 (16) in Kanälen. Auch in Schwimmbädern stieg die Zahl der tödlichen Unglücksfälle (von sieben auf 13).
Im Meer verloren weit weniger Menschen ihr Leben (18 gegenüber 26 im Vorjahr). "Mit Blick auf die kommende Badesaison appellieren wir, nicht in unbewachten Gewässern baden zu gehen und nicht leichtfertig zu handeln", mahnte die DLRG-Chefin. Darüber hinaus lobte sie die Arbeit der Rettungsschwimmer, die an der Küste 65 Menschenleben retten konnten, sowie den Einsatz der Freiwilligen an den DLRG-Stationen der Nord- und Ostsee. Zu den geretteten Personen an Badestellen im Binnenland liegen der DLRG noch keine Zahlen vor.
Knapp zwei Drittel der Todesfälle im Wasser (65 Prozent) verzeichnete die Organisation in der Badesaison von Mai bis Ende August. Verglichen mit dem Vorjahr ertranken im Mai (+19) und August (+33) deutlich mehr Menschen. Gegenüber 2021 ist die Anzahl der Opfer, die älter als 50 Jahre waren, von 57 auf 46 Prozent gesunken. Mehr als verdoppelt hat sich hingegen die Opferzahl unter den 41- bis 50-Jährigen (von 18 auf 40).
Unter den Todesfällen waren auch 20 Kinder im Alter von null bis zehn Jahren (2021: 17). "Gerade die Kinder und Jugendlichen bereiten uns Sorgen, wenn wir an den kommenden Sommer denken", sagte Vogt. Eine Befragung durch Forsa zeigte kürzlich, dass sich die Zahl der Grundschulkinder, die nicht schwimmen können, seit 2017 von zehn auf 20 Prozent verdoppelt hat. Die Befragung zeigte weiter, dass Menschen über 60 Jahren ebenso wie Personen mit niedriger formaler Bildung und Menschen mit Migrationshintergrund durchschnittlich weniger sicher schwimmen können.
"Auch sie sind im Sommer an den Gewässern gefährdeter", so Vogt.
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