Wolfenbüttel. Die Stellungnahme der Stadt zum vom Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB) geplanten Windpark zwischen Ahlum und Dettum wurde vom Bauauschuss in seiner Sitzung am Dienstag abgesegnet. Die Änderungswünsche des Ortsrates Ahlum wurden dabei berücksichtigt.
Wie Bauamtsleiter Wilms betonte, sei der ZGB Entscheidungsträger des Vorhabens. Die Stadt könne nur Stellung nehmen. Dabei sei aber auch sie in der Zwickmühle die Interessen der Bürger und die Interessen des Allgemeinwohls abzuwägen. Hier finden sie die eine Beschlussvorlage und hier die Beschlussvorlage-2. Ratsherr Werner Heise (Piraten) regte an, den bei den Ahlumer Änderungswünschen aufgeführten Punkt zu Korruptionsvorwürfen gegenüber Amtsträgern nicht so hart zu formulieren. Immerhin habe Deutschland zwar die UN-Konvention gegen Korruption 2003 unterzeichnet, aber bisher nicht ratifiziert. Der in § 108 im StGB behandelte Straftatbestand der Abgeordnetenbestechung sei in der jetzigen Fassung daher praktisch weitgehend bedeutungslos.
Im Rahmen der Einwohnerfragestunde wollte Sieglinde Dietze aus Ahlum einen von ihr verfassten Brief verlesen. Da in der Einwohnerfragestunde nur Fragen erlaubt sind, konnte sie dies nur in Auszügen tun. WolfenbüttelHeute.de veröffentlicht exklusiv den vollständigen Brief der Ahlumerin im Wortlaut.
Gründe gegen den Windpark
Das Ergebnis der Volksbefragung im September 2012 ist nicht aussagefähig. Die geringe Wahlbeteiligung von ca. 15% zeigt, dass die Informationen zur Wahl mangelhaft waren. Daraus war nicht zu ersehen, welche gewaltige, weithin sichtbare lndustrieanlage hier entstehen soll. Gefragt wurden alle (zum größten Teil nicht direkt betroffene) Wolfenbütteler Bürger einschl. Ortsteile, jedoch nicht die Anlieger Dettum und Apelnstedt. Von den abgegebenen Stimmen der betroffenen Ahlumer waren 72% gegen den Park. Insgesamt haben nur 10,8% aller Wahlberechtigten für den Windpark gestimmt. Das kann man unmöglich als klare Zustimmung werten, wie seiner Zeit von der Presse veröffentlicht wurde. Bürger, die in Nachbarschaft der geplanten Windräder wohnen, haben injedem Fall mit einer Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität und Abwertung ihrer Grundstücke zu rechnen. Wir sind hierher gezogen um in Ruhe in einer Naturumgebung zu wohnen. Wird die Natur in ein Industriegebiet vewvandelt, wollen alle weg.
Der lmmobilienwert sinkt ins Bodenlose. Das wird von keiner Baugenehmigung berücksichtigt. Der Abstand der Windräder zu Wohngebieten ist mit 1000 m viel zu gering. Der Mensch besitzt für die sich weit ausbreitenden lnfraschallwellen genau wie für radioaktive Strahlung keine Sinnesorgane. Trotzdem geht von ihr eine schädigende Wirkung aus, die mit der Größe der Windräder noch ansteigt. ImAusland gibt es deshalb als einzig wirksame Einbruch-Abwehr außerhalb von Gebäuden lnfraschall-Generatoren. Die Wirkung beruht auf einer Überreizung des Nervensystems, der zum Kreislaufkollaps führen kann. Wenn durch lnfraschall eine Verletzung ausgelöst werden kann, wie verhält es sich bei Anwohnern von riesigen Industrieanlagen wie Windrädern? Nach Berichten von Nachrichtenmagazinen klagen überall in Deutschland Anwohner von Windparks über gesundheitliche Probleme und Belästigungen. Offensichtlich haben die Bayern und Sachsen die schädliche Wirkung der Windräder erkannt und planen künftig Mindestabstände von 2000 m. Der heute gültige Mindestabstand basiert auf kleinere Anlagen der Vergangenheit. Wir fordern daher mindestens 2000 m, wie in Bayern Bei vielen Bauvorhaben hat der Naturschutz einen hohen Stellenwert.
Das muß auch für unser Naherholungsgebiet gelten. Bisher wird die Senke und der Vilgensee zwischen Ahlum und Dettum als ausgewiesenes Landschaftsschutzgebietes von vielen seltenen Vögeln bevölkert oder als Ruheplatz und Nahrungsreservat genutzt (Kraniche, Störche, Bussarde, Milane, Eisvogel, Fledermäuse usw.). Das Wäldchen am Vilgensee ist trotz durchgeführter „Pflegemaßnahmen“ (sprich: Teilabholzung) voller Leben. Wir Anwohner nutzen z.Zt. das Gebiet für erholsame Spaziergänge und Naturbeobachtungen. Beim Bau der Industrieanlagen wird unser gesamtes Naherholungsgebiet zerstört. Es macht keinen Sinn, die im Landschaftsschutzgebiet lebenden Vögel zu schützen um sie dann in ihrem Jagdgebiet, wo künftig Windräder stehen sollen, zu töten. Lt. Focus sterben in Deutschland jährlich 158.000 Vögel und 305.000 Fledermäuse durch Windräder. Fledermäuse und Vögel kommen vorwiegend durch ein Barotrauma umund nicht durch direkten Flügelschlag. Es entstehen langlebige zopfartige Wirbelfelder und Schallemissionen, die sich 1,5 km fortpflanzen können.
lm Winter ist das Betreten des Windparks wegen der lebensgefährlichen Eisschlaggefahr nicht mehr möglich. Unsere Region ist jetzt schon für immer mit erheblichen Risiken belastet. Wolfenbüttel erlangte bereits traurige Berühmtheit als Atomklo Deutschlands. 2 Atommüll-Endlager (Schacht Konrad und AsseII) liegen in unmittelbarer Nähe. Bei Bergung des Asse-Atommülls droht ein riesiges Zwischenlager nördlich der Asse. Und jetzt soll noch eine so große lndustrieanlage, die das Gefährdungspotential der Asse sogar noch erhöht, gebaut werden. Was hinterlassen wir nur unseren Kindern? Wird es die Region in ein paar Jahrzehnten noch wert sein, hier zu wohnen und zu leben? Wollen die heutigen Politiker in die Geschichte eingehen als Totengräber der einst blühenden Natur-Landschaft zwischen Elm und Asse? Wir wissen, dass einige Windräder mangels Stromableitungs- oder fehlender Speichermöglichkeit schon heute teilweise stillgesetzt werden müssen. Es fehlt eine übergeordnete Koordination, die sicherstellt, dass neu gebaute Windräder ihren Strom wirklich ins Netz einspeisen können. Neue Windkraftanlagen sind nur sinnvoll, wenn die notwendigen Stromtrassen ‚vorhanden sind und wenn. genügend Speicheranlagen existieren. In der derzeitigen Situation ist unklar, ob für neue Anlagen überhaupt Bedarf besteht.