Berlin. Angesichts der Misere des deutschen Bildungssystems planen der Stifterverband und die damit verbundenen Unternehmen die größte Initiative seit Jahrzehnten. "Gemeinsam wollen wir der Politik erfolgreiche Projekte präsentieren, damit diese sie in die Breite tragen und das System nicht nur punktuell, sondern insgesamt verbessern kann", sagte Verbandspräsident Michael Kaschke dem "Handelsblatt" (Mittwochsausgabe).
Denn "die Situation müsste jedem Politiker die Tränen in die Augen treiben", so der frühere Zeiss-Chef. Ein Bündnis mit Stiftungen, Lehrerverbänden und Bildungsforschern, die "Zukunftsmission Bildung" (ZMB), soll "gemeinsam mit Vorreitern unter den Ländern erfolgreiche Beispiele schaffen und förderliche Rahmenbedingungen gestalten, um das System zukunftsfähig aufzustellen".
Eines der Ziele ist die Halbierung des Lehrermangels bis 2030. "Hier muss die Politik ganz schnell handeln und bereit sein, heilige Kühe zu schlachten", mahnt Kaschke. "Wenn wir warten, dass nach den bisherigen Regeln die Zahl der Lehramtsstudierenden steigt, dauert das zehn Jahre, und wir haben eine Generation verloren."
Die Zahl der Kooperationen von Schulen und externen Partnern aus Stiftungen oder Unternehmen soll sich auf 4.000 verdreifachen. Der Anteil der Hochschulabgänger in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) soll von 35 auf 40 Prozent steigen und der Anteil der Hochschulen, die allen Studierenden digitale Fertigkeiten und KI-Kompetenz vermitteln, von zehn auf 30 Prozent.
Eine echte Wende sei aber nur möglich, sagte Kaschke, wenn "unsere Partner aus Unternehmen und Stiftungen an einem Strang ziehen und sich auch Topmanager persönlich engagieren". Es dürfe nicht mehr nur um den Erfolg einzelner Initiativen gehen - sondern "ums große Ganze".
Insgesamt gibt es nach Angaben des Stifterverbands in Deutschland circa 5.700 Stiftungen, die sich für Bildung engagieren und dafür jährlich mindestens 2,5 Milliarden Euro ausgeben. Auch der Stifterverband selbst, bisher vor allem für die Wissenschaft aktiv, setzt nun prioritär auf Bildung. Denn "wir sehen die Bildungsmisere als immer noch unterschätzte Gefahr Nummer eins für Wirtschaft, Wohlstand und den Zusammenhalt der Gesellschaft", sagte Kaschke.
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