"Wirtschaftliche Katastrophe": Fitnessbranche stellt sich gegen 3G-Regeln

Durch die 2G oder 3G-Regelungen drohe der Branche ein Schaden von 1,3 Milliarden Euro und ein Verlust von weiteren 34 Prozent aller Mitglieder, so ein Branchenverband.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: pixabay

Deutschland. Der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV) befürchtet durch die neuen Zutrittsregelungen nur für Geimpfte, Genesene und Getestete einen Mitgliederverlust von bis zu 34 Prozent und einen Umsatzverlust von bis zu 1,3 Milliarden Euro. Bereits im ersten Halbjahr 2021 seien 25 Prozent der Mitglieder weggebrochen. Der DSSV warnt in einer Pressemitteilung davor, Hürden für sozial schwache bei Bewegungsangeboten aufzubauen.


Die Fitness- und Gesundheitsbranche hat im vergangenen Jahr 2020 und im ersten Halbjahr 2021 einen Verlust von rund 25 Prozent der ursprünglich 11,7 Mio. Mitglieder Ende 2019 zu verkraften. Mit der Ankündigung der 3G-, beziehungsweise 2G-Regelung sowie zusätzlich der kostenpflichtigen Tests sei dies ein weiterer Schlag für die bereits geschwächte Branche, bei dem laut dem Arbeitgeberverband jegliche Verhältnismäßigkeit fehle. Aus einer aktuellen Untersuchung des DSSV, welche in Kooperation mit der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement, sowie dem Branchenfachmagazin fitness MANAGEMENT international erstellt wurde, hätten sich erschreckende Zahlen ergeben.

Corona-Tests sind aktuell für Nichtgeimpfte Voraussetzung für die Inanspruchnahme der Fitness- und Gesundheitsdienstleistungen in den Anlagen. Ab dem 11. Oktober 2021 sollen diese kostenpflichtig sein. Damit werden für die Endverbraucher finanzielle Hürden aufgebaut, die ihnen den Zugang zu Gesundheits- und Bewegungsangeboten verwehren. Insbesondere sozial schwächer gestellte Mitglieder der Bevölkerung müssen in der Folge auf die Inanspruchnahme von Fitness- und Gesundheitsdienstleistungen verzichten.

Bei der strengeren 2G-Regelung, wie sie beispielsweise in Hamburg schon als Option besteht, werden Ungeimpfte pauschal ausgeschlossen. Der Zugang zu Fitness- und Gesundheits-Anlagen ist dann nur vollständig geimpften und genesenen Mitgliedern gestattet. Die Impfquote unter den Fitnesstreibenden sei zwar hoch, dennoch würde das bundesweite Inkrafttreten dieser Regelung bedeuten, dass über 3,3 Millionen Personen der Zutritt zu Fitness- und Gesundheitseinrichtungen verwehrt wird, obwohl diese über bestehende und gültige Verträge mit den Einrichtungen verfügen.

"Verletzung der Fürsorgepflicht"


Vor diesem Hintergrund sieht der DSSV e. V. als Europas größter Arbeitgeberverband für die Fitness-Wirtschaft eine klare Pflichtverletzung seitens der Regierung hinsichtlich der Fürsorgepflicht für das Wohlergehen der gesamten Bevölkerung. Der Druck, den die Politik sich durch die Maßnahmen auf Ungeimpfte erhofft, lastet auf den Schultern der Endverbraucher sowie der betroffenen Unternehmen und führt genau zum Gegenteil des Ziels der Bundesregierung: Nicht mehr, sondern weniger Menschen werden sich gesund halten können, wenn der wissenschaftlich belegte gesundheitsprotektive und krankheitspräventive Nutzen eines regelmäßigen Fitnesstrainings nicht mehr für alle Bürger gleichermaßen zur Verfügung steht. Aus der aktuellen Untersuchung von DSSV, DHfPG und fMi gehe hervor, dass die Branche mindestens zwei Jahre benötigen wird, um das Mitgliederniveau von Dezember 2019 wieder zu erreichen. Mit Inkrafttreten der 2G-, beziehungsweise 3G-Regelung in Kombination mit kostenpflichtigen Tests rückt das Erreichen des Vor-Krisen-Niveaus noch weiter in die Zukunft. Dies verursache erhebliche wirtschaftliche Schäden für die Branche und führe zu Existenznöten bei den Akteuren auf dem Fitness- und Gesundheitsmarkt.

Kostenpflicht bei Tests ist das Problem


Nicht die Umsetzung der 3G-Regelung stellt die Fitness- und Gesundheits-Anlagen vor Herausforderungen, da ein Nachweis über einen tagesaktuellen negativen Test, eine Impfung oder eine Genesung aktuell bereits Voraussetzung für einen Besuch der Trainingseinrichtungen ist. Vielmehr ist in der Kombination der 3G-Regelung mit der angekündigten Kostenpflicht der Tests ab Oktober die zentrale Problematik für die Branche zu sehen. Die Folgen auf die vertragliche Situation zwischen Fitness- oder Gesundheits-Anlage und Mitgliedern sowie der drohende wirtschaftliche Schaden wurden von den Entscheidungsträgern nicht bedacht oder werden bewusst hingenommen. Zudem versetze die Politik die Betriebe sowie die Verbraucher in einen juristischen Schwebezustand, der zu Verunsicherungen führe, anstatt klare Regelungen zu schaffen.

"Wirtschaftliche Katastrophe" befürchtet


Der DSSV tritt mit einer klaren Forderung an die Politik: Allen Menschen muss weiterhin der Zugang zu einem gesundheitsfördernden Training in einer Fitness- und Gesundheits-Anlage ermöglicht werden, ohne dass für diese Gesundheitsdienstleistung zusätzliche Kosten durch die Verbraucher getragen werden müssen. Sollte dies nicht der Fall sein, wird diese Entscheidung der Politik in einer wirtschaftlichen Katastrophe für die Fitness- und Gesundheitsbranche resultieren. Weiter wird der gesundheitliche Schaden in der Bevölkerung das Gesundheitssystem auf mittlere und lange Sicht zusätzlich belasten. Dieser Entwicklung müsse entgegengewirkt werden. Fitness- und Gesundheitstraining müsse der Bevölkerung niederschwellig - insbesondere ohne finanzielle Hürden - und jederzeit zugänglich gemacht werden.

Beitrag zur Gesunderhaltung


Die aktuelle Studienlage belege für die deutsche Fitness- und Gesundheitsbranche, dass das Infektionsgeschehen in den Anlagen aufgrund der strengen Sicherheitsmaßnahmen sowie ausgereifter Hygienekonzepte als äußerst gering einzustufen ist. Dem gegenüber stehe ein wissenschaftlich belegter, bedeutsamer positiver Effekt auf die körperliche sowie mentale Gesundheit der Menschen durch regelmäßiges Training. Die Gesunderhaltung der gesamten Bevölkerung muss oberste Priorität in der Krisenbewältigungsstrategie einnehmen. Die Fitness- und Gesundheits-Anlagen müssten aus Sicht des Arbeitgeberverbandes seitens der Politik hierbei als zentrale Akteure, die diesen Gesundheitsauftrag qualifiziert übernehmen, eingestuft werden.

Der DSSV erklärt abschließend: „Eine Impfpflicht durch die Hintertür ist nicht die richtige Lösung für eine bessere Quote. Diese politische Entscheidung baut finanzielle Hürden auf, verwehrt Menschen den Zugang zu Fitness- und Gesundheitsleistungen und grenzt sie gesellschaftlich aus. Eine Neuauflage der Imagekampagne wäre die viel effektivere Variante.“