2036 Hochzeiten und kein Todesfall

von Jan Borner


| Foto: Jan Borner



Wolfenbüttel. Julia Mahnkopf hat als Standesbeamtin mehr als zweitausend Hochzeiten geschlossen und für so manches neugeborene Kind die Geburtsurkunde ausgestellt. Sie war, wie sie selbst sagt, ausschließlich für die glücklichen Ereignisse zuständig und hat damit ihren Traumberuf gefunden. Jetzt hört die herzliche Wolfenbüttelerin als Standesbeamtin auf. Grund dafür ist ein weiteres glückliches Ereignis.

"Ich habe so eine Kiste, da packe ich immer alle Danksagungen rein. Gestern habe ich mir erst noch einmal drei Stunden lang alle angeschaut und wurde ziemlich sentimental, weil ich ja jetzt nicht mehr arbeiten darf.“ Am Freitag vor einer Woche hatte Julia Mahnkopf ihren letzten Tag im Standesamt, aber die Sentimentalität war schon von Anfang an Teil ihres Berufes. „Am Anfang habe ich immer mitgeweint“ sagte sie in Erinnerung an ihre ersten Hochzeiten.

Traumberuf im Standesamt


„Wie so viele kleine Mädchen habe ich schon immer Hochzeiten toll gefunden. Mir gefiel die Vorstellung bei diesem glücklichen Moment dabei zu sein.“ Dafür brauchte es allerdings zuerst noch ein Studium zur Diplomverwaltungswirtin. Nach ihrem Abi in Braunschweig startete sie damit 1996 um dann im Jahr 2002 mit ihrem Abschluss in der Tasche endlich da zu landen, wo sie hin wollte: Im Standesamt Wolfenbüttel. Zwar hätten auch andere, höher dotierte Stellen für sie offen gestanden, aber entgegen dem Verständnis so mancher Freunde entschied sie sich für ihren Traumberuf, in dem es ihr darum geht, jede Hochzeit so individuell und schön wie möglich zu gestalten. Geholfen hat ihr dabei vor allem auch ihr Hobby als Theaterschauspielerin. Die Kunst, vor Publikum zu sprechen und sich darzustellen war für so manche Traurede die perfekte Übung, auch wenn sie, wie sie zugibt, bis zuletzt noch vor jeder Hochzeit etwas nervös war.

Die Dritte im Bunde


Fragt man Julia Mahnkopf nach dem schönsten Ereignis ihrer Karriere, dann fällt ihr immer wieder noch ein neues ein. Zuerst sagte sie: „Die Hochzeit meines Bruders. Die durfte ich zwar nicht machen, denn rein rechtlich darf ich ja nicht die Hochzeiten von Verwandten ersten Grades machen, aber ich habe die Traurede gehalten und das war der emotionalste Moment überhaupt." Dann fügte sie hinzu: „Und die Hochzeit einer sehr guten Freundin“ und kam schließlich zu dem Fazit: „Ach, eigentlich ist jede Hochzeit ziemlich schön.“ Und das scheinen die Bewohner in Wolfenbüttel ähnlich zu sehen, denn wie Mahnkopf erzählt, hat erst kürzlich ein Paar seine Hochzeit vorverlegt, um noch von ihr getraut zu werden.

Das eigene Glück


Julia Mahnkopf ist allerdings selbst noch nicht verheiratet, auch wenn sie den Richtigen schon gefunden hat. Der Grund dafür, dass sie mit der Ehe noch etwas warten möchte, ist übrigens derselbe, der sie auch dazu gebracht hat, als Standesbeamtin aufzuhören – ihr Kind, das sie noch im August dieses Jahres erwartet. Ihre eigene Ehe soll erst dann kommen, wenn der Nachwuchs schon da ist, oder wie sie es sagt: „Erst Kind, dann heiraten und dann natürlich auch feiern. Ich möchte nicht mit dickem Bauch vor dem Traualtar stehen.“

Neben der Familiengründung hat die ehemalige Standesbeamtin noch weitere Pläne für die Zukunft. Voller Vorfreude erklärt sie: „Ich mache mich nach dem ersten Jahr meiner Elternzeit dann selbstständig als freie Rednerin, wenn Leute nicht mehr in der Kirche heiraten, sondern zum Beispiel ihr Ehegelübde nochmal auffrischen wollen und sich selbst und ihren Gästen noch einmal ein Event bieten wollen. Viele Gäste haben mich schon danach gefragt, bisher musste ich das als Standesbeamtin immer wieder ablehnen. Da mache ich dann das weiter, was ich so an meinem Job geliebt habe.“


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