[image=45924]Nachdem in Teplingen (bei Lüchow) seit dem Wochenenede der Bauplatz einer geplanten 40.000er-Hähnchenmastanlage von Tierschützern und Agrarindustrie-Gegnern besetzt worden war, hat am gestrigen Montagabend ein Trupp von Agrarfabriken-Befürwortern und Sympathisanten des Investors den besetzten Platz mit Treckern und anderen Geräten gewaltsam geräumt.
Beobachter äußerten sich bestürzt über die von ihnen beobachtete Aggressivität. Dabei soll es auch zu körperlichen Angriffen und Verletzungen gekommen sein. Die Polizei, die am Sonntag einen Räumungsversuch abgebrochen hatte, erschien erst auf dem Gelände, nachdem die „Tripod“-Gerüste aus hohen Baumstämmen zerstört waren, auf denen sich einige Besetzer in großer Höhe aufgehalten hatten.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) bewertet diese Vorgänge als neue Eskalationsstufe in der mittlerweile flächendeckenden Auseinandersetzung um den Bau neuer Agrarfabriken. Zuvor war es bereits zu Platzbesetzungen auf dem Bauplatz des geplanten Mega-Geflügelschlachthofs des Rothkötter-Geflügelkonzerns in Wietze bei Celle sowie an Stallbauplätzen bei Peine und Schnega gekommen, nachdem diese trotz massiver Einwendungen der Anwohner genehmigt worden waren.
Die friedlichen Platzbesetzungen, so AbL-Sprecher Eckehard Niemann, seien auch bei vielen Landwirten auf [image=45925]Verständnis und sogar Sympathie gestoßen, obwohl hier ja durchaus das Eigentumsrecht der betreffenden Investoren berührt worden sei: „Die allermeisten Landwirte lehnen die nicht tiergerechte Qualhaltung in ruinöser und abhängiger Vertragsmast der expandierenden Agrarkonzerne ab.“ Diese Landwirte wüssten, dass eine agrarindustrielle Haltung von 20 ohnehin einseitig qualgezüchteten Masthühnern auf einem Quadratmeter, die ganze Mastzeit von 40 Tagen auf eigenem Kot, durchweg mit schmerzhaften Fußballenentzündungen, weder nachhaltig, zukunftsfähig und gesellschaftlich akzeptiert seien. Von daher stoße der Einsatz des Faustrechts durch einige wenige Landwirte bei den meisten Berufskollegen auf genau so wenig Verständnis wie deren Investitionspläne in eine unrentable und sozial isolierende Vertragsmast.
Die AbL forderte Behörden, Politiker, Landes- und Bundesregierung auf, solche Qualhaltungen und Agrarfabriken nicht länger zu genehmigen und zu dulden. Sie drängte auf rasche und energische Schritte hin zu einer artgerechten Tierhaltung in mittelständisch- bäuerlichen Strukturen mit Stall-Obergrenzen, eigener Futtergrundlage, begrenzten Mengen und fairen Erzeugerpreisen. Die Geflügelkonzerne und den Bauernverband forderte die AbL zu einer sachlichen Auseinandersetzung auf: Anstelle der bisherigen Schönfärberei agrarindustrieller Missstände und des Anheizens der Stimmung durch unsachliche Polemik müssten Bürger und Landwirte endlich wahrheitsgemäß über die Verhältnisse in den Agrarfabriken und die ruinöse Marktlage informiert werden.
mehr News aus Wolfenbüttel