Abriss stoppen? Debatte über altes Meesche-Vereinsheim entfacht

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Die Abrissarbeiten auf dem Sportgelände Meesche sind weit vorangeschritten. Schon bald folgt das alte Vereinsheim. Fotos: Werner Heise
Die Abrissarbeiten auf dem Sportgelände Meesche sind weit vorangeschritten. Schon bald folgt das alte Vereinsheim. Fotos: Werner Heise | Foto: Werner Heise

Wolfenbüttel. Die Abrissarbeiten am alten Meesche-Stadion im Zuge der Neugestaltung sind im vollen Gange und weit vorangeschritten. So weit, dass sich jetzt ein freier Blick auf das noch stehende Vereinsheim ergibt, über das eine Debatte entfacht ist. Einige meinen in der Architektur den Bauhausstil zu erkennen und stellen daher einen Abriss des Gebäudes infrage.


In einer E-Mail an die Stadtratsfraktionen schlägt der selbsternannte Erinnerer Jürgen Kumlehn Alarm. "Es besteht die Gefahr, dass die selbsternannte Kulturstadt Wolfenbüttel Harakiri begeht. Sollte sich nach dem Abriss tatsächlich herausstellen, dass es sich bei dem für ein Sportplatz-Funktionshaus ungewöhnlichen Baustil um ein `Bauhaus´ handelte, würde Wolfenbüttel internationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Darum mein Rat: Bauhaus-Fachleute heranziehen und dringlich eine professionelle Bewertung vornehmen", schreibt Kumlehn. Ein von der Wolfenbütteler Zeitung (WZ) befragter, namentlich nicht genannter Architekt sagt, "dass das Gebäude zumindest 'Anklänge an den Bauhaus-Stil' habe." Und WZ-Lokalredakteur Karl-Ernst Hueske meint: "Ob in einer derartigen Zeit die Stadt ein dem Bauhaus eventuell zuzurechnendes Gebäude für die Neugestaltung der innerstädtischen Sportanlage Meesche abreißen lassen kann, diese Frage muss geklärt werden."

Ein "kunterbunter Mix der Stile der vorangegangenen Jahrzehnte"


Die Stadt Wolfenbüttel gibt hingegen Entwarnung und sagt: "Das Vereinsheim wurde 1931 geplant und genehmigt. Nach Aktenlage ist davon auszugehen, dass es eine Eigenplanung der Verwaltung ist. Eine besondere Verbindung zu einem Architekten oder Künstler aus der Schaffensphase der Moderne kann nicht hergeleitet werden, es handelt sich um keinen herausragenden Architekten dieser bauhistorischen Epoche." Das Vereinsheim sei durch diverse Umbauten zudem "ein kunterbunter Mix der Stile der vorangegangenen Jahrzehnte und der anschließenden Sanierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen."

Ursprünglich sei das Gebäude als eingeschossiger Bungalow mit Dachterrasse genehmigt und errichtet worden. Der ursprüngliche Zustand in eingeschossiger Bauweise mit Flachdach, Dachterrasse und umlaufenden Geländer, seien Ergebnis der technischen Fortentwicklung im Bauwesen der frühen Jahre des 19. Jahrhunderts und nicht zwingend Ausdruck eines der Moderne zuzurechnen Baustils.

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Der Abriss des Vereinsheims steht kurz bevor. Foto: Werner Heise



1979 wurden, so die Stadt Wolfenbüttel, erhebliche innere Umbauarbeiten, eine Gebäudeerweiterung und die Aufstockung des Obergeschosses genehmigt. Insgesamt sei im Anschluss die Gebäudekubatur um Zweidrittel erweitert worden. "Die ursprüngliche Hülle wurde im Zugangsbereich durch eine vorgelagerte Fassade ergänzt. In diesem Zuge wurde der Haupteingang verlegt. In dieser Phase wurden im Ursprungsbau der Innenraum vollständig zurückgebaut. Die Binnenstruktur des Gebäudes wurde vollständig überformt, die Erschließung mit der Treppenanlage wurde ebenfalls geändert. Unter anderem wurden die Fenster in ihrer Größenordnung verändert, die ursprünglichen Fenster sind in den 50er Jahren ausgetauscht worden, lediglichzwei Originalfenster aus den frühen 30er Jahren sind noch vorhanden. Alle anderen Elemente, wie die kleinteilige Fenstergliederung, der repräsentative mittig liegende Eingang, wurden umgebautbeziehungsweise entfernt. Der Sockelbereich wurde abgeklopft und im Zuge der einheitlichen Überformung des Gebäudes mit Klinker verkleidet. Die rückseitige Fassade wurde nachträglich gedämmt und mit belasteten Fassadenelementen verkleidet. Wenn auch in Anlehnung an den Ursprungsbau die Formsprache mit Konchen (kreisförmig, hervortretende Fassadenteile) umgesetzt wurden, kann hierbei keine Rede von erhaltenswerter Bausubstanz sein. Lediglich in der Rohbausubstanz sind einzelne Fragmente des ursprünglichen Gebäudes im Mauerwerk sowie in der Gründung vorhanden. Der Vorgängerbau ist nach allem derzeit von außen Sichtbarem heute nicht zu erkennen", teilt Stadtsprecher Thorsten Raedlein auf Anfrage unserer Online-Zeitung mit. Weitere Veränderungen habe es außerdem durch anschließende Umbau- und Sanierungsmaßnahmen gegeben.

"Weitergehender Untersuchungsbedarf sinnlos"


Nach Ansicht der Stadt ist ein weitergehender Untersuchungsbedarf sinnlos, da bereits nach in Augenscheinnahme und insbesondere Aktenlage gegenständlich untersuchenswerte Substanz nicht vorhanden sei. Bereits im Zuge der Planung des Sportparks Meesche sei der Erhaltungswert des Gebäudes bereits in der Öffentlichkeit und in Sitzungen diskutiert worden. In der Debatte sei man bereits seinerzeit zu dem Ergebnis gekommen, dass einem Abbruch des Gebäudes nichts entgegensteht. "Seither hat sich die Sachlage bis zu den in Kürze anstehenden Abbruchmaßnahmen nicht verändert und neue Erkenntnisse wird es nicht geben", teilt die Stadt Wolfenbüttel mit.

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