Landkreis. Sonntagvormittag, maikühle sieben Grad Celsius Lufttemperatur – trotzdem stehen 17 RadlerInnen vor dem Z/U/M/ auf dem Wolfenbütteler Stadtmarkt bereit, um an der vom ADFC Kreisverband Wolfenbüttel geführten 46 Kilometer langen Tour in den Süden des Landkreises an den Rand des Großen Bruchs teilzunehmen.
Im Bioenergiedorf Seinstedt werden sie von Ehrhard Dette begrüßt. Er stellt die in Planung befindliche Sonnenheizung vor: Die Wärme der Sonne soll für den Winter gespeichert werden. Am Südhang einer Anhöhe im Westen des Dorfes sollen Solarkollektoren die Wärme einfangen. In großen Wasserspeichern werde sie für den Winter konserviert. Natürlich müssten die Speicher mit einer 50 Zentimeter dicken Isolierschicht versehen werden. In einer Machbarkeitsstudie, erstellt mit der Unterstützung durch die Gesellschaft für Umweltfreundliche Technologie (GUT), würden momentan die notwendigen Daten zusammengetragen, die die Grundlage für die optimale Umsetzung des Projektes bilden. Das Konzept – 100 Prozent Sonnenenergie für Heizung und Warmwasser - sei bisher einmalig in Europa. Benötigt werder dazu nur ein Startkapital in Form einer Investitionsbeihilfe, aber keine weiteren Fördermittel. Ganz ohne fossile Energie könnten nach der Realisierung 50 Haushalte mit Warmwasser für Bad und Küche sowie für die Beheizung der Wohnräume versorgt werden.
Das Wasserrad in Hornburg (r.: Henning Meyer). Foto: privat
Nach einer intensiven Diskussion und vielen gestellten Fragen radelte die Gruppe zur nächsten klimafreundlichen Energiequelle, der Hagenmühle in Hornburg. Erst einmal folgt sie dankbar der Einladung der Betreiber der Wassermühle, Henning Meyer und seiner Frau, in die beheizte und mit vielen historischen Stücken ausgestattete Mühlenstube, um sich bei heißen Getränken aufzuwärmen. Die Hagenmühle liegt an der Niedersächsischen Mühlenstraße. 1809 gelangte sie in Privatbesitz, 1948 wurde ein Wasserrad aus Stahl eingebaut. 1994 wurde dieses erneuert und wird bis heute zur Stromerzeugung genutzt.
Wegen des geringen Gefälles und der geringen Wassermenge der Mühlen-Ilse, einem abgezweigten Teil der Ilse, sei der Stromertrag leider gering, reiche aber für das Licht im Keller und die Außenbeleuchtung der Mühle aus. Früher konnte die Kraftübertragung des Wasserrades für den Getreidemahlgang und zeitweise auch für den Ölgang genutzt werden. Ganz anschaulich wurde zum Abschluss der Führung ein Getreidemahlgang gezeigt, bei dem backfertiges Mehl für ein gesundes Körnerbrot entstand.
Mit körpereigener Energie, vielen Eindrücken und kaltem Gegenwind machen sich die Radler auf den Rückweg nach Wolfenbüttel. Ohne größere Zwischenfälle und mit vielen angeregten Gesprächen über die umweltrelevanten Informationen endet die Tour wieder auf dem Stadtmarkt in Wolfenbüttel. Diese zweite Fahrradtour zum Thema „Umweltfreundliche Energie-Erzeugung“ wurde in Zusammenarbeit mit der Ländlichen Erwachsenenbildung in Niedersachsen durchgeführt und war gleichzeitig der Abschluss der Veranstaltungsreihe der europäischen Aktionswochen 2014 „Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“ in der Region Braunschweig.
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