Hornburg. Am 10. Januar 1597 wurde Anna Landmann als letzte Hexe in Hornburg verbrannt. Vorangegangen war ihrem Tod auf dem Scheiterhaufen qualvolle Tage des Folterns. Das Altstadttheater Hornburg holte die Geschichte um die aus Osterode stammende Frau auf die Bühne und inszenierte das Stück "Anna Landmann – Mutmaßliche Szenen aus ihrem Leben“ unter freiem Himmel auf dem Marktplatz.
Es war eine ganz besondere Vorstellung, die das Ensemble des Hornburger Altstadt-Theaters am Samstagabend den rund 300 Zuschauern bot. Vor der heimischen Kulisse des Hornburger Marktplatzes erzählten die Darsteller behutsam ausgewählte Szenen aus Anna Landmanns Leben bis zu ihrer Hinrichtung als Hexe.
Die Geschichte um die Frau, der ihre Nächstenliebe zum tödlichen Verhängnis wurde, scheint die Menschen auch mehr als 400 Jahre nach ihrem Schicksal zu bewegen. Und mit dem vom Theater inszenierten und demGoslarer Autor Hans-Georg Ruhe verfassten Stück wurde ihre Geschichte plötzlich noch greifbarer.
Die Besetzung des kleinen, aber feinen Altstadttheaters schaffte es in gewohnt professioneller Weise ihre Zuschauer zu begeistern. Mit kurzen, ausgewählten Szenen aus dem Leben der angeblichen Hexe brachten sie die 400 Jahre alte Geschichte mitten in die Fachwerkstadt Hornburgs zurück. Dorthin, wo Anna Landmann am 24. Dezember 1596 zum Tode durch Verbrennen verurteilt wurde.
Die sorgfältig ausgewählten Szenen aus dem Leben Anna Landmanns wurden vom Ensemble einfühlsam und mit Gänsehaut-Faktor umgesetzt. Betretendes Schweigen, erschrockenes Raunen und verwunderte Blicke hüllten den Marktplatz ein,als die Schreie der gefolterten Anna Landmann durch die Straßen hallten. Bei Einbruch der Dunkelheit und mit dem symbolischen Verbrennen von Anna Landmann auf dem Scheiterhaufen endete das Stück. Das Publikum dankte den Schauspielern mit großem Applaus und einer Spende für das Theater.
Eine gelungene Vorstellung hat das Altstadttheater da wieder abgeliefert und mit minimalen Aufwand, maximalen Erfolg erzielt.
Eine Reise in die Vergangenheit
Erzähler Lutz Giese entführte das Publikum zwischendurch immer wieder in das Leben der Anna Landmann und ließ die Geschichte aufleben. Sprach von Grausamkeit, Folter, Qualen und den Sitten sowieBräuchen der damaligen Zeit. Schnell fühlten sich die Zuschauer in das Hornburg des 16. Jahrhundert zurückversetzt.
Geschrieben wurde es von dem Goslarer Autor und Publizisten Hans-Georg Ruhe. Das Theaterstück entstand 1996 aufgrund einer Initiative der Frauenwerkstatt für Bildung, Kultur und Handwerk gemeinsam mit anderen Projekten, die an Anna Landmann erinnern sollen.
Das einstündige Stück wurde nach der Uraufführung 1996 bereits einige Male auf dem Hornburger Marktplatz und in Wolfenbüttel aufgeführt. Doch es hat auch nach mehr als 20 Jahren nichts an Ausdruck und Hingabe verloren. Die erneute Aufführung am Samstag in Hornburg bildete den Abschluss der diesjährigen Spielzeit. Denn genau dort, irgendwo in der mittelalterlichen Stadt, sind die Überreste der verbrannten Anna Landmann verstreut, vergraben und verscharrt. Niemand weiß wo.
In den Hauptrollen glänzten Elke Niede als Anna Landmann und Michael Kanigowski als gnadenloser Amtmann Heinrich Brandes, an den heute eine Tafel in der Hornburger Marienkirche erinnert.
Auch Sylvia Bauce (Frau des Amtmanns Brandes), Michael Lindauer (Humpelnder), Tanja Schmidt (Frau mit Kind) und Werner Reupke (Reisender) verliehen dem Stück mit ihren Rollen die notwendige Tragik und Ernsthaftigkeit. Sie alle verkörperten Freunde und Verbündete von Anna Landmann, die versuchten das ungerechte Urteil zu verhindern.
Nicht nur eine dunkle Geschichte
Am Ende fand Anna Landmann den Tod auf dem Scheiterhaufen. Foto: Anke Donner
Das Schicksal von Anna Landmann ist übrigens nicht nur eine dunkle, überlieferte Geschichte, die durch die Straßen der Stadt geistert. Dokumentationen und Auszüge aus dem Prozess, Briefe des Amtmann Brandes an die Universität Helmstedt sowie Protokolle des Verhörs und der Hinrichtung liegen heute im Staatsarchiv Wolfenbüttel.
Herzog Heinrich Julius zu Braunschweig Lüneburg vollstreckte am Ende des Prozesses das Todesurteil für Anna Landmann und ordnete an, sie auf dem Scheiterhaufen auf dem Hornburger Marktplatz verbrennen zu lassen. Heute ist eine Straße in Hornburg nach ihr benannt. Die Anna-Landmann-Straße verbindet die Ortschaften Hornburg und Osterode.
Bilder-Galerie zum Stück:
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