Börßum. Mit 11 Jahren hatte er seinen ersten Zauberwürfel in der Hand. Heute löst Oliver Wolff aus Börßum das kultige Drehpuzzle sogar mit den Füßen. Und er schafft ganz besondere Kunst aus den bunten Plastikwürfen. Er erstellt Bilder in Übergrößen.
Angefangen hat alles Weihnachten 1980, da hat er seinen ersten Zauberwürfel geschenkt bekommen. Über die Jahre hinweg hat er sich immer wieder mit Würfeln beschäftigt. "Es gab auch einige Jahre, da habe ich den Würfel gar nicht in der Hand gehabt", erzählt er im Gespräch mit regionalHeute.de. Doch dann kam wieder Schwung in den Würfel-Wahnsinn und es ging irgendwann sogar auf eine professionelle Ebene. Mit dem Internet entstand eine internationale Gemeinschaft, die seit den 2000er-Jahren Turniere auf der ganzen Welt ausrichtet. Weltmeister- und Europameisterschaften wurden ausgetragen. "2003 fand die erste Weltmeisterschaft in Toronto statt. Das war mir damals aber zu weit. 2004 gab es dann die erste Europameisterschaft. Seitdem habe ich unheimlich viele Europa- und Weltmeisterschaften besucht", erzählt er. 2005 holte er bei der Weltmeisterschaft in Florida sogar einen Weltrekord. "Ich habe den Zauberwürfel mit den Füßen gelöst", sagt er. Eine Minute und 54 Sekunden hat er dafür gebraucht.
Europameister im Würfel-Mosaik
Ein anderer internationaler Wettbewerb brachte ihn schließlich zum Zauberwürfel-Mosaik. 2010 gewann er diese Disziplin bei der Europameisterschaft in Budapest. 2012 erneut. Mit einer aus Zauberwürfeln erstellten Europakarte gewann er 2010 den Wettbewerb. Seither verfeinert er seine Techniken immer weiter. Wie genau die aussehen, verrät er nicht. Das wäre so, als würde ein Zauberer seine Tricks verraten. Denn Oliver Wolff weiß, dass es neben ihm viele Künstler gibt, die Porträts aus Zauberwürfeln erstellen. Aber keiner sei so gut wie er, sagt er selbstbewusst.
Würfel für Würfel zum Kunstwerk
Für die Erstellung eines Bildes von einer Größe von etwa 1 Quadratmeter braucht Oliver Wolff rund 20 Stunden und um die 800 Würfel. Dabei lege er viel Wert darauf, so detailgenau wie möglich zu arbeiten. So arbeitet er zum Beispiel mit etwas kleineren Würfeln, die etwa vier mal vier Zentimeter groß sind. "Normale Würfel haben eine Kantenlänge von 5,7 Zentimetern", erklärt er. Durch die kleineren Abmaße hat er mehr Möglichkeiten auf der Fläche. Außerdem hat er seine Würfel etwas modifiziert. Statt des grünen Punktes haben seine Würfel einen orangen Punkt. Das hat zum einen damit zu tun, dass er die Farbe Grün selten braucht, zum anderen hatte es aber noch vor vielen Jahren rechtliche Gründe. "Die original Würfel haben ganz bestimmte Farben - weiß, gelb, orange, rot, grün und blau - und die durfte man damals nicht verwenden oder nachmachen.", erklärt Wolff. Da er aber für seine Mosaike eine Fülle von Würfeln benötigt, der Kauf der originalen Würfel aber immens teuer war, griff er zu einem Trick - er änderte die Farben und umging so die Markenrechte. Nun konnte er die Würfel günstiger einkaufen und herstellen lassen. Heute besteht das Patent des Erfinders des Rubiks Cube nicht mehr. Oliver Wolff aber ist bei seinen Farben geblieben.
Der Punkt auf dem Würfel stellt sozusagen ein Pixel eines Bildes dar. Würfel für Würfel setzt Oliver Wolff so seine Bilder zusammen, nachdem er die Felder entsprechend dem Bild auf dem Würfel eingestellt hat. So sind beispielsweise Porträts von Leonardo da Vinci, Adele, Olivia Jones und Pink entstanden. Auch die Mona Lisa hat er mit Zauberwürfeln "gemalt". Und aus 1.640 Würfeln hat er das Jägermeister Logo erstellt.
Möglich ist alles, sagt Oliver Wolff. Aber man müsse dennoch realistisch sein. "Klar, man kann grundsätzlich alles machen. Aber man darf nicht erwarten, dass das irgendwie fotorealistisch ist. Also dafür sind die Möglichkeiten ja dann doch einfach zu beschränkt. Aber es muss ja auch nicht immer 100-prozentig das Original sein. Ich habe aber kürzlich ein Porträt von Tim Mälzer gemacht. Und das ist schon sehr realistisch. Das Beste, was ich bisher gemacht habe."
Für die Erstellung eines Bildes braucht er einige Vorlagen, dann wird am Computer der Entwurf gemacht. Der Rest ist mühevolle Handarbeit. Die Größe des Bildes ist individuell. Je nach Geschmack können die fertigen Bilder dann noch mit einem Rahmen beispielsweise aus Plexiglas, Holz, oder Aluminium versehen werden. So entstehen besondere Kunstwerke für das private Wohnzimmer oder für Geschäftsräume.
Doppelseitiges Mosaik
Das doppelseitige Mosaik zeigt auf der einen Seite Prinz Philip und auf der anderen Seite Queen Elizabeth. Foto: Privat
Wer sich nicht für ein Bild entscheiden kann, für den ist Wolffs neueste Technik vielleicht etwas. Denn inzwischen kann er die Mosaike auch doppelseitig herstellen. Das sei einmalig auf der ganzen Welt, sagt er. Die Würfel werden so eingesetzt, dass sie Bilder auf der Vor-und Rückseite ergeben. Solch ein doppelseitiges Mosaik zu erstellen, dauert natürlich deutlich länger. Rund 120 Stunden dauert die Herstellung. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Queen Elizabeth und Prinz Philip sind so bereits entstanden und auch das Tesla-Logo mit Elon Musk wurden von Oliver Wolff verewigt.
Große Ziele
Bisher sind die Mosaike von Oliver Wolff um die ein bis zwei Quadratmeter groß. Doch der Würfel-Künstler hat ein großes Ziel vor Augen. "Irgendwann, wenn ich mal den richtigen Sponsor gefunden habe, will ich ein Mosaik mit 120.000 Würfen machen." Bei einer normalen Würfelgröße würde das Bild dann etwa 200 Meter lang und 3,50 Meter hoch sein. "Aber dafür muss man das richtige Ereignis haben und auch die entsprechenden finanziellen Mittel. Selbst mit den günstigen Würfeln aus China würde das Mosaik einige zig Tausend Euro kosten."
Oliver Wolff, der BWL studiert hat, betreibt seine Würfelkunst bisher nur nebenbei von Zuhause aus und steht noch fest im Arbeitsverhältnis. Seine Kunst einmal hauptberuflich zu machen, wäre toll, verrät er. Sein nächstes Ziel ist eine Galerie und sich und seine Kunst bekannter zu machen. Wer sich die einzigartigen Mosaike von Oliver Wolff anschauen möchte, der wird unter www.amazing-cube-art.de fündig. Auch auf seinem You Tube-Kanal gewährt er Einblicke in seine Arbeiten.
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