Wolfenbüttel. Über 60 Einwohner wirkten beim Auftaktworkshop AUNO DOMO (Kurzname des Projekts „Autonome Dorfmobilität“ des Büros merkWATT) im Dezember mit, und nun arbeiten zwei Arbeitsgruppen mit etwa 30 Aktiven an konkreten Mobilitätsprojekten für die fünf Dörfer der Gemeinde Burgdorf. Darüber berichtet Michael Fuder, Geschäftsführer der merkWATT GmbH.
Bürgermeister Bernd Brandes ist angetan: „Das allgemeine Interesse, auch ohne eigenes Auto besser von A nach B zu kommen, hat offenbar auch zur Bereitschaft geführt sich zu engagieren. Das weckt in mir die Hoffnung, dass aus Worten Taten werden!“ Die Arbeitsgruppe „Nahe Ziele“ nimmt insbesondere die Problematik ins Visier, dass zwischen den Dörfern der Gemeinde und zu wichtigen naheliegenden Zielen wie Söhlde, Nettlingen oder Hoheneggelsen kaum Verbindungen bestehen und damit auch Ziele wie Hildesheim ohne Auto kaum erreichbar sind. Dieser Mangel führt zu zahlreichen zeitaufwändigen, teuren und manchmal belastenden privaten „Taxi-Diensten“ innerhalb von Familien und Nachbarschaften. Manche Unternehmungen und Besuche unterbleiben mangels Fahrtmöglichkeit auch schlicht.
Mitfahrbänke intensiv diskutiert
In ihrem ersten Treffen beriet die Gruppe „Nahe Ziele“ intensiv über die von vielen Bürgern vorgeschlagenen Mitfahrbänke. In einer durch Michael Fuder vom Büro merkWATT moderierten Analyse wurde deren Sinnhaftigkeit deutlich: „Sofern ein System von Mitfahrbänken gut durchdacht aufgebaut wird, kann es für viele Menschen die Erreichbarkeit der näheren Umgebung deutlich erleichtern, zudem stärkt es die sozialen Kontakte im Dorf.“, fasste der Moderator die Vorteile zusammen. Für wichtig wurden befunden gut ausgesuchte Aufstellorte, eine einladende Ausstattung der Bänke und klar definierte, in der näheren Umgebung liegende Zielorte. Aber auch offene Fragen wurden deutlich, die jetzt abgearbeitet werden. Diese betreffen zum Beispiel Sicherheits- und Kostenaspekte. So wird konkret über ein Registrierungssystem für mitnehmende Autofahrer nachgedacht, so dass Mitfahrer nachvollziehen können, bei wem sie einsteigen. Mit dem Verein „Vielfalt Innerste“, der sich auf Samtgemeindeebene mit Mitfahrbänken beschäftigt, wird eine enge Kooperation angestrebt. Als weitere konkrete Idee steht der Aufbau eines Verleihsystems für Elektro-Fahrräder auf dem Themenzettel der Arbeitsgruppe „Nahe Ziele“. Ob und wie sich das machen ließe, soll beim nächsten Treffen der Gruppe am 21. Februar ab 18 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Berel näher betrachtet werden. Weitere Mitstreiter sind der Gruppe herzlich willkommen.
Wichtige Busse mit Gemeindebussen ansteuern?
Die zweite Burgdorfer AUNO-DOMO-Arbeitsgruppe verständigte sich schnell, dass sie – nicht zuletzt mit Blick auf Wochenenden, Abende und Ferienzeiten – die Möglichkeit von ein oder sogar zwei Gemeindebussen prüfen will. Dazu ermutigt wurde sie durch Signale von der Landkreisebene, dass diese sich Unterstützung bei der Beschaffung von Bussen vorstellen kann. Drei Funktionen sollen Gemeindebusse nach Vorstellung der Arbeitsgruppe erfüllen und auf diese Weise gut ausgelastet werden: In Kernzeiten sollen – möglichst mit einem professionellen Fahrer – zuverlässig wichtige Ziele angefahren werden, darunter nicht zuletzt Bahnhöfe als Verknüpfungspunkte für eine Weiterfahrt.
Zweitens soll ein Gemeindebus – gesteuert von freiwilligen Fahrern – für Gruppenunternehmungen jeglicher Art zur Verfügung stehen: Sportvereine, Seniorenkreise, Kirchengemeinden, Kindertagesstätten könnten die Nutznießer sein. Und wenn die Busse nicht für solche Zwecke des Gemeinwohls benötigt werden, soll die Möglichkeit der privaten Miete bestehen. Auch zum Gemeindebus sind selbstverständlich noch viele Fragen offen, insbesondere Trägerschaft und laufende Finanzierung sind zu klären. Die Tendenz im Arbeitsgruppentreffen ging stark dahin, einen Mobilitätsverein zu gründen. Dieser könnte dauerhaft das Bürgerengagement für Mobilitätsfragen und -angebote in Burgdorf bündeln und auch die Finanzierung der laufenden Kosten der Gemeindebusse gewährleisten – denkbar sind Mitgliedsbeiträge, Spenden aus der Bürgerschaft, Sponsoring durch ortsansässige und regionale Unternehmen, Einnahmen von den Nutzern der Busse sowie Zuschüsse der Gemeinde. Zahlreiche „Hausaufgaben“ zum Nachdenken und Recherchieren bis zum nächsten Treffen am 6. März um 18 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Hohenassel nahmen die Arbeitsgruppenmitglieder, vor allem aber Sabine Neef und Michael Fuder von merkWATT mit. „Wir sind Ihre Dienstleister, wir möchten Ihnen Ihr Engagement erleichtern und zum Erfolg des Projekts beitragen“, beschrieb Sabine Neef die Rolle von merkWATT, dessen Projekt AUNO DOMO vom Land Niedersachsen, von der Stiftung Zukunftsfonds Asse sowie aus Eigenmitteln finanziert wird. Auf diese Weise kommen die Dörfer der Gemeinde Burgdorf – wie drei weitere Dörfer im Landkreis – in den Genuss, selber keine Gelder beisteuern zu müssen.
Gemeinderat berät über Zuschüsse
Vom Gemeinderat Burgdorf wirken einzelne Mitglieder in den Arbeitsgruppen mit, als Gremium ist er als Steuerungsgruppe an AUNO DOMO Burgdorf beteiligt. Nach den beiden Arbeitstreffen informierte er sich intensiv über den Stand des Projektes – und ist sich in der umfassenden Förderung der geplanten Projekte einig. „Wir wollen im Interesse aller Burgdorfer die AUNO-DOMO-Lösungen unterstützen, ohne selber die Regie zu übernehmen und damit das vorhandene Engagement zu bremsen.“, sagt Bürgermeister Bernd Brandes. Nicht zuletzt will der Gemeinderat in den anstehenden Haushaltsberatungen darüber befinden, in welchem Maße er dort, wo nötig, einmalig oder dauerhaft finanzielle Zuschüsse leisten will und kann.
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