Wolfenbüttel. Dass im Smartphone-Zeitalter Telefonzellen ein Auslaufmodell sind, dürfte keinen überraschen. Auch in der Stadt Wolfenbüttel ist die Anzahl der öffentlichen Fernsprechgeräte in den letzten fünf Jahren von 26 auf zehn Stück geschrumpft. Laut Aussage der Bundesnetzagentur bleibt die gesetzlich vorgeschriebene Grundversorgung aber gewährleistet.
Die Anzahl öffentlicher Telekommunikationsstellen ist im Bereich der Stadt Wolfenbüttel von 2012 (26 Stück) kontinuierlich zurückgegangen. 2014 waren es 17, 2017 zehn. Wie Werner Penstorf von der Telekom Deutschland GmbH mitteilt, ist auch für dieses Jahr der Rückbau von zwei Standorten beauftragt, womit 2018 dann nur noch acht öffentliche Telefone zur Verfügung stehen. Laut Thorsten Raedlein von der Stadt Wolfenbüttel handelt es sich dabei um die Fernsprechgeräte am Juliusmarkt und Westring/Adersheimer Straße.
"Bundesweit sind noch knapp über 20.000 öffentliche Telefone in Betrieb. Als Vergleich: In Deutschland kommen statistisch zirka 1,4 SIM-Karten auf jeden Einwohner", teilt Stefanie Halle von der Telekom auf Anfrage von regionalHeute.de mit. Grundsätzlich werde der Bestand an Telefonzellen fortlaufend dem Bedarf der Bürger angepasst.
Eine Frage der Kosten
"Der Unterhalt einer Telefonzelle kostet Geld, etwa für Strom, Standortmiete, Wartung oder Beseitigung von Schäden durch Vandalismus (allein Vandalismus zirka 1 Million Euro pro Jahr). Auch stillgelegte (und noch nicht abgebaute) Telefonzellen können aus diesen Gründen weitere Kosten verursachen", so Halle.
Mit der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände habe man deshalb vereinbart, dass die Telekom Städte und Gemeinden wegen eines Abbaus ansprechen darf, wenn auf deren Gebiet extrem unwirtschaftliche öffentliche Fernsprecher mit einem Umsatz von weniger als 50 Euro im Monat stehen. Der Umsatz sei ein klares Indiz dafür, dass der Wunsch nach einer Grundversorgung durch die Bevölkerung an dieser Stelle offensichtlich nicht mehr bestehe.
Die Telefonzelle am Juliusmarkt soll noch in diesem Jahr verschwinden. Foto: Anke Donner
"In aller Regel stimmen die Kommunen unserem Ansinnen zu. Sollte es - in Ausnahmefällen - zu keinem Konsens bezüglich eines bestimmten Standorts kommen, tauschen wir das vorhandene öffentliche Telefon gegen ein deutlich günstigeres „Basistelefon“ aus (in der Regel ein Metallpfosten, an dem ein Telefon angebracht ist). Dort kann man – ausgenommen der Notruf - nur noch mit einer Telefonkarte telefonieren (keine Münzen bedeutet keine Münzkassetten wegen Diebstahl/Vandalismus)", erklärt Stefanie Halle.
Der Kunde entscheidet
Letztlich entscheide allein der Kunde durch sein Nutzungsverhalten darüber, wo und in welcher Anzahl öffentliche Telefone zur Verfügung stünden. Überall dort, wo es auch wirtschaftlich Sinn mache, blieben öffentliche Telefone der Telekom auch in Betrieb (zum Beispiel Bahnhöfe, Flughäfen oder Messegelände).
Die Grundversorgung sieht Michael Reifenberg von der Pressestelle der Bundesnetzagentur trotz des massiven Abbaus nicht in Gefahr. "Die Verpflichtung zur flächendeckenden Bereitstellung von öffentlichen Münz- oder Kartentelefonen (einschließlich der Notrufmöglichkeit) nach § 78 Absatz 2 Nummer 5 und Nummer 6 Telekommunikationsgesetz wird nach wie vor von der Telekom gewährleistet", so Reifenberg auf Anfrage von regionalHeute.de.
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