BBU: Ablehnung des Netzentwicklungsplans 2012




[image=60674]Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) lehnt den Netzentwicklungsplan 2012 (Strom) entschieden ab. Dieser sieht die Errichtung von 3.800 km Höchstspannungstrassen von Nord- nach Süddeutschland vor, die angeblich für das Gelingen der Energiewende unverzichtbar sind. Nach Auffassung des BBU ignoriert der Plan das enorme Ausbaupotenzial der Erneuerbaren Energien in Süddeutschland. „Ein hohes Windstromangebot aus dem Norden behindert den Aufbau dezentraler Versorgungsstrukturen aus erneuerbaren Energien im Süden. Zudem ignoriert der Netzentwicklungsplan weitere Möglichkeiten, Strom ohne die Nutzung konventioneller Techniken zu verteilen“, so Professor Dr. Jürgen Rochlitz vom Geschäftsführenden Vorstand des BBU.

In einer Stellungnahme des BBU an die Bundesnetzagentur werden Möglichkeiten zur Reduzierung des Leitungsbedarfs aufgeführt.Zum Ausgleich der schwankenden Angebote bei Wind- und Sonnenstrom stehen zahlreiche Möglichkeiten bereit: Anpassung des Verbrauchs an das wachselnde Angebot durch Lastverschiebung, Kombination von Sonnen- und Windenergie mit Biogasanlagen und Blockheizkraftwerken, Speicherung von Stromüberschuss durch Batterien, Elektrolyse von Wasser zu Wasserstoff oder in Speicherseen sowie grundsätzlich die Ausschöpfung der Energieeffizienzpotenziale. Die konsequente Förderung und Nutzung dieser Möglichkeiten reduziert den Leitungsbedarf, was jedoch im Netzentwicklungsplan keine Beachtung findet.“

Der BBU geht in seiner Stellungnahme intensiv auf die Möglichkeiten von „Power to Gas“ ein. Bei dieser Methode geht es um die Umwandlung von Strom aus erneuerbaren Energien in Wasserstoff oder synthetisches Erdgas und um dessen Speicherung. Der BBU kritisiert, dass die Möglichkeiten von „Power to Gas“ völlig unterschätzt werden und deswegen nicht Eingang in konkrete Vorhaben des Netzentwicklungsplans finden. Der bundesweit tätige Umweltverband setzt sich dafür ein, dass dies korrigiert wird. Der BBU fordert die Realisierung von Demonstrationsanlagen der 5  MW-Leistungsklasse und die Erleichterung der Einspeisekonditionen des Wasserstoffs ins Erdgasnetz. Die Prognose für diese Technik ist aus Sicht des BBU um Größenordnungen positiver als diejenige für die Entwicklung der Offshore-Windkraftanlagen, deren technischen Probleme keineswegs vollständig gelöst sind.

In seiner Stellungnahme geht der BBU auch auf die Nutzung von Bahninfrastrukturen ein und fordert, die „Möglichkeit bei verkehrstechnisch sinnvollen Elektrifizierungen und bei Reaktivierung von Strecken eine Energieleitungsnutzung vorzusehen“.

Insgesamt ist es für den BBU mehr als fragwürdig, die Netzausbauplanung den Netzbetreibern zu überlassen, die an Bau und Betrieb von Leitungen verdienen, eng mit den 4 Energiekonzernen verbunden sind und ein Interesse an der Festigung des derzeitigen zentralistischen Systems der Energieerzeugung und -verteilung haben. Der Netzentwicklungsplan behindert somit eine zügige Energiewende und erhöht die Kosten für die Verbraucher.

Hintergrund: Der BBU ist der Dachverband zahlreicher Bürgerinitiativen, Umweltverbände und Einzelmitglieder. Er wurde 1972 gegründet und hat seinen Sitz in Bonn. Weitere Umweltgruppen, Aktionsbündnisse und engagierte Privatpersonen sind aufgerufen, dem BBU beizutreten um die themenübergreifende Vernetzung der Umweltschutzbewegung zu verstärken. Der BBU engagiert sich u. a. für menschen- und umweltfreundliche Verkehrskonzepte, für den sofortigen und weltweiten Atomausstieg, gegen die gefährliche CO2-Endlagerung und für umweltfreundliche Energiequellen.


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