Bertelsmann Stiftung: Unternehmen können von wirksamen Verbesserungen in der Therapie ihrer Mitarbeiter deutlich profitieren




[image=5e1764d3785549ede64cd12e]Weit verbreitete chronische Krankheiten verursachen deutscher Volkswirtschaft Produktivitätsausfälle in Milliardenhöhe / Höchster Produktivitätsverlust durch Depression und chronische Rückenschmerzen / Unternehmen können von wirksamen Verbesserungen in der Therapie ihrer Mitarbeiter deutlich profitieren:

Die deutsche Volkswirtschaft könnte 2012 bis zu 20 Mrd. Euro zusätzlich erwirtschaften, wenn chronisch kranke Arbeitnehmer bei der Bewältigung und Behand­lung ihrer Krankheit besser unterstützt würden. Wirksame Maßnahmen zur Verbesserung der The­rapietreue und -wirksamkeit setzen sowohl an den Lebensumständen als auch am Verhalten der Betroffenen an. Es geht um Medikamenteneinnahme, Diäten, aber auch um Arbeitsabläufe oder Pausengestaltung. Ohne diese strukturierte Unterstützung verursachen weit verbreitete chronische Krankheiten aktuell in Deutschland dagegen erhebliche Produktivitätsausfälle. Besonders ins Ge­wicht fällt dieser Effekt bei Volkskrankheiten wie Depression und Rückenschmerzen. Die Produkti­vitätseinbußen aufgrund von wiederholten Fehlzeiten oder Arbeitsunfähigkeit liegen bei diesen beiden Krankheitsbildern in Deutschland bei bis zu 21 bzw. 26 Mrd. Euro jährlich und wiegen somit für Arbeitgeber besonders schwer. Das sind die zentralen Ergebnisse der gemeinsamen Studie „Productivity gains from improving therapy adherence“ der Bertelsmann Stiftung und der internati­onalen Strategieberatung Booz & Company.

Als einen wichtigen Hemmschuh identifiziert die Studie, dass es bisher kaum ausgereifte Ansätze für eine individualisierte und settingbezogene Therapiebegleitung gibt. „Aktuelle Angebote be­schränken sich auf generische Prävention und schrittweise Wiedereingliederungspläne nach der Krankheit. Das Kernproblem ist jedoch, dass Berufswelt einerseits und therapeutischer Kontext andererseits in keinerlei Zusammenhang stehen“, so Peter Behner, Partner und Healthcare-Ex­perte von Booz & Company.

Dabei ist das Potenzial hinsichtlich systemischer Verbesserungen in diesem Segment für die deut­sche Volkswirtschaft immens. Schließlich leiden in Deutschland unter der erwerbsfähigen Bevölke­rung im Alter von 16 bis 65 Jahren 21,2 Prozent an Bluthochdruck, 17 Prozent an chronischen Rü­ckenschmerzen, 8,5 Prozent an Asthma, 5,2 Prozent an Depressionen und 3,8 Prozent an Arthri­tis. Die Zahlen zu diesen fünf ausgewählten chronischen Erkrankungen untermauern die zentrale Empfehlung der Studie, dass sowohl die Arbeitgeber als auch die Sozialversicherung konsequent in wirksame therapiebegleitende Maßnahmen eingebunden werden müssen.

Gerade bei chronischen Krankheiten spielt neben der verordnungsgemäßen Einnahme der Medi­kamente oft die langfristige Umstellung der Lebensgewohnheiten eine entscheidende Rolle. „Pati­enten müssen von der Notwendigkeit einer solchen Umstellung überzeugt sein und gemeinsam mit dem Arzt die Entscheidung über die individuelle Ausgestaltung der Therapie treffen“, so Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Patienten dürften mit dieser Herausforderung nicht allein gelassen werden. Eine umfassende Patienteninformation, Coaching-Programme, aber auch der Austausch mit anderen Betroffenen über spezielle Netzwerke sind von großer Bedeu­tung. Neben Krankenkassen und Unternehmen muss sich auch der Gesetzgeber seiner Verant­wortung in diesem wichtigen Feld bewusst werden, die sich nicht auf den Bereich der Akutversor­gung beschränkt. „Um die vorhandenen Potenziale für Patienten und Volkswirtschaft zu realisie­ren, bedarf es dringend eines ressortübergreifenden Vorgehens der Politik in Abstimmung mit den Sozialpartnern und den relevanten Akteuren des Gesundheitswesens“, so Mohn.

Das Fazit der Studie: Gelingt zur Optimierung der Therapietreue und -wirksamkeit eine konzer­tierte Aktion von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, verbessert dies nicht nur die Genesungs­chancen chronisch Kranker, sondern auch die strukturelle Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts­standortes Deutschland.

Über die Bertelsmann Stiftung: Die Bertelsmann Stiftung setzt sich für das Gemeinwohl ein. Sie engagiert sich in den Bereichen Bildung, Wirtschaft und Soziales, Gesundheit sowie Internationale Verständigung und fördert das friedliche Miteinander der Kulturen. Durch ihr gesellschaftliches Engagement will sie alle Bürger ermutigen, sich ebenfalls für das Gemeinwohl einzusetzen. Die 1977 von Reinhard Mohn gegrün­dete, gemeinnützige Einrichtung hält die Mehrheit der Kapitalanteile der Bertelsmann AG. Die Bertelsmann Stiftung arbeitet operativ und ist unabhängig vom Unternehmen sowie parteipolitisch neutral.