[image=61599]Die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel hat eine ihrer kostbarsten Handschriften, die Wyclif-Bibel, nach Rom ausgeliehen. Im Rahmen der Ausstellung „Verbum Domini“ („Wort Gottes“) wird der um 1400 reich verzierte Pergamentcodex gezeigt, der die englische Übersetzung der Bibel von John Wyclif und seinen Schülern enthält. Die Ausstellung geht auf die Initiative der amerikanischen Green Collection zurück, der weltweit größten Privatsammlung von Handschriften und seltenen Drucken der biblischen Texte.
Wyclif war Theologe in Oxford, kritisierte die Verweltlichung der Geistlichen und des Papstes und forderte mehr Beteiligung der Laien am geistlichen Leben – damit gilt er als Vorläufer der Reformation Martin Luthers. Nach seinem Tod wurde Wyclif zum Ketzer erklärt, seine Schriften wurden vernichtet, seine Bibelübersetzung verboten. Daher sind Handschriften wie die jetzt ausgeliehene von größter Seltenheit und hohem Wert. Herzog August erwarb das stattliche Werk (824 großformatige Seiten) um 1658/59.
Zeitgleich zur Ausstellung am Petersplatz findet auf dem römischen Kapitol die Ausstellung „Lux in arcana“ (Licht ins Geheimnisvolle) statt, in der Dokumente des Vatikanischen Geheimarchivs zu spektakulären Ereignissen der Kirchengeschichte ausgestellt sind, darunter die Verketzerung der Tempelritter und Giordano Brunos oder der Prozess gegen Galileo Galilei. Mit der Wolfenbütteler Wyclif-Bibel ist in Rom ein mittelalterlicher Reformator präsent, dessen Lehren und Reformvorschläge seiner Zeit weit voraus waren. Die Ausstellung „Verbum Domini“ der Green Collection ist noch bis 15. April 2012 im Vatikan, Braccio di Carlo Magno, zu sehen.
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