Bildungskonferenz und Spitzengespräch von Kirche und Sport in Berlin




[image=5e1764bc785549ede64ccc6a]Eine größere Anerkennung der Bildungsleistungen von Kirchen und Sportvereinen fordern die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB).

Die in Kirche und Sport erworbenen Qualifikationen wie Teamgeist, Führungsverantwortung und soziale Kompetenz würden bisher in Wirtschaft und Beruf nur unzureichend berücksichtigt. Dies schlage sich auch in der bedauerlichen Praxis nieder, dass diese „nonformalen“ Bildungsleistungen nicht im Bildungsbericht der Bundesregierung erwähnt würden.

„Die Erziehungs- und Bildungsleistungen, die in Jugendverbänden, Kirchengemeinden und Sportvereinen erbracht werden, verdienen eine größere öffentliche Anerkennung. Denn mit ihren Angeboten vermitteln sie Kompetenzen und Fähigkeiten, von denen nicht nur die Schule, sondern unsere gesamte Gesellschaft profitiert“, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, das Anliegen der zweitägigen Bildungskonferenz „Bildung ist mehr als Schule“ (19./20. April 2012) in Berlin. „Es bedarf auch außerschulischer Orte, an denen gesellschaftliches Engagement gelernt wird“, sagte Zollitsch. „Ohne die funktioniert unser Gemeinwesen nicht.“ Zu der Veranstaltung hatten die Deutsche Bischofskonferenz, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) erstmals gemeinsam nach Berlin eingeladen.

Mit der Konferenz „Bildung ist mehr als Schule“ wollten die drei Veranstalter den Blick der Öffentlichkeit auf die außerschulische Bildung richten, die in der Bildungsdebatte der vergangenen zehn Jahre kaum beachtet wurde.

Dabei werden, wie der Ratsvorsitzende der EKD, Präses Nikolaus Schneider betonte, in der kirchlichen Jugendarbeit und in Sportvereinen Werte wie Fairness, Zivilcourage, Respekt, Hilfsbereitschaft, Ausdauer oder Disziplin gelebt, die für das gesellschaftliche Miteinander in der Demokratie unverzichtbar sind. Der Ratsvorsitzende betonte, dass diese Werte eingebettet sein müssten in die Grundüberzeugung eines auf Nachhaltigkeit angelegten Denkens und einer davon geprägten Gesellschaftspolitik. Schneider: „Nachhaltigkeit ist Widerspruch und Widerstand gegen eine Absolutierung des „Heute“ und damit gegen eine Banalisierung des Lebens.“ Wer nach Nachhaltigkeit frage, so Schneider weiter, habe erkannt: „Der Mensch ist keine Eintagsfliege!“

DOSB-Präsident Thomas Bach sagte: „In Sportvereinen und Kirchengemeinden werden Schlüsselqualifikationen wie Teamgeist, Führungsqualität und soziale Kompetenz vermittelt, die stärker als bisher karrierefördernd in Wirtschaft und Berufswelt Berücksichtigung finden müssen. Wir wünschen uns deshalb Personalchefs, die Bewerberinnen und Bewerber anerkennen, wenn diese in ihrer Kirchengemeinde oder in ihrem Sportverein soziale Kompetenz erworben haben. Für den staatlichen Bildungsbereich fordern wir, dass Ganztagsschulen so ausgestattet werden, dass Sport und Kirchengemeinden dort auch künftig ihre Aktivitäten anbieten können."

Der Bildungskonferenz vorangegangen war am Donnerstagabend ein Spitzentreffen der beiden Kirchen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund, das sich mit Fragen der Herausforderungen durch Rechtsextremismus, nachhaltigem Handeln in Kirche und Sport und Prävention gegen sexualisierte Gewalt beschäftigte. Umweltbewusstes Handeln soll in Zukunft verstärkt in der Zusammenarbeit mit Kirche und Sport thematisiert werden. Dazu gehört auch der Austausch von Erfahrungen in der Durchführung konkreter Projekte.

Die zweitägige Tagung mit über 200 Teilnehmern wurde am Donnerstagabend von Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich MdB eröffnet. Dem Eröffnungsvortrag des Präsidenten der Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, schloss sich eine Podiumsdiskussion an, an der die Vizepräsidentin des DOSB, Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper, Prälat Dr. Bernhard Felmberg für die EKD, die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann und der Sportbischof der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Jörg Michael Peters, teilnahmen.

Am Freitag geben verschiedene Foren zu Themen wie Bildungsnetzwerken, bürgerschaftlichem und politischem Engagement, Integration und Inklusion einen Einblick in die vielfältigen Bildungsangebote der Kirchen und Sportverbände. Mit Makkabi Deutschland e. V. ist auch der jüdische Sportverband in einem Forum vertreten.


Hintergrund

 

Im DOSB sind rund 27,5 Millionen Menschen in mehr als 91.000 Sportvereinen organisiert, darunter zehn Millionen Kinder, Jugendliche und junge Menschen im Alter bis 27 Jahre. Ihre Interessen werden innerhalb des DOSB von der Deutschen Sportjugend (dsj) vertreten.



Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ist der Dachverband von 17 katholischen Jugendverbänden und -organisationen. Über die 17 Jugendverbände und -organistionen sind rund 660.000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 7 und 28 Jahren organisiert. Laut der aktuellsten Erhebung von 2008/2009 engagieren sich in Deutschland rund 440.000 Kinder und Jugendliche als Ministranten und Ministrantinnen.



In der Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland (aej) sind 35 evangelische Jugendverbände und Jugendwerke, Jugendwerke der evangelischen Freikirchen und die Jugendarbeit der Mitgliedskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) organisiert. Damit vertritt sie ca. 1,2 Millionen Jugendliche.


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