Wolfenbüttel. Nach der verheerenden Explosion am Schöppenstedter Stieg, bei der am Freitagabend ein Reihenhaus vollständig zerstört wurde, kämpfen Anwohner nicht nur mit den Folgen des Unglücks, sondern auch mit einer neuen Plage: Sensations-Touristen. Während nach dem vermissten 83-jährigen Bewohner weiterhin gesucht wird, strömen Schaulustige in die betroffene Gegend – zur Verzweiflung der Anwohner.
"Es ist unerträglich!", sagt eine Anwohnerin, die schon lange in der Nachbarschaft lebt. "Das ist kein Zoo hier, bleibt weg!" Auch andere Anwohner berichten von diesen Szenen: Gruppen von Schaulustigen, die mit ihren Handys filmen, während unter den Trümmern vermutlich die Leiche eines Mannes liegt. Mittlerweile wird vor Ort schon mit einem Schild darauf aufmerksam gemacht, dass Schaulustige und Fotos nicht erwünscht sind.
"Wir müssen das Erlebte jetzt verarbeiten"
"Eltern machen Ausflüge mit ihren Kindern hierher", berichtet Esra Ekmekci. Sie wohnt mit ihrer Familie in der betroffenen Häuserreihe, hat die Explosion hautnah miterlebt, als sie mit ihrer Familie gerade beim Abendessen zusammensaß. "Wir alle hier haben Heftiges erlebt und müssen das jetzt verarbeiten", sagt Ekmekci. Stellvertretend für alle Anwohner wünsche sie sich jetzt Ruhe vor Ort und keine Schaulustigen mehr.
Der 83-jährige Hausbewohner gilt noch immer als vermisst. Das Technische Hilfswerk setzte Personen- sowie Leichenspürhunde für die Absuche der Trümmer ein, jedoch ohne Erfolg. Die Statik der Nachbarhäuser ist nach Polizeiangaben aktuell nicht gegeben, sodass bei Betreten der Grundstücke akute Lebensgefahr bestehe. Sobald der Einsatzort gefahrlos betreten werden kann, werde laut Polizei eine kleinteilige Absuche der Trümmer durch Einsatzkräfte erfolgen.
Esra Ekmekci ist mit ihrer Familie ebenso wie die anderen Anwohner der Reihenhäuser zunächst anderweitig untergekommen. Wie es für sie alle weitergeht, ist zu diesem Zeitpunkt noch völlig offen.


