Wolfenbüttel. Am 11. April befreiten amerikanische Truppen im Strafgefängnis Wolfenbüttel mehrere Hundert Gefangene. Die Bediensteten des Strafgefängnisses waren kurz vor der Befreiung geflohen und hatten die Gefangenen unter zum Teil chaotischen Bedingungen sich selbst überlassen. Besonders die aus den geräumten Außenarbeitslagern zurückgeführten Gefangenen befanden sich einem katastrophalen Gesundheitszustand. Die Amerikaner retteten ihnen das Leben. Die Befreiung der Gefangenen in Wolfenbüttel wird zusammen mit rund 200 anderen Ereignissen der letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges unter dem Titel „70 Tage Gewalt, Mord, Befreiung“ in einer neuen Publikation der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten geschildert.
In dieser Zeit eskalierte der NS- Terror – inmitten der deutschen Gesellschaft. Die Befreiung bereits vor Augen, fielen den Massakern und Todesmärschen in den letzten Kriegswochen Hunderttausende KZ-Häftlinge, Kriegs- und Strafgefangene, Zwangsarbeiter und andere Verfolgte des NS-Regimes zum Opfer – überall im damaligen Deutschen Reich, insbesondere aber auf dem Gebiet des heutigen Landes Niedersachsen, das erst spät von den alliierten Truppen besetzt wurde. Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung publizierte die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten im Frühjahr 2015 einen Internet-Blog, in dem täglich bis zum 8. Mai ein oder mehrere Ereignisse geschildert wurden, die genau 70 Jahre zuvor stattgefunden hatten (http://blog.befreiung1945.de/).
Beiträge des Blogs überarbeitet
Auf vielfache Nachfrage sind die Beiträge des Blogs jetzt überarbeitet und durch neue Texte erweitert in gedruckter Form im Wallstein Verlag Göttingen erschienen. Fachleute aus niedersächsischen Gedenkstätten, Initiativen und Universitäten werfen Schlaglichter auf Verbrechen, die Angehörige von SS, Gestapo, Polizei, Wehrmacht und Volkssturm, aber auch Zivilisten in den letzten Tagen des Krieges begangen haben. Zudem verdeutlichen sie die prekäre Situation der Verfolgten kurz vor und nach ihrer Befreiung, ein banges Warten zwischen Angst und Hoffnung, zwischen Mord und Überleben.
Buchvorstellung in Wolfenbüttel
Am Montag, den 11. April 2016 wird das Buch in Wolfenbüttel im Ratssaal, Stadtmarkt 6 ab 20:00 Uhr vorgestellt. Der Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Dr. Jens-Christian Wagner, gibt eine Einführung in das Thema. Danach stellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel anhand von Beispielen aus der Region die Bandbreite der Beiträge vor. Im Anschluss besteht Gelegenheit zur Diskussion. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.
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