Bürger Museum zeigt Sonderausstellung zu 175 Jahren MTV Wolfenbüttel

Rund 75 Ausstellungsstücke und Fotomotive spiegeln die spannende Vereinshistorie wider. Die Ausstellung ist vom 14. September bis 28. Januar zu sehen.

Ein Blick in die neue Sonderausstellung im Bürger Museum.
Ein Blick in die neue Sonderausstellung im Bürger Museum. | Foto: Florian Kleinschmidt / BestPixels.de

Wolfenbüttel. Im Bürger Museum Wolfenbüttel ist ab dem morgigen Donnerstag die Sonderausstellung „175 bewegte Jahre – MTV Wolfenbüttel e.V. von 1848“ zu sehen. Auf zwei Ebenen der früheren Sporthalle gewährt die Ausstellung im Jubiläumsjahr einen tiefen Einblick in die eindrucksvolle Geschichte eines der größten Sportvereine Niedersachsens, der im deutschen Revolutionsjahr 1848 gegründet wurde und zugleich Teil der Wolfenbütteler Stadtgeschichte ist. Hierüber informiert das Museum Wolfenbüttel in einer Pressemitteilung.



Für die vom Museum Wolfenbüttel erarbeitete Ausstellung hat der MTV Wolfenbüttel e.V. von 1848 das Vereinsarchiv geöffnet und rund 75 Ausstellungsstücke und Fotomotive, die die spannende Vereinshistorie widerspiegeln, zur Verfügung gestellt. Vorgestellt werden am authentischen Ort Bürger Museum, die frühere Jahnturnhalle, außergewöhnliche Athletinnen und Athleten unter anderem aus den MTV-Vorzeigesparten Turnen, Leichtathletik und Basketball. Unter ihnen befanden sich in der Spitze Olympiateilnehmer, Deutsche Meister und Gewinner nationaler Pokalwettbewerbe wie die Bundesliga-Basketballer 1972 und 1982. Aber auch die Helferinnen und Helfer, ohne die ein Vereinsleben und das Ausrichten von Wettkämpfen nicht möglich wären, haben ihren festen Platz in der Sonderausstellung gefunden.

"Ein Spiegelbild der deutschen Geschichte"


„Der MTV Wolfenbüttel ist mehr als ein Sportverein, es geht in der Vereinsarbeit um Zusammenleben, Integrieren und Leistungen auf ganz unterschiedlichen Gebieten. Der MTV Wolfenbüttel ist außerdem ein Spiegelbild der deutschen Geschichte und unserer Gesellschaft“, sagt Dr. Sandra Donner, Leiterin des Museums Wolfenbüttel.

Selbstgenähte Fußballschuhe der Nachkriegszeit.
Selbstgenähte Fußballschuhe der Nachkriegszeit. Foto: Florian Kleinschmidt / BestPixels.de


„Das Trikot des Traditionsvereins MTV Wolfenbüttel haben in ganz unterschiedlichen Zeitepochen außergewöhnliche Sportlerinnen und Sportler getragen, deren Erfolge und deren Biografien diese Ausstellung so besonders machen“, erklärt Markus Gröchtemeier, Kurator der Sonderausstellung und stellvertretender Leiter des Museums Wolfenbüttel. „Der Vereinssport zählt auf den ersten Blick sicherlich nicht zu den klassischen Kernthemen eines Bürgermuseums. Doch der Kreis schließt sich dadurch, dass die Vereinsgeschichte im Kontext der Wolfenbütteler Stadtgeschichte zu sehen ist und sich ganz im Sinne unseres Museumskonzeptes auf diese Weise neue Kapitel aufschlagen und erzählen lassen.“

Turner unter kritischer Beobachtung


Die Sonderausstellung gewährt einen Einblick in die Zeit der Gründung des Männerturnvereins in Wolfenbüttel, in der nach der Niederschlagung des 1848er-Aufstandes Turner in Deutschland unter kritische Beobachtung gerieten und als Anhänger republikanisch-demokratischer Ideen, so auch die Mitglieder des MTV Wolfenbüttel. In der Weimarer Republik sollte sportliche Betätigung einen neuen Typ Mensch formen und der Körperkult wurde populär. Gleichzeitig wurden durch das gemeinsame Sporttreiben tradi­tio­nelle Klas­sen­mo­delle und ihre Abgren­zun­gen aufge­ho­ben. Für Frauen, die in der Ausstellung portraitiert wurden, boten sich im MTV in den „Goldenen Zwanzigern“ jetzt ganz neue Möglichkeiten der Entfaltung. Neue Sportanlagen schossen in den Republikjahren wie Pilze aus dem Boden wie im März 1921 der neue MTV-Sportplatz an der Meesche.

Ein Großbild mit der MTV-Sportlerin Trudel Herbst.
Ein Großbild mit der MTV-Sportlerin Trudel Herbst. Foto: Florian Kleinschmidt / BestPixels.de


Die Zeit des Nationalsozialismus wurde für diese Ausstellung und für den MTV Wolfenbüttel e.V. von 1848 durch den Berliner Historiker Leon Kloke wissenschaftlich erforscht.

„Der MTV Wolfenbüttel ist begeistert vom Engagement der Stadt, die 175 Jahre MTV Wolfenbüttel für die Öffentlichkeit in dieser Qualität aufgearbeitet zu haben. Das ist Sportgeschichte zum Anfassen“, so Werner Sperlich, Vorsitzender des Aufsichtsrates des MTV Wolfenbüttel. Heinz Dieter Eßmann, Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrates: „Die Ausstellung ist ein Beleg für die wunderbare Zusammenarbeit über die 175 Jahre zwischen der Stadt Wolfenbüttel und dem Verein. Großartig, dass die Sportgeschichte bis zum 28. Januar 2024 im Bürger Museum erlebt werden kann. Ich jedenfalls bin schon jetzt fasziniert.“

Laufschuhe aus den frühen 1960er-Jahren.
Laufschuhe aus den frühen 1960er-Jahren. Foto: Florian Kleinschmidt / BestPixels.de


„Mit der Sonderausstellung 175 bewegte Jahre des MTV Wolfenbüttel im Bürger Museum ist eine Kooperation mit dem MTV Wolfenbüttel e.V. von 1848 gelungen, die mit den Zielen des Bürger Museums perfekt in Einklang steht. Es ist schön, dass in der ehemaligen Jahnturnhalle in einem partizipativen Projekt mit den Vereinsmitgliedern und Bürgerinnen und Bürgern eine Ausstellung entstanden ist, die Wolfenbütteler Vereinsgeschichte sehr anschaulich präsentiert“, so Annette Junicke-Frommert, Fachbereichsleiterin Kultur und Tourismus der Stadt Wolfenbüttel.

Der Neubeginn des Sports in Wolfenbüttel


In der Sonderausstellung „175 bewegte Jahre – MTV Wolfenbüttel e.V. von 1848“ wird auch der Neubeginn des Sports in Wolfenbüttel nach dem Zweiten Weltkrieg dargestellt. Nach dem Verbot des MTV Wolfenbüttel am 11. April 1945 ließ die alliierte Militärregierung anschließend nur einen Sportverein für die Kommune zu und daher fand der MTV im Wolfenbütteler Sportverein 1945 e.V. für die nächsten drei Jahre eine neue Heimat. Große Erfolge feierte der MTV Wolfenbüttel in der Nachkriegszeit und in der frühen Bundesrepublik in der Leichtathletik und half, die Kriegserlebnisse zu verarbeiten. Heute zählt der MTV Wolfenbüttel von 1848 e.V. mit circa 6.000 Mitgliedern zu den größten Sportvereinen in Niedersachsen.


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