Wolfenbüttel. In der Lessingstadt tut sich einiges - nur manchmal verliert man den Blick für die eigene Stadt und für das, was sich verändert hat. Denn einen wirklichen Stillstand in der Innenstadtentwicklung kann man seit einigen Jahren eigentlich nicht verzeichnen. regionalHeute.de fasst einmal zusammen, wie sehr sich die Lessingstadt verändert hat.
Geht man als Bürger durch die Stadt, so fällt einem oftmals nur das Negative auf. Schnell richtet sich der Blick auf Baustellen, leere Geschäfte und sanierungsbedürftige Häuser, Straßen und Grünflächen. Doch schauen wir einmal genauer hin, werden wir entdecken, dass sich Wolfenbüttel in den vergangenen Jahren schon positiv entwickelt hat.
Von 2012 bis 2014 hat sich die Stadt gemeinsam mit über 100 Bürgern mit der Erstellung eines Konzeptes zur Innenstadtentwicklungauseinandergesetzt. Neben den Handlungsfeldern Verkehr, Umwelt, Tourismus und Einzelhandel, spielte auch die Entwicklung von Wohnraum eine wichtige Rolle. Im Oktober 2014 hatte sich der Rat der Stadt dann auf sieben von 29 Projekten festgelegt, die vorrangig umgesetzt werden sollen.
Auf der Prioritätenliste standen am Ende dieErstellung eines Nutzungskatasters und einer Wolfenbüttel App, die Förderung von studentischem Wohnen, die Neugestaltung des Schlossplatzes, die Neugestaltung desStadtmarktes, die Schaffung von Wohnraum und der Eigentümer Dialog.
Umgesetze Projekte bis heute
Drei der sieben von der Politik festgelegten Projekte konnten bereits umgesetzt werden. Die Erstellung eines Nutzungskatasters konnte ebenso abgeschlossen werden, wie die Einführung einer Wolfenbüttel App und die Förderung vonStudentenwohnungen. Ein viertes Projekte befindet sich derzeit in der Umsetzung: Der Umbau des Schlossplatzes. Zudem wurde mit der Sanierung der Fußgängerzone begonnen, die im kommenden Jahr mit der Umgestaltung des Stadtmarktes fortgesetzt werden soll.
Erstellung eines Nutzungskatasters
Leerstehnde Geschäfts-und Wohnräume werden nun über ein Leerstandskataster erfasst. Foto: Jan Borner
Ziel war es, als Grundlage für die Beseitigung von Leerstand ein Leerstandskataster zu erstellen. 2015 wurden die Gebäude der Innenstadt zum ersten Mal erfasst und augenscheinlich nach ihrer Nutzung bewertet. In diesem Jahr wurde das Kataster aktualisiert. Das Kataster bietet einen Überblick von der aktuellen Situation in der Innenstadt und ist eine (interne) Grundlage für weitere Projekte. Die Leerstandsquote in der Innenstadt beläuft sich zurzeit auf 14 Prozent. Hierbei wird nur das Erdgeschoss, sowie das erste und zweite Obergeschoss berücksichtigt. Das Leerstandskataster wurde in Nutzungskataster umbenannt. Auf Grund des Nutzungskatasters können nun verschiedene Projekte entwickelt werden.
Studentenwohnraum fördern
Ziel war es, dass die Stadt von 2015 bis 2020 die Schaffung von Wohnraum für Studenten fördert. Die Förderung sieht vor, dass Grundstückseigentümern der Innenstadt gemäß einer Richtlinie ein nicht rückzuzahlender Baukostenzuschuss gewährt wird. Pro Student wird eine Wohnfläche bis zu maximal 20 Quadratmeter gefördert. Die Fördersumme sollte mit 100 Euro pro Quadratmeter angesetzt werden. Eigentümer können so maximal 2.000 Euro pro Studentenzimmer erhalten. Pro Jahr sollten dafür Fördermittel in Höhe von 60.000 Euro zur Verfügung gestellt werden.
Im Dezember 2016 wurde die Richtlinie zur Förderung der Reduzierung von Leerstand durch Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in der Wolfenbütteler Innenstadt vom Rat der Stadt beschlossen. Als Grundlage diente das beschlossene Projektvorhaben. Die Richtlinie ist online unter www.wolfenbuettel.de zu finden. Sie ist seit dem 1.Januar 2017 wirksam und läuft mindestens bis 2021. Aus strategischen Gründen wurde die Beschränkung auf Studentenwohnraum nicht berücksichtigt. Allerdings werden Maßnahmen zur Schaffung von Wohnraum für Studierende vorrangig gefördert. Voraussetzung für die Förderung ist die Schaffung neuen Wohnraums durch Sanierung beziehungsweise Renovierung. Der Eigennutzen ist ausgeschlossen worden. Außerdem wurde ein Zweckbindungszeitraum auf zehn Jahre aufgenommen, in dem der Eigentümer maximal 8,50 Euro netto pro Quadratmeter Miete erheben darf.
Erstellung einer Wolfenbüttel App
2016 wurde die Wolfenbüttel App vorgestellt und freigeschaltet. Foto: Anke Donner
In Ergänzung zu den bereits vorhandenen touristischen Informationsmaterialien sollten alle touristischen Highlights in einer „Wolfenbüttel-App“ präsentiert werden.
Im März 2016 wurde dann zum Jahresempfang der Stadt die „Wolfenbüttel App für Freizeit und Tourismus“ fertiggestellt und vorgestellt. Gleichzeitig wurde im Bereich Tourismus eine neue Website und der Wolfenbüttel Blog „echt lessig“ vorgestellt. Im Sommer 2017 gab es ein Update der App, in der das Layout geändert wurde und neue Funktionen, wie beispielsweise der Einzelhandel, dazu gekommen sind. Weiterhin wurde vor den Sommerferien das neue Tourismuskonzept 2021 beschlossen. Die ersten Bausteine daraus befinden sich bereits in der Umsetzung.
In der Umsetzung
Der Umbau des Schlossplatzes und die Neugestaltung des Stadtmarktes sind wahre Mammutaufgaben - für jede Stadtverwaltung. Eine Umsetzung von heute auf morgen geht leider nicht. Schritt für Schritt muss nun die Umgestaltung der beiden Hauptplätze erfolgen. Ein erster Schritt in Bezug auf die Stadtmarkt-Gestaltung ist mit dem Beginn der Sanierung der Fußgängerzone gemacht. Weitere Maßnahmen sollen im kommenden Jahr folgen. Und auch am Schlossplatz tut sich bereits etwas - wenn auch für den Bürger nicht immer sichtbar. Denn bevor sich auch nur ein Stein bewegen kann, müssen Pläne entwickelt werden und Ausschreibung erfolgen.
Schlossplatzumgestaltung
So soll der Schlossplatz einmal aussehen. Grafik: Büro Mann-Fulda. Foto:
Der Schlossplatz und seine Umgebung sollen bis zum Jahr 2020 neben dem Stadtmarkt das touristische und kulturelle Zentrum des historischen Wolfenbüttels bilden. Die Verkehrsführung soll optimiert und der Platz neu gestaltet werden. Die Nutzung als Parkplatz soll entfallen. Zudem soll ein ganzheitliches Verkehrskonzept für den Bereich beauftragt werden.
2014 wurde der Schlossplatz sowie die angrenzende westliche Fußgängerzone als Sanierungsgebiet beschlossen und Fördermittel zu deren Sanierung beantragt. Im Anschluss wurde 2015 ein europaweiter Realisierungswettbewerb zur Neugestaltung des Schlossplatzes ausgelobt. Als Grundlage für die Auslobungsunterlage diente der von den Bürgerinnen und Bürgern ausgearbeitete Projektsteckbrief. Die Anregungen der Bürger sollten so weit es geht mit aufgegriffen werden. Der Entwurf des Landschaftsarchitekturbüros Mann aus Fulda wurde aus 25 eingereichten Planungen von einer Jury aus Fach- und Sachpreisrichtern als Siegerentwurf ausgewählt.
Das Ergebnis der überarbeiteten Entwurfsplanung wurde am 19. Oktober 2016 vom Rat der Stadt Wolfenbüttel zur Umsetzung beschlossen. Der Entwurf hat alle Anregungen und Ideen der Bürger mit aufgenommen. Ab diesem Zeitpunkt begann die detaillierte Ausführungsplanung. Diese Gesamtplanung mündete in ein detailliertes Leistungsverzeichnis von rund 800 Seiten, in dem jedes einzelne Material sowie jeder einzelne Arbeitsschritt genau beschrieben wurden. Das Ergebnis musste aufgrund der geschätzten Baukosten europaweit ausgeschrieben werden. Derzeit befindet sich die Maßnahme im Vergabeverfahren.
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Stadtmarkt neugestalten
Der Stadtmarkt samt Reiterdenkmal soll schöner und lebendiger werden. Foto: Anke Donner
Bis zum Jahr 2016 sollte die Aufenthaltsqualität auf dem Stadtmarkt durch eine neue Pflasterung, Möblierung und Gestaltung eines Brunnens um das Herzog August Denkmal gesteigert werden.
Beginnend mit dem Großen Zimmerhof, Krambuden und Löwenstraße wurden in diesem Jahr die ersten Grundsteine für die Sanierung der gesamten Fußgängerzone gelegt. Es wurde in diesem Bereich begonnen, da hier gemeinsam mit der Maßnahme am Schlossplatz ein Sanierungsgebiet festgelegt werden konnte. So konnte die Stadt auf Fördermittel des Bundes zurückgreifen. Im Laufe der nächsten Jahre soll die gesamte Fußgängerzone saniert werden, in diesem Zuge soll dann auch der Stadtmarkt in Angriff genommen. Für die Sanierung des Brunnens und des Reiterdenkmals auf dem Stadtmarkt sind im Investitionsplan der Stadt für das Jahr 2020 100.00 Euro veranschlagt.
Weitere umgesetzte Projekte
Doch nicht nur die beschlossenen Projekte durch den Rat der Stadt Wolfenbüttel werden oder wurden umgesetzt. Es stehen auch weitere Projekte aus dem "Zukunftsprofil – Innenstadt Wolfenbüttel" auf der Agenda. Viele der Projekte wurden bereits im Rathaus bearbeitet oder gewannen in den letzten Jahren an Bedeutung, so dass die Ideen der Bürger auf anderem Wege in die Bearbeitung oder Umsetzung gelangten. Insgesamt werden 22 der 29 Projekte bearbeitet.
Erlebnis Wasser
An den Krambuden gibt es nun ein Wasserspiel. Foto: Anke Donner
Im Zuge der Revitalisierung der Hertie Immobilie und der damit verbundenen Umgestaltung der Fußgängerzone im Bereich Krambuden soll der historische Okerverlauf punktuell sichtbar und erlebbar gemacht werden, zum Beispiel durch eine Überglasung. Die Idee wurde im Zusammenhang mit der Sanierung der Fußgängerzone zur Aufwertung der Aufenthaltsqualität berücksichtigt. Auch das im Jahr 2011 erarbeitete Regelwerk für die Gestaltung der Fußgängerzone sieht zum Thema Wasser die Öffnung verborgener Wasserläufe, Brunnen und Wasserspiele vor. Da die exakte Wiederherstellung der Oker nicht möglich ist, können die Wasserläufe in Form von Wasserbecken oder Wasserspiegeln angedeutet werden. Innerstädtischer Plätze und Bereiche der Fußgängerzone sollen dadurch merkbar aufgewertet und belebt werden.
ImJuni 2017 wurden die Brunnenanlage im Bereich des ehemaligen Grachtenverlaufs bei der Neugestaltung der Reichsstraße eröffnet.Im Bereich der Krambuden wurde dann im August 2017 der historische Okerverlauf punktuell mit dem Wasserspiel wieder sichtbar und erlebbar gemacht. Dabei wurde eine Fläche mit 12 niveaugleich eingebauten Fontänen hergestellt. Zur weiteren Attraktivitätssteigerung der Fußgängerzone wurde eine Öffnung der Mauer im Großen Zimmerhof in Form einer Treppen- und Sitzanlage zum Okerlauf hin geschaffen. Beide Wasserelemente wurden
im15. September eröffnet.
Auch an der Ecke Okerstraße spielt Wasser eine Rolle. Foto: Anke Donner
Auch bei der Neugestaltung des Schlossplatzes spielt das Thema Wasser eine Rolle. Hier soll der Zugang zur ehemaligen Pferdetränke neu und attraktiver gestaltet werden. Auf der Platzfläche ist eine weitere Brunnenanlage in Form eines runden Steinbrunnens mit 12 Meter Durchmesser geplant, um dem Platz einen attraktiven und angenehmen Mittelpunkt zu geben. Dieser soll als Sitzbrunnen ausgebildet werden und Besucher zum Verweilen einladen.
Und auch am Kornmarkt/Reichsstraße sprudelt es jetzt. Foto: Anke Donner
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