Wolfenbüttel. Als im Februar Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur, Falko Mohrs, zu Gast im Wolfenbütteler Rathaus war, hatte Bürgermeister Ivica Lukanic ihm das Thema schon nähergebracht: Wie könnte die zukünftige Gestaltung der Theaterfinanzierung des Landes ausgestaltet werden? Um dem Ganzen Nachdruck zu geben, ergreift der Bürgermeister abermals die Initiative und schlägt dem Rat vor, ein entsprechendes Forderungspapier an das Land Niedersachsen zu richten. Dies teilt die Stadt mit.
Die Debatte darüber startet im kommenden Kulturausschuss am 22. Juni. „Unterm Strich geht es um die Gleichbehandlung der kommunal getragenen Theater von der auch unser Lessingtheater profitieren würde“, bringt es Lukanic auf den Punkt. Auch das Wolfenbütteler Lessingtheater solle eine Förderung bekommen.
Lessingtheater geht bislang leer aus
In Niedersachsen gebe es eine lebendige, professionelle Theaterlandschaft, die durch das Zusammenspiel von Staatstheatern, Stadttheatern, Landesbühnen, freien Theatern, Amateurtheatern und Theaterfestivals geprägt ist. Das Land Niedersachsen unterhalte drei Staatstheater in Hannover, Braunschweig und Oldenburg. Weiterhin fördere das Land sechs Landesbühnen beziehungsweise kommunale Theater - unter ihnen die drei Stadttheater in Göttingen, Osnabrück und Lüneburg sowie das Schlosstheater Celle, das Theater für Niedersachsen mit Sitz in Hildesheim und die Landesbühne Niedersachsen Nord mit Sitz in Wilhelmshaven (sogenannte Vertragstheater) sowie außerdem das Göttinger Symphonieorchester.
Außer den Theatern in öffentlicher Trägerschaft fördere das Ministerium für Wissenschaft und Kultur die Arbeit der professionellen Freien Theater durch eine dreijährige Konzeptionsförderung für 20 der rund 100 im Flächenland existierenden Gruppen. Neben dieser Spitzenförderung unterstütze das Land Niedersachsen weitere Freie Theater durch Projektförderungen sowie den Landesverband Freier Theater in Niedersachsen. Darüber hinaus fördere das Ministerium für Wissenschaft und Kultur alljährlich die „Gandersheimer Domfestspiele" und im triennalen Rhythmus das „Transeuropa Festival Hildesheim".
Das Wolfenbütteler Lessingtheater werde hingegen durch das Land Niedersachsen nicht gefördert. Die finanzielle Berücksichtigung der kommunalen Theaterlandschaft, insbesondere der sogenannten Bespieltheater, seitens des Landes sei seit Gründung des Bundeslandes im Jahr 1946 lückenhaft und unvollständig geblieben. Auf eine kommunale Initiative im Jahr 2017 hätten sich bereits mehrere niedersächsische Theater an das Land Niedersachsen gewandt, um auf die Unvollständigkeit und das Ungleichgewicht der Theaterförderung hinzuweisen. Von Professor Dr. iur. Jörn Ipsen sei zu diesem Thema, ein Gutachten erstellt (2017) und ein Jahr später durch ein Zusatzgutachten mit Schwerpunkt Stadt Wolfenbüttel/Lessingtheater erweitert worden. Es bescheinigte die kulturelle Bedeutung des Theaters für die Region.
Lukanic fordert gerechte Förderung
Die Stadt Wolfenbüttel habe dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft diesen Sachverhalt vorgetragen und um eine perspektivische Ergänzung der Theaterförderung des Landes gebeten. Der damalige Minister für Kultur und Wissenschaft Björn Thümler hätte aber verneint.
„Das Engagement des Landes stellt sowohl finanziell als auch räumlich betrachtet eine ausschließliche Schwerpunktförderung dar, die dem verfassungsmäßig garantierten landesweiten Auftrag nicht gerecht wird“, stellt Ivica Lukanic daher fest und fordert die Ausweitung der Theaterförderung des Landes Niedersachsen, insbesondere eine Sockelfinanzierung für sogenannte Gastspielhäuser. „Die Förderung der kommunalen Theater stellt keine juristisch oder insbesondere kulturpolitisch zu verhandelnde Frage dar. Den kulturpolitischen Zielen des Landes und den Gleichbehandlungsgrundsätzen der kommunalen Finanzierung folgend ist die Neuordnung der Theaterförderung in Niedersachsen vielmehr eine Frage eindeutiger und transparenter Kriterien, die den kulturpolitischen Leitlinien, den Entwicklungsinteressen des Landes und insbesondere den Maßstäben zur Sicherung und Bewahrung des kulturellen Erbes des Landes folgen muss“, so Lukanic.
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