Braunschweig. Spätestens mit dem Abpfiff von Schiedsrichter Gagelmann brachen in Braunschweig alle Derby-Dämme. Im und vor dem Stadion wurde gefeiert, gesungen und tatsächlich auch getrunken. Ab Mittag hatten bereits viele blau-gelbe Fans in der Innenstadt vorgelegt. Am Abend ging es am Bohlweg entsprechend munter weiter.
Anders die Gäste aus Hannover. Die meisten von ihnen waren mit dem Bus-Konvoi ins Eintracht-Stadion gekommen. Anschließend zogen sie mit hängenden Köpfen wieder davon. Ein direktes Treffen der beiden Fanlager gab es so gut wie nicht. Die Polizei hatte die Einfahrt zur Gäste-Kurve weiträumig abgesperrt. Wer zum Stadion wollte, brauchte entweder eine Eintrittskarte zum Spiel oder gute Gründe. Ansonsten war an den Absperrgittern am Vorplatz Schluß.
Über 3000 Einsatzkräfte sorgten für Ruhe. Die Braunschweiger hatten Hilfe aus Thüringen, Oldenburg, Hannover, Wiesbaden, Sachsen-Anhalt, Hamburg und auch Berlin bekommen. Ein Polizei-Hubschrauber kreiste über der Stadt. Bereits in der Nacht hatte viele Eintracht-Anhänger das Stadion „bewacht“. Nach der widerlichen Aktion am 96-Trainings-Gelände, wo Gestörte ein totes Schaf an den Zaun hängten, waren Rache-Akte befürchtet worden. Es passierte allerdings nichts.
Bizarr war das Geschehen am Hauptbahnhof. Rund 700 Hannover-Fans hatten hier eine Demo angemeldet. Unter dem Motto: „Reisefreiheit für Fans“ wollten sie gegen das umstrittene Ticket-Verfahren inklusive „Bus-Zwang“ protestieren. Ein Zug durch die Stadt war aus Sicherheitsgründen verboten worden. Eine halbe Stunde verspätet trafen die ersten Fans mit der Regional-Bahn ein. Sie wurden durch das abgeriegelte Bahnhofs-Gebäude direkt auf den Parkplatz an der alten Dampflok geleitet. Nahezu vollständig „abgeschirmt“ von Polizeiwagen begann dann hier die Kundgebung. Einige Braunschweiger beobachteten
das Geschehen hinter den Sicherheits-Zäunen. Zu sehen oder zu hören gab es so gut wie nichts. Außer einer kurzen Megafon-Ansprache blieb es still. Keine Gesänge, keine Fahnen. Nach einer knappen Stunde machte sich der Tross auf selben Weg wieder zurück nach Hannover. In Braunschweig blieb es vor und nach dem Spiel friedlich. Die Polizei teilte gegen 19:00 Uhr abschließend mit: „Alle Fans aus Hannover sind abgereist; bis auf einige Personalienfeststellungen bisher keine polizeilichen Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Spiel.“
Anders die Situation in Hannover. So ruhig die Fans der „Roten“ in der Löwenstadt geblieben waren, so wütend wurde nun die Mannschaft am eigenen Stadion empfangen. Immer wieder musste sich das Team von Trainer Tayfun Korkut „Derby-Versager“-Rufe gefallen lassen. Lautstark wurde der Rauswurf von Präsident Kind und Manager Dufner gefordert. Der Trainer und einigte Spieler gingen schließlich an den Zaun, um die Menge zu beruhigen. Als Böller flogen, griff die Polizei mit einem Wasserwerfer ein. Bereits kurz nach dem Spiel war es zu Ausschreitungen im „Waterloo-Biergarten“ gekommen. Hier wurden Einsatzkräfte ebenfalls mit Pyro und Flaschen beworfen.
"Nicht nur an guten Tagen, wenn die Sonne scheint": Die Spieler haben sich den #H96-Fans gestellt. #NiemalsAllein pic.twitter.com/zpmeIp6w4E
— Hannover 96 (@Hannover96) 6. April 2014
In Braunschweig dagegen wurde die „Niedersachsen-Meisterschaft“ entsprechend gefeiert. Vom Stadion aus hatten sich hunderte Fans auf den Weg in die Stadt gemacht. Zentraler Treffpunkt: Das „Lindi“ am Bohlweg. Schon während des Spiels war hier alles fest in blau-gelber Hand. Auf der anderen Seite der Straße war der Schloßplatz zum Polizei-Parkplatz umfunktioniert worden. Die Beamten selbst machten es sich so gut es ging bequem und genossen die letzten Sonnenstrahlen des DERBY-Sonntags.
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