Sickte. In der Samtgemeinde Sickte soll ein Konzept entstehen, um Asylbewerber besser in die Dorfgemeinschaft zu integrieren. "Miteinander bunt" soll das Projekt heißen, das von Steffen Köppe erarbeitet wurde.
Inzwischen leben in der Samtgemeinde Sickte 45 Asylbewerber, die aus verschiedenen Gründen ihre Heimat verlassen musste und nun hoffen einen Ort der Zuflucht zu finden (WolfenbüttelHeute.de berichtete). Die Verwaltung geht davon aus, dass die Zahl bis zum Jahresende auf 60 Asylbewerber oder mehr ansteigt. Auch die Aussicht auf die kommenden Jahre prophezeit einen Anstieg. "Es ist nicht davon auszugehen, dass die Zuwanderung in den nächsten Jahren stagniert, oder zurückgeht. Deshalb wollen wir in der Samtgemeinde etwas tun, um diese Menschen zu integrieren", so der zuständige Mitarbeiter für Asylangelegenheiten, Steffen Köppe.
Und so ist aus der Feder von Steffen Köppe das Konzept "Miteinander bunt" entstanden. Mit der Hilfe des Konzepts sollen ausländische Mitbürger in das Dorfleben eingegliedert werde. "Oft ist es so, dass Anwohner frustriert sind, weil sie nicht ausreichend informiert sind und Vorurteile haben. Bei den Asylbewerbern tritt ebenfalls Frustration und Langeweile auf, weil sie vor sprachlichen Barrieren stehen und beispielsweise keiner Beschäftigung nachgehen dürfen. Daraus entstehen Konflikte und Unruhen", erklärt Köppe.
Um eben diese Konflikte zu vermeiden, oder zu lösen, soll ein engeres Miteinander entstehen, das die Bürger selber gestalten können und sollen. Die Verwaltung, in diesem Fall Steffen Köppe, fungiert als Bindeglied zwischen Bürgern und Behörden.
So soll es bunter werden
Steffen Köppe hat das Konzept erarbeitet. Foto: Anke Donner)
Das Konzept sieht die Bildung einer Arbeitsgruppe vor, die sich um die alltäglichen Belange der ausländischen Mitbürger kümmert und das Projekt begleitet. Bürger helfen Bürgern. Nur so kann es funktionieren. Die Arbeitsgruppe soll aus ehrenamtlichen Helfern und Mitarbeitern der Verwaltung bestehen, sich um die Koordination kümmern, Weichen stellen und Ideen entwickeln, wie einzelne Maßnahmen realisiert werden. Bei regelmäßig stattfindenden Treffen soll dann über Maßnahmen und Ideen beraten und die Umsetzung geplant werden.
Gemeinsam könnten so multikulturelle Veranstaltungen geplant und Sprachkurse angeboten werden. Außerdem könnte man bei der Vermittlung von Terminen helfen und Begleitungen für Behördengänge schaffen. "Wir möchten insbesondere auch die Vereine ansprechen. Oft ist es so, dass die Asylbewerber gerne einer sportlichen Aktivität nachgehen würden, es aber aus verschiedenen Gründen nicht tun. Manchmal fehlt einfach ein Anlaufpunkt, oder fehlende Sprachkenntnisse bilden eine Hürde. Nicht selten haben diese Menschen auch die finanziellen Möglichkeiten nicht, einem Verein beizutreten. Hier hoffen wir auf das Engagement einiger Vereine in den Gemeinden. Vielleicht gibt es Wege, die Beiträge zu erlassen, oder zu mindern", hofft Steffen Köppe.
Auch die Gründung eines Fördervereins würde die Samtgemeindeverwaltung begrüßen. So könnten finanzielle Hilfen für Vereinsbeiträge, oder Sachspenden wie Trainingskleidung organisiert werden.
Ein wichtiger Bestandteil des Konzepts ist die Sprachförderung. "Es gibt bereits Ansätze in Evessen. Dort geben Kirche und einzelne Bürger bereits Deutschunterricht. Hier wäre es wünschenswert, wenn sich Bürger und Einrichtungen zusammenschließen und dieses Kurse anbieten", so Steffen Köppe. Man könnte beispielsweise versuchen, dieses Kurse in größeren und zentralen Räumen wie dem DGH abzuhalten. Auch hier werden Bürger gesucht, die ehrenamtlich dabei helfen, den Asylbewerbern die deutsche Sprache beizubringen.
Weiterhin könnte eine Fahrgemeinschaft in Betracht kommen. Die Bürger der Samtgemeinde könnten ihre ausländischen Mitbürger in Städte wie Wolfenbüttel und Braunschweig mitnehmen und vielleicht Hilfestellung leisten, wenn es darum geht, Behörden oder Ärzte aufzusuchen. Ebenso könne man sich das bei Freizeitaktivitäten vorstellen. "Pastor Martin Cachej aus Evessen ist kürzlich mit drei Asylbewerbern in die Autostadt nach Wolfsburg gefahren", teilt Köppe mit.
Paten gesucht
In Dettum wird derzeit eine Flüchtlingsunterkunft saniert. Foto: Anke Donner)
Gerade für neue Asylbewerber, die der Samtgemeinde zugeteilt werden und sich nicht auskennen, wäre es hilfreich, wenn sie "Einheimische" an ihrer Seite haben. Die sogenannten "Integrationslotsen" könnten bei der Orientierung helfen. Sie könnten zeigen, wo Dinge zu erledigen sind, wo sie Behörden, Ärzte und Einkaufsmäkte finden. Seitens des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung werden die "Integrationslotsen" auch finanziell gefördert. Die Volkshochschule bieten zudem eine mehrwöchige "Integrationslotsen-Ausbildung" an. "Man muss diese Ausbildung nicht machen. Jeder Bürger kann sich auch einfach so einbringen und seine Hilfe anbieten", klärt Steffen Köppe.
Großes Engagement herrscht bereits
Einige Gemeinden gehen breites mi gutem Beispiel voran. In Dettum gibt es schon viele gute Ansätze, wie man ein besseres und bunteres Miteinander zelebrieren kann. Viele der Menschen nehmen ihre neuen Mitbürger an die Hand, helfen und vermitteln. Sie binden die Familien aus Syrien und Aserbaidschan in die Gemeinschaft ein. Natürlich herrschten auch hier Vorurteile und Berührungsängste. "Doch meist werden Fragen und Vorurteile in einem Gespräch mit der Verwaltung ausgeräumt. Inzwischen gehen die Dettumer vorbildlich mit ihren ausländischen Mitbürgern um. Es herrscht eine große Hilfsbereitschaft untereinander", sagt Sicktes Samtgemeindebürgermeisterin Petra Eickmann-Riedel.
Infoveranstaltung folgt
Eine Informationsveranstaltung für alle Bürger soll in den nächsten Wochen stattfinden. Dort möchte man das Konzept dann im Detail vorstellen und erste Ansätze zusammentragen. Möglicherweise wird die Veranstaltung in Evessen stattfinden. "Den genauen Termin werden wir rechtzeitig bekanntgeben", verspricht Steffen Köppe.
mehr News aus Wolfenbüttel