Kreis Wolfenbüttel. Bereits 1978 warnte Hans-Helge Jürgens in seiner Arbeit "Gefährdung der Biosphäre durch mangelnde Standsicherheit und das Ersaufen des Grubengebäudes" vor den Gefahren, die von radioaktiven Abfällen in der Asse ausgehen. Um dies zu würdigen, hat die Asse-2-Begleitgruppe (A2B) kürzlich Jürgens zum "Paten der Asse" ernannt. Mit diesem Titel wurden angesichts ihrer besonderen Verdienste zuvor die frühere Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Ursula Heinen-Esser, sowie der ehemalige Landrat des Landkreises Wolfenbüttel, Jörg Röhmann, ausgezeichnet.
In seiner Laudatio nannte Professor Rolf Bertram Hans-Helge Jürgens einen "langjährigen Freund und Bruder im Geiste", dessen Ehrung lange überfällig gewesen sei. Bertram wirkt als Experte mit in der Arbeitsgruppe Optionen – Rückholung, dem wissenschaftlichen Beratungsgremium der A2B. In seiner Arbeit habe Jürgens die Dinge zu Ende gedacht und danach gehandelt, auch gegen Widerstände und trotz persönlicher Nachteile. Diese Eigenschaft, so Bertram, „sollte man eigentlich von allen Wissenschaftlern erwarten.“
Hans-Helge Jürgens war seit 1975 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wasserbau an der TU Braunschweig tätig. Seine Arbeit zur Asse habe seinerzeit nicht zur positiven Sichtweise auf die Atomenergie gepasst. Sie wurde als "unbedeutend" und als "unwissenschaftliche Fleißarbeit" abgetan. "Es darf getrost spekuliert werden, was wohl geschehen wäre, wenn die von Jürgens vorgetragenen Bedenken ernst genommen worden wären", so Professor Bertram.
Kurz nach seiner Promotion sei Jürgens klargemacht worden, dass er aufgrund seiner Äußerungen zur Asse-Einlagerung für die Technische Universität Braunschweig nicht weiter tragbar sei, wusste Bertram als ehemaliger Kollege zu berichten: "Damit war das Ende seiner wissenschaftlichen Karriere besiegelt." Für Helge Jürgens begann fachlich und persönlich eine schwere Zeit. Nach mehr als 50 Bewerbungen fand er schließlich als angestellter Wasserbauingenieur am Wasser- und Schifffahrtsamt in Emden eine Stelle, die er bis zum Renteneintritt 2006 innehatte.
Hans-Helge Jürgens teilte angesichts seiner Ehrung mit, er stehe nach wie vor "zur Kritik an der Asse und der Langzeitsicherheit und zu all der Arbeit, die damit verbunden war." Professor Bertram abschließend: "Die immensen Schwierigkeiten, die die Lösungszutritte und die Rückholung der strahlenden Abfälle aus der Asse bereiten, zeigen, wie vorausschauend Jürgens bereits vor 37 Jahren dachte."
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