Mehr als eine Viertelmillion Syrer sind zu Flüchtlingen geworden. Der Flüchtlingsstrom hält unvermindert an. Angesichts der immer dramatischeren Lage bitten die evangelische und die katholische Kirche die Bundesregierung, die humanitäre Unterstützung fortzuführen.
„Den Nachbarländern Syriens gebührt großer Dank und Respekt für die Aufnahme von Flüchtlingen“, betont Bischof Norbert Trelle, Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz. „Das gilt umso mehr, als einige von ihnen selbst in einer äußerst schwierigen Lage sind.“ So habe die lang anhaltende Dürreperiode in Jordanien zu einer angespannten Versorgungssituation geführt. Auch die Türkei übernehme mit der Unterbringung von mittlerweile knapp 80.000 Flüchtlingen große Verantwortung. „Die Aufnahmebereitschaft dieser Länder zu erhalten und sie bei der Versorgung der Ankommenden zu unterstützen, ist für die Flüchtlinge elementar“, unterstreicht Kirchenpräsident Dr. Volker Jung, Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland. Die bisher geleistete Unterstützung aus Deutschland sei dabei von großer Bedeutung.
Über die Bereitstellung finanzieller Mittel hinaus sollte über weitere Formen der praktischen Unterstützung für die Nachbarstaaten Syriens nachgedacht werden. „Wir begrüßen, dass Deutschland einer Aufnahme von syrischen Flüchtlingen grundsätzlich offen gegenüber steht“, kommentiert Bischof Trelle die Ankündigungen von Bundesaußenminister Guido Westerwelle. Um die Anrainerstaaten schon zum jetzigen Zeitpunkt zu entlasten und ihnen effektiv zu helfen, sei es notwendig, die Gruppe der Flüchtlinge, die in Syrien vor Beginn des Bürgerkriegs Zuflucht gesucht haben, in den Blick zu nehmen. „In Syrien lebt eine große Zahl von Flüchtlingen aus anderen Ländern, beispielsweise aus dem Irak, aber auch aus Afghanistan, Somalia oder dem Sudan. Für diese Gruppe wird die gesamte Region auf absehbare Zeit nicht sicher sein“, erläutert Kirchenpräsident Jung. Diesen Menschen in größerer Zahl in Europa Zuflucht zu gewähren, könne zu einer spürbaren Entlastung der Anrainerstaaten führen. Ein Anknüpfungspunkt dafür sei das deutsche „Resettlement“-Kontingent, das in diesem Jahr 100 irakischen Flüchtlingen zugutekommt, die in der Türkei lediglich eine vorläufige Bleibe gefunden haben.
Bischof Trelle und Kirchenpräsident Dr. Jung unterstützen den jüngsten Vorstoß der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Staatsministerin Maria Böhmer. „Viele syrische Flüchtlinge in Deutschland wenden sich an unsere Beratungsstellen, weil sie ihre Familienangehörigen gerne aus der verzweifelten Lage befreien und zu sich holen würden“, berichtet Bischof Trelle. Das sei ihnen jedoch oftmals verwehrt. „In dieser Situation unbürokratisch Abhilfe zu schaffen, ist ein Gebot der Menschlichkeit“, bekräftigt Kirchenpräsident Jung.
Die meisten der rund 245.000 Flüchtlinge aus Syrien haben in Jordanien und der Türkei Zuflucht gesucht. Über 60.000 Flüchtlinge sind in den Libanon gegangen, mehr als 20.000 in den Irak. Die meisten von ihnen leben in Camps, die Versorgungslage ist fast überall prekär. Die Bundesrepublik Deutschland hat die Anrainerstaaten Syriens bisher großzügig unterstützt.
Bischof Norbert Trelle ist Bischof von Hildesheim, Dr. Volker Jung ist Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.
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