Wolfenbüttel. Die Gemeinschaftsunterkunft Okeraue an der Langen Straße füllt sich. Derzeit sind 184 Menschen unter anderem aus Syrien, Libanon, Afghanistan, Iran, Irak oder Eritrea in insgesamt drei Container-Blöcken untergebracht. Wie lebt es sich in der Gemeinschaftsunterkunft und wie gestaltet sich der Alltag der Flüchtlinge. Beate Zgonc, Leiterin der Gemeinschaftsunterkunft, gibt regionalHeute.de einen exklusiven Einblick.
Insgesamt drei Blöcke beziehungsweise Riegel besitzt die Gemeinschaftsunterkunft. Diese bietet Platz für etwa 220 Menschen. In zwei der Riegel sind lediglich Männer untergebracht. In dem dritten Block finden Familien Platz. Nach aktuellem Stand sind momentan 184 Flüchtlinge dort untergekommen, fünf von ihnen sollen bis zum jetzigen Zeitpunkt eine Aufenthaltserlaubnis erhalten haben. 75 Prozent sind dabei unter 27 Jahre alt. Zudem sind sechs schwangere Frauen in der Gemeinschaftsunterkunft untergebracht. Des Weiteren leben knapp 30 Kinder dort, bis auf zwei seien bereits alle in Kindertagesstätten und Schulen untergebracht, sagte Beate Zgonc.
Grundbedürfnisse decken
Neben dem Zimmer, in denen jeweils zwei bis drei Leute unterkommen, erhalten die Neuankömmlinge eine Grundausstattung. Hierzu gehören eine Kleiderstange mit Kleiderbügeln, Bettzeug, Zahnputz- und Duschzeug, ein Töpfe- und Pfannenset, ein Wäschekorb, Putzsachen, Geschirrtücher, einen Tisch sowie Besteck und Teller. Zusätzlich verfügt jedes Zimmer über einen eigenen Kühlschrank. "Schließlich sollen die Menschen lernen, eigenständig zu leben, damit sie später in der eigenen Wohnung zurechtkommen", erklärte Beate Zgonc. "Wir sorgen dafür, dass die psychischen und physischen Grundbedürfnisse gedeckt sind und geben eine erste Orientierung", erklärte sie weiter. Sich zu organisieren und zu verwalten sei dann ihre eigenständige Aufgabe. Im Video-Interview gibt Beate Zgonc einen Überblick:
Die Einrichtung
Die Gemeinschaftsunterkunft besitzt mehrere Teeküchen, Kochräume mit jeweils sechs Herdplatten, Toilettenräume und Waschräume mit mehren Waschmaschinen und Trocknern. Für die jüngeren Kids gibt es auch noch einen kleinen Spielraum. Hier stehen den Kindern auch Spielsachen zur Verfügung, die private Spender aber auch Wohlfahrtsverbände gesponsort haben. Ein Gemeinschaftsraum pro Trakt bietet die Möglichkeit, dass die Flüchtlinge sich treffen und am Kicker-Tisch spielen, Fernsehen schauen oder aber auch für Sprach- und Integrationskurse zusammenkommen.
Gemeinschaftsraum mit Kicker und Fernseher Foto: Jan Borner
Ein weiterer Gemeinschaftsraum befindet sich in einer separaten Anlage. Hier kann dann auch geraucht werden. Ein großer Nutzen für die Bewohner ist das frei verfügbare W-Lan-Netz. Wenn das Wetter dann langsam besser wird, können auch Tischplatten ausgeliehen und aufgestellt werden. Dann sei auch geplant, den Außenbereich mit Pflanzen und Sitzmöglichkeiten zu verschönern. Auch die angrenzende freie Grünfläche soll dann für Freizeitaktivitäten genutzt werden können. Die ersten Holztore, die die Flüchtlinge eigenständig aufgebaut haben, stehen schon bereit. Im Interview spricht Beate Zgonc über die Probleme und Sorgen der Bewohner:
Hier wird der Grundstein gelegt
Mit eineinhalb pädagogischen Stelle, einem Integrationscoach (halbe Stelle) und einer durchgängig eingesetzten Security ist nicht nur für die Sicherheit und Betreuung der Flüchtlinge gesorgt, sondern auch für eine erste Orientierung. Wöchentlich findet eine Hausversammlung statt. In einem Integrationskurs werden Regeln und Normen erklärt, Begriffe wie Demokratie und Religionsfreiheit erläutert und eine gemeinsame Diskussionsrunde mit den Flüchtlingen durchgeführt, um ihnen näherzubringen, wie Deutschland funktioniert. Dies findet einmal die Woche mit rund 15 bis 20 Personen statt. Zudem werden an einer Infotafel wichtige Termine ausgehängt, wie etwa anstehende Sprachkurse oder dergleichen.
Das ständige Warten
Eigentlich verlaufe alles recht ruhig, erklärte Beate Zgonc. Das ein oder andere Mal habe die Polizei schon mal eingreifen müssen, aber das sei alles glimpflich ausgegangen. Es seien meistens kleinere Konflikte, wie etwa die unterschiedlichen Auffassung von Sauberkeit in den Küchen oder dergleichen. Viel mehr beschäftige die Menschen das ewige Warten und die Ungewissheit, sagte sie. Während manche schon nach kurzer Zeit ihren Asylstatus klären können, warten andere mitunter Wochen und Monate, ehe sie überhaupt einen Antrag stellen können. "Wer es bis zum Interview schafft, ist schon glücklich", so die Leiterin der Unterkunft. Auch einer der Bewohner betonte, dass das ständige Warten auf Termine und auf Antworten bezüglich des Aufenthaltsrechts sehr unangenehm sei. Die Einwohner würden aber auch oft wegen Themen, wie der Wolfenbüttel-Card, der Tafel oder wegen der Hilfe bei Behördengängen und Arztbesuchen, zu ihr kommen, erklärte Beate Zgonc.
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