Wolfenbüttel. Noch vor der Corona-Pandemie referierte der Archäologe Wolf-Dieter Steinmetz über den junbronzezeitlichen Burgwall bei Isingerode. Eingeladen hatten die Freunde der Archäologie im Braunschweiger Land (FABL). Vorsitzender Professor Joachim Block begrüßte im Wolfenbütteler Museum „Archäologie in der Kanzlei“ zahlreiche Gäste. Das berichtet Bernd-Uwe Meyer.
Von 2006 bis zur Zuschüttung im Jahre 2017 forschten Ehrenamtliche der FABL oberhalb von Isingerode. „In zwölf Jahren gruben an 465 Wochen- und Feiertagen ausschließlich Freiwillige“, leitete Steinmetz seinen Vortrag ein. Obwohl sich der ehemalige Museumsleiter seit dem 1. Dezember 2016 im Ruhestand befindet, wertet er immer noch zahlreiche Funde aus. Die Grabungsarbeiten finanzierte der Förderverein FABL unter der Fachaufsicht des Braunschweigischen Landesmuseums mit Wolf-Dieter Steinmetz. Bei den Ausgrabungen wurde eine 428 Quadratmeter große Fläche untersucht. Die durchschnittliche Abtragstiefe betrug 1,5 Meter.
Im 12. Jahrhundert vor Christi entstand eine unbefestigte Siedlung. Im späten 12./frühen 11. Jahrhundert vor Christus erfolgte der Bau einer ersten Befestigung, die zerstört wurde. Eine zweite Befestigung errichteten die Menschen im 11. Jahrhundert. Im 10. Jahrhundert, spätestens um 950 vor Christi, bauten die Bewohner eine dritte Wehranlage. Nach einer Zerstörung erfolgte der Bau der vierten Burganlage im 9./8. Jahrhundert. Schließlich gab es als weitere Befestigung einen Außenring (7./frühes 6. Jahrhundert v. Chr.) und später ein befestigtes germanisches Dorf der Hermunduren etwa 30/20 v. Chr. bis 10/20 n. Chr.. Die lehmverputzten Wände von Wehranlagen und Gebäuden waren weiß getüncht und zumindest teilweise mit roten und schwarzen Mustern bemalt.
Auf dem Grabungsgelände wurde ein großer Stein entdeckt. Es ist Duckstein, den es im Elm gibt. Dieser Kultstein wurde zwischen 900 und 800 vor Christi bis nach Isingerode gebracht und ist länger in Gebrauch gewesen. Um ihn herum lagen Bronzefunde wie Schmuck und Waffen. „Die Bronzezeit ist bunt“, betonte der Forscher, der als Verzierung eine Ringabrollung auf Tongefäßen nachweisen kann. Diese Verzierungstechnik aus dem 9./8. Jahrhundert v. Chr. (späte Bronzezeit) stammt aus dem Ostalpengebiet. Andererseits ist diese Verzierung auch im 7. Jahrhundert vor Christi in der frühen Eisenzeit nachweisbar. Hier erfolgte eine Übertragung der Ringabrollung aus dem Mittelwesergebiet.
Wolf-Dieter Steinmetz mit Tafelgeschirr, das vom Isiburg-Gelände stammt. Das Gefäß hat keine gängige Form (etwa 9. Jahrhundert vor Christi). Foto: Bernd-Uwe Meyer
Eine Salzsiederei in der Burganlage ist ebenfalls nachgewiesen. Die wichtige Sole musste in großen Vorratsgefäßen heran transportiert werden. Auf der Erdoberfläche austretende Salzquellen gab es südlich des Fallsteins an der Ilse und beim heutigen Dorf Heimerode. Selten im nördlichen Mitteleuropa ist die in dieser Burganlage gefundene Graphitton-Keramik. Um einen ungewöhnlichen Glanz zu bekommen, haben die Menschen die Oberfläche dieser Tongefäße mit einem feinen Überzug aus Graphitton überzogen. „In der Oberlausitz und besonders in Mähren gibt es Vergleichsfunde“, informierte der Archäologe.
Anschließend ging Wolf-Dieter Steinmetz auf ausgewertete Knochenfunde der Archäozoologin Silke Grefen-Peters ein. Gejagt wurden gefährliche Tiere wie der Bär und Wisente. Nachgewiesen sind auch Auerochsen, Wildschweine, Rothirsche, Rehe, Biber und Wildhühner. Ein durchbohrter Bärenzahn wurde vermutlich als prestigeträchtiges Schmuckamulett verwendet. Diese neuen Fundergebnisse weisen auf bedeutungsvolle Fern- und Handelsbeziehungen bis in den nordwestdeutschen Raum, ins östliche Alpengebiet, nach Norditalien und sogar bis nach Ungarn hin.
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