Wolfenbüttel/ Thüringen. Der Rennsteig ist ein zirka 170 Kilometer langer Kammweg im Thüringer Wald. Der älteste aller meistbegangenen Weitwanderwege Deutschlands wird jährlich von 100.000 Wanderern begangen. Der Weg beginnt im Eisenacher Stadtteil Hörschel und endet im Südteil, in Blankenstein.
Nicht nur die Wanderer sind auf dem langen Steig unterwegs. Das Phänomen Rennsteig hat bereits viele Tausend Läufer aus aller Welt in den Thüringer Wald gelockt. Alle sind bereits einen großen Teil des Weges im Wettstreit miteinander, die 72,7 Kilometer lange Strecke von Eisenach nach Schmiedefeld, am Rennsteig, gelaufen. Der GutsMuths Rennsteiglauf, wie sich der Lauf offiziell nennt, ist der größte Crosslauf Europas und besitzt Kultstatus. In diesem Jahr wurde bereits die 42. Auflage gelaufen.
„Den Rennsteig muss man gemacht haben“, lautet denn auch die Devise von sechs Ultra-Langläufern des Laufclubs BlueLiner. Die Frage nach dem „warum das Ganze?“ haben sie sich nie gestellt. Der Rennsteig ist da, also laufen sie.
Viele gemeinsame Trainingskilometer sind Petra John, Katrin Herrmann, Ilka Friedrich, Axel Althoff, Alf Böhme und Anton Haigermoser in ihrer fünf Monate dauernden Vorbereitung gelaufen, haben alle auf dieses Ereignis hin trainiert. Für die Langstreckenläufer der BlueLiner war dieser Lauf eine enorme Herausforderung, denn keiner hatte je die Distanz über die 50-Kilometermarke hinaus bewältigt. Und so starteten alle zusammen mit 2.400 Teilnehmern in das große Abenteuer Rennsteig.
72,7 Kilometer und 1470 Höhenmeter liegen vor den Läufern. Gleich vom Start weg geht es steil aufwärts. Die meisten Höhenmeter werden bis zur Kilometermarke 25 gemacht. Obwohl der höchste Punkt erst bei Kilometer 61 erreicht wird, ist es der schwierigste Streckenabschnitt. Doch es gibt auch steile, sehr steile, abwärts führende Passagen. Für die herrlichen landschaftlichen Eindrücke bleibt hier kein Blick frei. Jeder geht ganz konzentriert, um einen Sturz zu vermeiden.
An den Versorgungspunkten werden die traditionellen Schmalzbrote und der berühmte Haferschleim gereicht und von allen genossen.
Am höchsten Punkt des Rennsteiges, „Plänkers Aussicht“, 973 Meter hoch gelegen, herrschte schönes Wetter, sonnig und kühl. Weit geht der Blick nach Westen unterhalb des Gipfels des Großen Beerberges, der mit seinen 982 Metern der höchste Punkt des Thüringer Waldes darstellt. Wunderbar hier oben, egal ob aufwärts oder abwärts. Steine, Pfützen, Wurzeln und richtig tiefer Morast, doch die Ultraläufer müssen weiter.
Das Ziel ist nicht mehr weit, es geht fast nur noch abwärts. Schmiedefeld ist erreicht. Die Zeit spielt keine Rolle. 72,7 Kilometer, von Eisenach bis Schmiedefeld, sind geschafft. Auch wenn sie nicht die ersten waren, jeder Rennsteigläufer ist ein Sieger.
Die BlueLiner waren sich einig: „Ein Landschaftsgenusslauf der besonderen Art, der auch die Kameradschaft zusammengeschweißt“ hat, liegt hinter ihnen.
Der Lauf endete mit einer grandiosen Abschlussveranstaltung, mit einer Feierlaune, wie sie seinesgleichen nach einem Supermarathon sucht. Das Besondere an diesen Abend war, das alle Altersklassen vertreten waren, bis hin zu den Oldies, die auf vierzig Teilnahmen verweisen konnten.
Begeisterung auch bei Susanne Just, die ihren ersten Halbmarathon von Oberhof nach Schmiedefeld gelaufen ist.
Eine alte Muskelverletzung zwang Alf Böhme bei Kilometer 40 aus dem Rennen gehen. Sonst sind alle gesund, mit etwas Muskelkater und vielen Eindrücken nach Hause gefahren.
Klaus Duwe, Chefredaktuer der Zeitschrift „Marathon 4you“, hat einmal geschrieben: "Von einem Phänomen Rennsteig zu sprechen, wäre falsch. Der Rennsteiglauf ist nicht ein Phänomen, er ist voller Phänomene."
Dies können die BlueLiner nur bestätigen.