[image=5e1764c5785549ede64cce57]Mit einem festlichen Gottesdienst in der Stadtkirche zu Wittenberg ist die Auslandspfarrkonferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am heute Abend eröffnet worden. An die 100 evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer sind mit ihren Familien bis kommenden Montag, 9. Juli in der Lutherstadt versammelt und sprechen über weltweite Perspektiven auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017.
Die Präses der Synode der EKD, Katrin Göring-Eckardt, dankte in ihrem Grußwort den Auslandspfarrerinnen und –pfarrern ausdrücklich für ihren vielfältigen Dienst in aller Welt. Der Protestantismus habe die Welt verändert, aber die Welt habe wiederum auch den Protestantismus verändert, sagte die Präses, denn „unterschiedlichste Weltbilder und kulturelle Prägungen fließen mit ein, wenn Menschen die Bibel lesen, singen oder beten. Andere Wertvorstellungen beeinflussen die Vorstellung, die die Menschen von Gott haben.“
Bei der Auslandspfarrkonferenz, so die Präses weiter, komme nun das „geschichtlich-reformatorische Erbe und die weltweite Perspektive“ zusammen. Die Auslandspfarrerinnen und –pfarrer bildeten mit ihrem Dienst gewissermaßen eine „Brücke zwischen Wittenberg und der Welt“, denn sie erlebten andere Kulturen, Denkweisen und Umgangsformen in ihrem Alltag in aller Welt. Katrin Göring-Eckardt: „Zugleich schaffen Sie in Ihren Gemeinden für deutschsprachige Menschen im Ausland ein Stück Heimat. Sie sind wichtiger Anlaufpunkt für Menschen, die dauerhaft oder auch nur auf Zeit, aus beruflichen oder privaten Gründen, in der Fremde leben.“ Diese Arbeit sei überaus wichtig, denn auch hier bewahrheite sich die Weisheit: „Zählen und Beten geht am besten in der Muttersprache.“
Im Gottesdienst reflektierte Auslandsbischof Martin Schindehütte über den Satz „Am Anfang war das Wort.“ Jenen Satz, den Staat und Evangelische Kirche in Deutschland als „claim“ (Motto) der gemeinsamen Dachmarkenkampagne für das Reformationsjubiläum 2017 ausgewählt haben. Der Satz sei bestechend, so Schindehütte in seiner Predigt, denn man könne dieses Motto „je nach Perspektive so oder eben auch so“ verstehen. Gesellschaft und Staat assoziierten mit dem Claim „die Kraft der Argumente in der Verständigung des Gemeinwesens über gemeinsame Ziele und die Bearbeitung von Konflikten.“ Dem könne natürlich auch die Kirche zustimmen, aber sie verbinde das Wort anfänglich „zuerst und ganz besonders“ als „das Wort, das von Gott zu uns her kommt“ – nämlich in Jesus Christus, der das „eine Wort“ sei, das Gott der Welt zu sagen habe und das er der Welt mitgeteilt habe, „indem er sich selbst in sie verwickeln lässt. Et incarnatus est (dt. Und er ist Fleisch geworden).“
Entscheidend sei daraufhin, so Schindehütte weiter, „dass wir jegliche Erkenntnis von Gott nicht anders haben als je in einer menschlichen Existenz“, die ihren kulturellen und historischen Bindungen nicht entrinnen könne und nicht entrinnen solle. Dies bezog der Bischof auf das Wirken des Evangeliums in der Welt: „Darum die vielen Realitäten, darum die vielen Sprachen, darum die vielen Kulturen. Jakarta, Stockholm, Rio de Janeiro, Moskau, Kairo. Jede Übersetzung der Bibel in eine andere Sprache, jede ihrer Auslegungen, jede Form christlichen Lebens in all ihrer kontextuellen Unterschiedlichkeit, ja Gegensätzlichkeit ist Ausdruck dieses „Et incarnatus est“. Aber, so der Auslandsbischof, dies sei nicht „Defizit und Verlust“, sondern „Ausdruck der Existenz Gottes als ,Fleisch gewordener Mensch‘ unter uns und in uns in unserer geschichtlichen und kulturellen Prägung und Begrenztheit.
Zum weiteren Verlauf: Morgenvormittag (4. Juli) wird Christoph Markschies, der Vorsitzende der Kammer für Theologie der EKD, auf der Auslandspfarrkonferenz einen Vortrag unter dem Titel „Reformatorische Theologie in ökumenischer Verantwortung“ halten. Am Donnerstag (5. Juli) wird die Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann, ab 14 Uhr die Konferenz besuchen. Am Sonnabend (7. Juli) wendet sich die Konferenz an die Öffentlichkeit mit einem „Schaufenster zur Welt“ von 15 – 18 Uhr auf dem Platz vor der Leucorea und am Sonntag (8. Juli) predigt der Vorsitzende des Rates der EKD, Präses Nikolaus Schneider, im Abschlussgottesdienst der Konferenz um 10 Uhr in der Schlosskirche zu Wittenberg.
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