Die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann, hat mehrere Regionen der Evangelisch-lutherischen Kirche Amerikas (ELCA) besucht, um dort über die deutschen Vorbereitungen des Reformationsjubiläums 2017 zu informieren und für eine Beteiligung der US-Kirchen zu werben. „Es gibt bei den Lutheranern in den USA ein lebhaftes Interesse an der 500-Jahrfeier im Jahr 2017“, sagte Käßmann, die am gestrigen Montag von einer sechstägigen Reise nach Chicago, Minneapolis, Kansas City und Houston zurückgekehrt ist.
Unter anderem traf Käßmann mit Mark Hanson, dem Leitenden Bischof der ELCA, sowie den lutherischen Bischöfen Wayne Miller (Metropolitan Chicago Synod), Peter Rogness (St. Paul), Michael Rinehart (Texas), Dr. Gerald Mansholt (Kansas) und Bischöfin Ann Svennungson (Minneapolis) zusammen. Es kam auch zu Begegnungen mit Vertretern der United Church of Christ (UCC) und der Lutherischen Missouri-Synode. Die Botschafterin hielt mehrere Gottesdienste und Vorträge und sprach zudem in Kansas City vor den etwa 400 Delegierten der Central States Synod Assembly der ELCA. Außerdem besuchte sie einige theologische Ausbildungsstätten.
Käßmann: „Den lutherischen Gesprächspartnern in den USA war es wichtig zu hören, dass es der EKD bei den Planungen für 2017 nicht um ein deutsches Lutherjubiläum geht, sondern vielmehr um ein internationales Reformationsjubiläum. Viele US-Lutheraner haben die Hoffnung, dass das Jubiläum ein guter Anlass sein könnte, noch vorhandene Trennungen zwischen verschiedenen protestantischen Kirchen zu überwinden.“ Ein Annäherungsprozess, wie ihn viele protestantische Kirchen in Europa mit der Leuenberger Kirchengemeinschaft vor 40 Jahren vollzogen haben, habe mit der Kirchengemeinschaft zwischen ELCA und mehreren reformierten Kirchen vor 15 Jahren in den USA ein weiteres Modell der Versöhnung sichtbar werden lassen. Allerdings sei gerade in den USA die Zersplitterung des Protestantismus besonders sichtbar. Käßmann: „Es gibt dort mehr als zwanzig lutherische Gemeinschaften, die bisher keine Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft pflegen.“ Hier könnte eine gemeinsame Vorbereitung auf das Jubiläum das „Wagnis der Versöhnung“ befördern, so die Botschafterin.
Neben den theologischen Debatten habe es überall ein großes Interesse gegeben, die Stätten der Reformation in Deutschland zu besuchen und an den geplanten Aktivitäten im Jahre 2017 teilzunehmen, sagte Käßmann weiter. Viel Nachfrage nach englischsprachigen Materialien für Gemeinden und Schulen vor allem im Internet sei geäußert worden. Die Lutheraner in den USA stünden ähnlich wie ihre europäischen Geschwister vor den Herausforderungen des Traditionsabbruches. Käßmann: „Wir haben das gemeinsame Anliegen, in Blick auf das Jubiläum eine neue Sprachkraft des Glaubens zu finden, wie sie vor fünfhundert Jahren Martin Luther entwickelt und angestoßen hat“.
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