Eine christliche Grundhaltung ist ein wichtiger Faktor für das freiwillige Engagement. Deutlich gestiegen ist die Zahl derjenigen, die sich in die evangelische Kirche einbringen: 1999 gaben 1,5 Millionen Frauen und Männer an, ihr zeitaufwendigstes Ehrenamt sei im Bereich der evangelischen Kirche, 2009 waren es schon 2,2 Millionen.
Das ist ein Ergebnis der Sonderauswertung des dritten Freiwilligensurveys für die evangelische Kirche, die das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD (SI) bei TNS Infratest Sozialforschung in Auftrag gegeben hat.
Insgesamt engagieren sich in Deutschland laut Freiwilligensurvey mehr als 23 Millionen Menschen über 14 Jahre. Besonders typisch für die Engagierten sind ein großer Freundeskreis und eine starke kirchliche Bindung. "Die Sonderauswertung unterstreicht, dass die Kirche zu einem der größten Engagement-Bereiche in Deutschland zählt"; sagt Pfarrer Stephan Seidelmann. In Zusammenarbeit mit Projektleiterin Petra-Angela Ahrens hat Seidelmann die Ergebnisse gesichtet, interpretiert und zusammengefasst. Sie liegen jetzt in Form einer Broschüre vor. "Kirche ist aber nicht nur Plattform, sondern auch Motor für zivilgesellschaftliches Engagement", betont Gerhard Wegner, Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts. Die Steigerung des Engagements ist beachtlich, da das Engagement in Deutschland insgesamt nur wenig zugenommen hat. In der katholischen Kirche hat es sogar leicht abgenommen. "Ein wichtiger Faktor für das Wachstum ist das verstärkte Engagement der Älteren, die sich insgesamt stärker in die Gesellschaft einbringen", sagt Soziologin Petra-Angela Ahrens.
Neben diesem generellen Trend ist aus den Angaben der Engagierten zu schließen, dass die evangelische Kirche in den vergangenen Jahren mit Erfolg um Ehrenamtliche geworben hat: Entgegen der allgemeinen Entwicklung brachten sich Jugendliche und Erwerbstätige verstärkt ein. Nicht zuletzt ist die gestiegene Zahl von Ehrenamtlichen darauf zurückzuführen, dass sie sich – im Vergleich zu 1999 – länger engagieren. In der evangelischen Kirche hat sich offenbar eine Kultur der Wertschätzung etabliert: Zudem fühlten sich Engagierte 2009 im Vergleich zu 1999 seltener überfordert, obwohl ihre Angaben darauf schließen lassen, dass die Anforderungen gewachsen sind. Ein Grund dafür könnte die Begleitung durch Hauptamtliche sein.
Im Vergleich zu anderen Organisationen, in denen Haupt- und Ehrenamtliche kooperieren, zeigen sich die in der evangelischen Kirche Engagierten sogar zufriedener mit den Mitsprache- und Mitbestimmungsmöglichkeiten. "Trotz dieser guten Ergebnisse müssen wir aber im Blick haben, dass sich viele Ehrenamtliche eine bessere fachliche Unterstützung und vor allem Anerkennung wünschen", gibt Gerhard Wegner zu bedenken. Bereits 2004 erfolgte durch das Sozialwissenschaftliche Institut eine erste Sonderauswertung des Freiwilligensurveys.
mehr News aus Wolfenbüttel