Heute wurde in Potsdam die bundesweite Interkulturelle Woche 2012 eröffnet. Unter dem Motto „Herzlich willkommen – wer immer du bist.“ feierten rund 300 Menschen in der Propsteikirche St. Peter und Paul einen ökumenischen Gottesdienst unter der Leitung von Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbistum Berlin, Bischof Markus Dröge von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und Metropolit Augoustinos von der Griechisch-Orthodoxen Metropolie in Deutschland.
In der liturgischen Eröffnung hob Kardinal Woelki hervor, dass die Kirchen in der Interkulturellen Woche ein breites Bündnis mit Kommunen, Gewerkschaften und anderen Religionsgemeinschaften eingegangen seien, um ihre „Option für Flüchtlinge, für Menschen ohne Lobby und für Menschen am Rande“ mit Leben zu füllen. In diesem Zusammenhang begrüßte Woelki die Entscheidung des Bundeverfassungsgerichts vom 18. Juli, das die sozialen Leistungen für Flüchtlinge als evident unzureichend bezeichnet hatte. Dass aber gerade Flüchtlinge in Deutschland eine menschenwürdige Aufnahme erfahren sollten, sei ein Gebot der Menschlichkeit: „Herzlich willkommen – wer immer Du bist! Das Motto ist auch ein notwendiges Signal an die, die zu uns kommen. Denn sie haben meist schwerwiegende Gründe dafür. Es fällt jedem schwer, seine Heimat zu verlassen“, so Woelki weiter. Schließlich hätten Christinnen und Christen den Auftrag, auf Zuwanderer zuzugehen, denn „in der Kirche kann es streng genommen keine Ausländer geben.“
In seiner Auslegung des Gleichnisses vom Großen Festmahl (Lukas 14,15-24) unterstrich Bischof Dröge die Notwendigkeit der Interkulturellen Woche. Angesichts des bereits fertig gestellten Abschiebegewahrsams auf dem neuen Berliner Großflughafen erneuerte er die kirchliche Kritik am dort geplanten Asyl-Schnellverfahren. Dieses Vorhaben „widerspricht der Menschenwürde und dem Selbstverständnis eines Rechtsstaates, in dem jedem Menschen ein angemessenes, faires und sorgfältiges Rechtsverfahren zusteht“, so Dröge. Auch die schleppend verlaufende Aufklärung der Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds bereite der Kirche Sorge: „Nicht nur für die Opfer ist es bitter, dass 20 Jahre nach den Vorfällen von Rostock-Lichtenhagen die Gefahr rassistischer Gewalt in unserem Land immer noch ausgeblendet und die Macht von Vorurteilen gegenüber Fremden und fremd Gemachten in der Mitte der Gesellschaft kleingeredet wird“, sagte der Berliner Bischof in seiner Predigt.
Dröge ging auch auf die gegenwärtigen Vorfälle rund um „ein beschämendes und diffamierendes Video“ ein, das tödliche Gewalt heraufbeschworen hätte. Gerade darum dürfe man nicht nachlassen in den Bemühungen, gemeinsam mit Menschen aus anderen Religionen an einer gerechteren und menschlicheren Welt zu bauen. Es mache Mut, wenn die Interkulturelle Woche zeige, „wie viele gute Projekte es gibt, bei denen mit offenem Visier und ohne Angst Schritte aufeinander zu gemacht werden.“
Nach dem ökumenischen Gottesdienst fand auf Einladung der Stadt Potsdam und des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses ein Empfang unter freiem Himmel vor der Kirche statt, bei dem auch der Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jacobs ein Grußwort hielt.
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