Für eine neue Kultur der Anerkennung von Berufen im Pflegebereich plädiert der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, Prälat Bernhard Felmberg. „Täglich unterstützen Sie Bedürftige in pflegerischen, medizinischen und hauswirtschaftlichen Belangen und nicht zuletzt bei der Aufrechterhaltung ihrer Selbständigkeit und der Bewahrung ihrer Würde“, sagte Felmberg auf dem Kongress „zukunft: pflegen + begleiten“ am heutigen Mittwoch in Berlin. „Sie tun damit mehr als unsere politischen Stellungnahmen es je könnten: Sie machen sich auf den Weg der Nächstenliebe.“
Der Bevollmächtigte machte deutlich, dass die EKD die Entwicklungen im Pflegebereich mit Sorge verfolge. Es sei davon auszugehen, dass die Zahl der Pflegebedürftigen von aktuell rund 2,3 Millionen auf mindestens 3 Millionen bis 2030 steigen werde. „Es ist kein Geheimnis: Pflege wird zu einem Mangelberuf. Und der zunehmende Druck auf Arbeitszeit und Entgelte ist sicherlich keine Lösung, um die Pflegeberufe attraktiv zu machen“. Felmberg warnte in diesem Zusammenhang vor der Gefahr, dass der Mindestlohn in der Pflege zur neuen Normgröße werden könne. Kritisch seien auch die zunehmenden Tendenzen zur Entsolidarisierung in der Pflegeversicherung zu bewerten. Felmberg: „Eine weitere Privatisierung würde die Spaltung zwischen denen, die sich private Pflege leisten können, und den Geringverdienern verschärfen.“ Wer Pflege sichern und Altersarmut vermeiden wolle, müsse dafür eintreten, dass die Solidarität zwischen den Versicherten erhalten bleibe.
Bei Pflege gehe es indes um mehr als um die Pflegeversicherung. „Es geht um ein ganzheitliches, dem Menschen zugewandtes Beziehungsgeschehen.“ Der EKD-Bevollmächtigte plädierte für ein Gesamtkonzept zur Versorgung pflegebedürftiger, behinderter und alter Menschen. Im Blick auf die Stärkung der ambulanten Versorgung forderte er „mehr Alltags- und Haushaltshilfen, der Ausbau von Beratungsangeboten und ein funktionierendes Case-Management“. Die Professionalität von Pflegearbeit dürfe nicht durch eine weitere Senkung der Standards unterlaufen werden. „Pflege braucht attraktive Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten“, so Felmberg abschließend.
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